TSG Hoffenheim: "Die Geister, die wir riefen ..."
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Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. "Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los." Im "Zauberlehrling" von Johann Wolfgang von Goethe probiert sich der junge Magier an einem Zauberspruch seines Meisters und ist vom Erfolg berauscht. Schnell muss er dann allerdings feststellen, dass ihm die Situation über den Kopf wächst.
Nun ja. Als Lehrling in der Fußball-Bundesliga gilt Sebastian Hoeneß nach mittlerweile anderthalb Jahren als Cheftrainer nicht mehr. Und mit Zauberei hat der jüngste Höhenflug der TSG Hoffenheim gewiss auch nichts zu tun. Dennoch bediente sich Hoeneß vor dem Heimspiel an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr/Sky) des Goethe-Zitats: "Die Geister, die wir riefen ...", sagte der 39-Jährige, als er gefragt wurde, wie sein Team mit den zwei Niederlagen am vergangenen Wochenende bei Union Berlin und am Mittwoch im Pokal gegen Freiburg umgehen würde. Was Hoeneß meinte: Durch die zuvor guten Ergebnisse, aber vor allem durch die konstant guten Leistungen, sieht sich die TSG mit einer plötzlich ganz anderen Erwartungshaltung konfrontiert. Siebenmal waren die Kraichgauer vor dem Knick in Köpenick ungeschlagen geblieben und bis auf Rang drei gestürmt.
Dass die Duelle gegen die Berliner, die Breisgauer und die Borussen daher medial bereits zur Reifeprüfung ausgerufen wurde, sei die Folge, die Hoeneß und "Hoffe" – ähnlich wie der Zauberlehrling – nicht mehr "einfangen" konnten. Eine besondere Anspannung, nicht auch noch Teil drei der Englischen Woche zu verpatzen, nehme der TSG-Trainer dennoch nicht wahr. "Ich spüre da keinen Druck und meine das auch nicht, bei den Spielern zu sehen. Union war ein ordentliches Spiel, Freiburg war nicht gut", sagte Hoeneß.
So etwas könne im Verlauf einer langen Saison zwar mal passieren. Den Frust, vor allem über den Auftritt im Pokal, wollte er aber nicht verhehlen. "Das hat noch einen Tag gebraucht. Die Enttäuschung war riesengroß", resümierte Hoeneß nach einer Leistung, die er in Bezug auf Halbzeit eins "die schlechteste der vergangenen Monate" nannte: "Wir müssen dafür sorgen, dass das ein Ausrutscher bleibt."
Nun also Dortmund mit Ausnahmekönner Erling Haaland. Der Torgarant werde "natürlich Erwähnung finden" in der Vorbesprechung, kündigte Hoeneß an, den 21-Jährigen im Kollektiv stoppen zu wollen. Die individuelle Qualität der Borussia könne allerdings auch dazu führen, dass selbst die beste Hoffenheimer Leistung nicht für Zählbares reiche, so Hoeneß. "Man kann gegen Dortmund mal nicht gewinnen, dann geht es mal zwei, drei Plätze runter. Wir werden in jedem Spiel an unser Limit gehen müssen – und dann werden wir auch wieder punkten." Seinem Credo bleibt der Neffe von Uli Hoeneß also treu: "Cool bleiben, Fokus auf Performance, auf Training und dann wieder Leistung bringen."
Abseits des Rasens geht es für Hoeneß ungebrochen weiter mit den guten Nachrichten. Nach Bebou, Baumann, Rutter und Vogt hat binnen weniger Wochen auch David Raum einen neuen Vertrag unterzeichnet. Der erst im Sommer aus Fürth gekommene Linksverteidiger, dessen Vertrag ursprünglich bis 2025 datiert war, hat ein Jahr dran gehängt. Eine Gehaltserhöhung und angeblich auch eine Ausstiegsklausel jenseits der 30-Millionen Marke inklusive, die laut dem Fachmagazin kicker erst ab 2023 gelten soll.
"David ist aktuell sicher einer der absoluten Shooting Stars des deutschen Fußballs", sagt Manager Alexander Rosen. Man hätte Raum mit großen Erwartungen verpflichtet, "aber um ehrlich zu sein hat er diese mit Höchstgeschwindigkeit übertroffen", so Rosen über den 23-Jährigen, der bereits dreimal in die Nationalelf berufen wurde.
Raum wird auch gegen den Tabellenzweiten gesetzt sein. Hinter einem Einsatz von Akpoguma und Baumgartner stehe jeweils noch ein Fragezeichen. Ansonsten bleibt der Kader unverändert im Vergleich zum Pokalspiel.
Mit welchem Personal auch immer, wichtig sei gegen die schnellen Schwarz-Gelben, die Räume eng zu halten. "Das heißt aber nicht, dass wir uns hinten reinstellen", will Hoeneß dem BVB einen offenen Kampf bieten – und gibt somit die Steilvorlage zur perfekten Klammer.
"Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun." Soll Goethe mal gesagt haben.
Update: Freitag, 21. Januar 2022, 19.15 Uhr
Vor dem Dortmund-Spiel hat nun auch David Raum verlängert
Das deftige Pokal-Aus gegen Freiburg wirkt in Hoffenheim nach. Coach Hoeneß gibt sich vor dem Spitzenspiel gegen Dortmund trotzdem zuversichtlich.
Sinsheim. (dpa-lsw) Sebastian Hoeneß wollte vor dem Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga gar nicht zu viel über Erling Haaland sprechen. Der Topstürmer von Borussia Dortmund werde in der Besprechung "natürlich Erwähnung finden", sagte Hoffenheims Cheftrainer vor dem Duell mit dem BVB am Samstag (15.30 Uhr/Sky). "Wir werden es zusammen regeln müssen, das geht über eine Mannschaftsleistung. Wir müssen grundsätzlich versuchen, die Räume eng zu halten. Das heißt nicht, dass wir uns hinten rein stellen", fügte Hoeneß an.
Hoffenheim würde seinen derzeitigen Champions-League-Platz vier gerne verteidigen und muss dafür schnell den großen Pokalfrust hinter sich lassen. Das klare 1:4 unter der Woche gegen den SC Freiburg hat durchaus Spuren hinterlassen. "Das hat noch einen Tag gebraucht. Die Enttäuschung war riesengroß", resümierte Hoeneß nach dem ernüchternden Auftritt, den der Trainer mit Bezug auf Halbzeit eins "den schlechtesten der vergangenen Monate" nannte.
Nun kommt Dortmund - und nach Niederlagen gegen Union Berlin (1:2) und Freiburg soll zumindest der Abschluss der Englischen Woche vor der Länderspielpause gelingen. "Ich spüre da keinen Druck und meine das auch nicht, bei den Spielern zu sehen. Union war ein ordentliches Spiel, Freiburg war nicht gut", sagte Hoeneß. So etwas könne im Verlauf einer langen Saison aber mal passieren.
"Wir müssen dafür sorgen, dass das ein Ausrutscher bleibt", kündigte der 39-Jährige an. Gegen die individuell starken Dortmunder könne es sogar sein, dass die beste Leistung nicht für Zählbares reiche. Auch der BVB hat nach dem enttäuschenden Pokal-Aus beim FC St. Pauli etwas gutzumachen. Offen ist, ob die im Pokalspiel verletzt ausgewechselten Christoph Baumgartner und Kevin Akpoguma für das Heimspiel vor quasi leeren Rängen zur Verfügung stehen.
Abseits des Rasens hören die positiven Nachrichten im Kraichgau nicht auf. Nach Oliver Baumann, Ihlas Bebou, Kevin Vogt und Georginio Rutter hat nun auch Nationalspieler David Raum bei der TSG verlängert. Der Linksverteidiger, der ohnehin bis 2025 gebunden war, soll nun bis 30. Juni 2026 bleiben. "Die Entwicklung alleine in dieser Saison ist enorm. Er ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor. Schön, dass er weiter den Weg mit uns gehen möchte", sagte Hoeneß.
Auch der 23-Jährige, der ein ernster Kandidat für die WM 2022 in Katar ist, zeigte sich begeistert. "Der mutige und offensiv ausgerichtete Spielstil in Hoffenheim kommt mir und meinem Spiel total entgegen, sodass ich nicht lange überlegen musste hier zu verlängern", sagte Raum. Sportchef Alexander Rosen, der mit dem Deal auch für finanzielle Absicherung im Falle eines vorzeitigen Abgangs gesorgt haben dürfte, sagte voller Begeisterung: "David ist aktuell sicher einer der absoluten Shooting Stars des deutschen Fußballs. Er hat ein fast schon surreales Jahr hinter sich und in den vergangenen Monaten bei uns noch einmal eine starke Entwicklung genommen."