Neckarelz: Weihnachten feiern sie nun im neuen "Tannenhof"
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Von Frank Heuß
Neckarelz. Die Weihnachtsgeschichte beinhaltet Aufbruch und Ankommen. Eben das erleben gerade die Bewohnerinnen und Bewohner des Johanniter-Seniorenheims "Tannenhof", die am Mittwoch den ersten von zwei Neubauten im Tannenweg 12 in Besitz nahmen. Nach rund eineinhalb Jahren des Neubaus wurde dieser rechtzeitig zu Jahresende fertiggestellt. Und so konnte der Umzug von 70 Personen mit ganz unterschiedlicher Pflegebedürftigkeit aus dem Übergangsquartier an der Johannes-Diakonie sowie aus dem benachbarten Altbau, der nun in Kürze zum Abriss ansteht, noch vor den Feiertagen erfolgen.
"Es ist einfach phänomenal geworden", zeigte sich Heimleiter Hans Jürgen Mössner schon im Vorfeld des Umzugstages begeistert. So ließ er es sich auch nicht nehmen, gemeinsam mit Dr. Ludwig Kredel, zuständiger Kurator des Johanniterordens aus Heidelberg, sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner persönlich in ihren neuen Räumen willkommen zu heißen, wo auch schon die Weihnachtsbäume aufgestellt waren.
"In Mosbach gibt es so viele langsame Baustellen. Beim Tannenhof nicht", spielte Mössner auf die recht kurze Bauzeit an, die man beim nun anstehenden zweiten Gebäude, das den angrenzenden Altbau ersetzen soll, ebenfalls anstrebe. "Wir sind am 1. Juli 2020 in die Ausweichquartiere gegangen. Am 22. Dezember 2021 ziehen wir nun schon hier ein", resümierte Mössner, der dem Eindruck nach bereits jedes Detail des neuen Bauwerks kennt. Und die Gründe, die er sich mit Blick auf die aktuellen Straßengräben der Stadt wohl verkniff, fügte Dr. Kredel hinzu: "Hier wurde einfach hervorragend geplant und überlegt umgesetzt", attestierte er.
Es sei obendrein "ein ganz neues Konzept", das hier Anwendung findet, so Kredel. Die integrierte Gastronomie im Erdgeschoss spielt dabei offenkundig eine zentrale Rolle. So ließ man in modernem Gewand ein Stück weit das wieder auferstehen, was manche ältere Ortsansässige noch kennen: Die Kneipe "Holzkistle" mit zünftiger Theke und Bierzapfanlage, die hier zu Zeiten bestand, als das heutige Seniorenheim noch ein Hotelbetrieb gewesen ist.
Es ginge darum, viele Möglichkeiten zu eröffnen, ohne jemandem etwas aufzuzwingen, beschrieb Mössner. So trenne man nun organisatorisch den Service- vom Pflegebereich beim Personal ab. Entstehen soll mehr Individualität für die Bewohner – man könne ein Lebensgefühl ähnlich einem Hotel erhalten, aber auch gewohntes, heimisches Ambiente", in dem man sich weitgehend selbst versorgt.
In den Wohnbereichen sind hochmoderne Küchen eingebracht, wo die Bewohnerinnen und Bewohner, die noch entsprechend fit und rüstig sind, zusammen kochen und backen können. Es gibt wohnzimmerartig gestaltete Gemeinschaftsräume mit breiten Fensterfronten.
Zur Straße hin lässt sich in Richtung der Stadt schauend viel "Leben" aufnehmen. Andererseits bietet die zum Wald gewandte Gebäudeseite auch eine gemütliche Ausschau. Den ebenfalls großzügigen Außenbereich und den dort beheimateten Streichelzoo gibt es selbstredend auch in Zukunft. Die Bewohner habe man bei der Zuteilung der 25 Quadratmeter bietenden Einzelzimmer schon im Vorfeld eingebunden. Individuelle Wünsche wie etwa die räumliche Nähe zum Personal oder die Fensterseite Richtung Stadt oder Wald konnte man weitestgehend berücksichtigen, berichtete der Heimleiter.
Entsprechend strukturiert lief auch der Einzug unter der Koordination der Qualitätsbeauftragten des Johanniterhauses, Ann-Katrin Brinkmann, am Mittwochvormittag ab. Auf Rollcontainern kamen die Umzugskartons direkt mit den Bewohnern auf die Zimmer. "Wir müssen gar nicht schleppen, es ist alles schon da", lobte etwa eine Angehörige, die sich eigentlich auf einen Tag als Umzugshilfe eingestellt hatte. Kräftig mitgeholfen hat aber im Hintergrund eine freiwillige Helferschaft aus der örtlichen katholischen wie aus der evangelischen Kirchengemeinde sowie vom VfK Diedesheim und dem SV Sattelbach.
"Wir haben bis heute keinen einzigen Corona-Fall gehabt, unsere Impfquote liegt bei 100 Prozent, fast alle sind auch schon ,geboostert‘", ist Mössner stolz. Trotzdem galten auch beim Umzugsgeschehen die strengen Regeln von 2G-plus, wonach, überwacht von einem Sicherheitsdienst, nur Personen Zutritt zum Gebäude erhielten, die eine vollständige Impfung und zusätzlich einen negativen, tagesaktuellen Corona-Schnelltest nachweisen konnten.
"Für uns ist das ja kein Stress, sondern eine Freude", zeigte sich eine Seniorin schon im Foyer vor dem Einstieg in den Fahrstuhl zu den Wohnetagen guter Dinge. Noch ein Stück vor ihr war Heimbeirätin Anna-Maria Stadtmüller die erste Bewohnerin, die in ihrem Rollstuhl durch den Haupteingang kam. "Es ist sehr schön geworden, ich bin rundum zufrieden", resümierte die 87-Jährige nach einer ersten Inaugenscheinnahme im Speisesaal. Sie sei dankbar, außer ihren körperlichen Gebrechen "geistig noch vollkommen klar" zu sein und nun auch ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern helfen zu können, dass das Einleben gelingt. In höherem Alter noch einmal umziehen und sich umgewöhnen müssen, falle nicht allen so leicht. Das neue Gebäude mit der hohen Wohnqualität sei es aber wert, ist die aus Sulzbach stammende Rentnerin überzeugt.
Ganz ähnlich sieht es auch Albert Hüttler, der sich ebenfalls direkt nach Ankunft auf Erkundungstour machte. "Sieht gut aus", stellte der Neckarelzer bei prüfendem Blick durch die auch raumgestalterisch überlegt aufgebauten, farblich in hellen Tönen gehaltenen Räumlichkeiten fest. Auffallend ist nicht zuletzt der Naturbezug, der in Holzwerkstoffen sowie auch in den Raumteilern stilgebend ist.
Das "Mammutprojekt" ist damit aber trotzdem nur zur Hälfte abgeschlossen. Schon zu Beginn des kommenden Jahres soll der angrenzende Altbau fallen und dort ein weiterer Wohn- und Pflegebereich entstehen. Der Tannenhof wächst damit auf ein "90-Betten-Haus" an, das in seinem Standard sogar noch "deutlich über die Anforderungen der Landesheimbauverordnung hinaus" geht, erklärte Hans-Jürgen Mössner. Platz findet dort auch eine Tagespflege mit 15 Betten sowie ein betreutes Wohnen mit sechs Plätzen.