Neckar-Odenwald-Kreis: Das Fest hat nicht an Kraft verloren
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Neckar-Odenwald-Kreis. (tra) Auch wenn Weihnachten zum zweiten Mal unter zermürbenden Pandemiebedingungen gefeiert werden muss, hat die Weihnachtsbotschaft nichts von ihrer Kraft verloren. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall ...
> Dekan Johannes Balbach (katholisches Dekanat Mosbach-Buchen): Ein zweites Jahr in Folge erleben wir ein Weihnachten unter erschwerten Bedingungen und Auflagen. Das Fest der Begegnung zwischen Gott und Mensch und zwischen uns Menschen müssen wir erneut mit Abstand, Mundschutz und in Sorge vor Infektion feiern. Die erhoffte Rückkehr zum Leben vor der Pandemie bleibt aus. In einer solchen Zeit und Lebenssituation ist es gut, eine frohe und frohmachende Botschaft zu hören. Weihnachten ist das Fest des Lichts. In einem Lied singen wir: "Licht das uns erschien, Kind vor dem wir knien, Herr erbarme dich!" Bereits im Advent wurden viele Kerzen entzündet und diese nicht nur am Adventskranz. Straßen, Fenstern und Gärten waren und sind weihnachtlich hell erleuchtet. Wir Menschen suchen und brauchen das Licht. Dunkelheit macht uns Angst und bedrückt uns.
Die Botschaft von Weihnachten will Hoffnung schenken und die Menschen aufrichten: "Ihr seid nicht alleine – Gott steht an eurer Seite – er kommt oder besser er ist in dieser Welt, um das Leben mit Euch zu teilen." Weihnachten ist auch das Fest des Friedens. Frieden heißt nicht nur schweigen der Waffen und der Kriegstrommeln. Es geht auch um den gesellschaftlichen Frieden, um den Frieden in unseren Familien, unseren Gemeinschaften und um den Frieden in mir selbst. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein lichterfülltes, friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest und ein hoffnungsvolles, glückendes neues Jahr."
> Dekan Rüdiger Krauth (evangelischer Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg): "Das Licht leuchtet in der Finsternis" (Johannesevangelium 1,5). Mit diesen Worten formuliert der Evangelist Johannes die Weihnachtsbotschaft. Das Licht Gottes bricht hervor – mitten in unserer Welt. Und unsere Welt war noch nie eine heile und paradiesische Welt. Schon immer sind dunkle Schatten über das Leben auf unserem Planeten gezogen. Schon immer gab es Krankheiten und Epidemien, Krieg und Gewaltherrschaft, Not und Elend. Weihnachten ist viel mehr als das Fest der Familie, der Geschenke und der romantischen Stimmung. Sondern es ist das große Versprechen Gottes, dass er uns sein Licht schickt. Die Kraft dieser Botschaft erweist sich gerade in Zeiten der Not und der Dunkelheit. Wo Verunsicherung und Sorgen das Leben schwer machen, wo Intoleranz und Hass zu Spaltungen führen, wo Krankheit und Tod furchtbare Spuren hinterlassen, da will Gott uns sein Licht senden. Das Licht der Hoffnung, das uns Kraft gibt, über den Horizont der aktuellen Not hinauszusehen. Das Licht des Trostes, das uns neuen Mut und neue Lebensfreude schenkt. Und das Licht der Solidarität, das uns erfahren lässt, dass wir miteinander mehr erreichen als getrennt und gegeneinander. Ich wünsche allen, die diese Zeilen lesen, dass dieses weihnachtliche Licht auch sie erreicht und für ihr Leben stärkt!"
> Dekan Folkhard Krall (evangelischer Kirchenbezirk Mosbach): "Weihnachten – einmal mehr ist es für mich ein Fest ohne "Warum". Warum die Geschenke? Warum der Baum? Warum die festliche Musik? Ich frage nicht danach. Ich schaue in das Licht einer Kerze – warum es mir dabei warm ums Herz wird, muss ich nicht wissen. Ich lasse dem glitzernden Augenblick sein Recht, lasse mich einfangen vom Klang des Weihnachtslieds. Ich muss es nicht verstehen, dieses Gefühl, das sich beim Blick auf das Kind in der Krippe einstellt. "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ..." Merkwürdig, dass die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas mit Erklärungen über das Warum beginnt. Warum machen sich Tausende von Familien auf den Weg in weit entfernte Städte und Dörfer?
Für alles gab es gute Gründe – für die Volkszählung, für die Gasthäuser, die keine Fremden mehr aufnehmen konnten, für die Notunterkunft im Stall, für die Unbarmherzigkeit in Kälte und Dunkelheit. Es lässt sich erklären, warum da am Ende ein Neugeborenes in einem Futtertrog liegt. Aber dafür gibt es keine Erklärung, dass gerade mit diesem Kind Gott allen Menschen einen neuen Anfang schenkt. Dafür gibt es keine Gründe, warum Hirten der Stimme des Engels trauen, der sagt: "Fürchtet euch nicht!" Dafür gibt es keine Gründe, warum Menschen in dieser Nacht der Liebe etwas zutrauen. Warum sie der Hoffnung so viel mehr folgen wollen als der Verbitterung. Natürlich haben Sie recht, wenn Sie jetzt fragen: "Aber ist Gott nicht der Grund hinter dem allen?" Ja, gewiss. Aber deshalb ist ja Weihnachten ein Fest ohne Warum. Wer wollte schon von sich behaupten, er könne Gott verstehen. Mir genügt es in dieser Heiligen Nacht, einfach nur zu staunen.
> Dr. Stefan Rencsik (Leiter der Kirchengemeinde Mosbach-Elz-Neckar): "Der Urinstinkt des Menschen war es immer, sich nach einer unendlichen, göttlichen Freude zu sehnen, die wir eine erhebende, rettende Erfüllung nennen. Diese Freude wurde vom Engel verkündet, als Gott in die Welt kam: "... ich verkünde euch eine große Freude ... Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr" (Lk 2,10-11). Diese Freude ist unser Weihnachten.
Als die Zeit sich erfüllte, die die Propheten verheißen hatten, wurde Gott Mensch – wie der Dichter sagt: "In Endlichkeit eingetauchte Unendlichkeit" (Zs. Semjén). In der Gestalt eines Kindes ist Gott ganz nahe zu den Menschen gekommen. Diese wesentliche und geschichtliche Gewissheit gibt seit Jahrhunderten den Menschen Kraft, an Gott zu glauben, der aus seiner Göttlichkeit hinausgetreten ist, dass er die Menschen in seine unendliche Liebe aufnehme. Darum rücken wir in der langen Pandemiezeit in unserer Kirchengemeinde und unseren Familien zusammen, um die christliche Tradition zu beleben, wo wir etwas Wärme, Aufmerksamkeit und Liebe erhoffen. Wir tun dies, weil wir spüren, dass es in den Familien und der Gesellschaft kälter geworden ist. Es ist überall eine allgemeine Lethargie zu finden – in Kirche und Gemeinschaften.
Der Glaube an Jesus Christus aber drängt und motiviert uns, das Antlitz der Erde zu erneuern. Im Alltag bedeutet dies, dass wir die Kraft und die Gnade des Gebets neu entdecken müssen, um uns zu erden und uns immer wieder zum Positiven hin auszurichten. Der verheißene Messias, das Christkind, wecke neu die Kräfte des Herzens in uns, damit wir Menschen der Hoffnung sind und Freude und Zuversicht ausstrahlen.
Mit der Liebe und Freude Jesu von Betlehem wünsche ich den Bürgerinnen und Bürgern ein gesegnetes und fröhliches Weihnachtsfest und ein friedliches und fruchtbringendes neues Jahr!