"Ich bin ein Star": Tara Tabitha bei Onlyfans: Warum die Plattform für viele das schnelle Geld bedeutet - und welche Gefahren dabei drohen
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Dschungel-Teilnehmerin Tara Tabitha verdient Geld auf der vor allem für Porno-Inhalte bekannten Plattform Onlyfans – indem sie dort unter anderem Fußfotos und ihre alten Zehennägel verkauft. Doch wie viel kann man dort wirklich verdienen? Und welche Gefahren drohen? Das beantwortet Experte Bano Diop.
Herr Diop, Sie beraten als Dienstleister Creator bei Onlyfans und anderen Plattformen. Wie viel verdient eine Influencerin wie Tara Tabitha dort mit ihren Inhalten?
Von außen kann man das nur halb analysieren, realistisch weiß das nur ein Creator selbst. Es gibt Leute, die nur wenige Follower haben, aber extrem viele von ihnen zum Bezahlen bewegen, weil sie bestimmte Themen bedienen. Man kann aber sagen: Es geht sehr schnell um fünfstellige Summen und mehr.
Geht es etwas konkreter?
Generell gilt: Wenn man das Profil nur für zahlende Follower öffnet, wie es auch bei Tara der Fall ist, kommt für jeden Follower der monatliche Beitrag herein – in ihrem Fall 20 Dollar pro Nutzer. Hinzu kommen dann natürlich noch Zusatzleistungen, etwa persönliche Chats oder exklusive Bilder. Unserer Erfahrung nach nutzen das im Schnitt deutlich über die Hälfte der Nutzer und geben dann in der Regel zwischen 20 und 100 Dollar im Monat aus.Dschungelcamp Tara Tabitha 13.26
Das ist eine Menge Geld.
Ja, vor allem wenn man bedenkt, dass manche Superfans das dann auch über fünf, sechs Monate durchziehen. Die überweisen dann schnell Tausende Euro. Was aber oft vergessen wird – leider auch von vielen Content Creatoren selbst – man muss das alles natürlich voll versteuern.
Da verwundert es nicht, dass es viele Influencer auch zu Onlyfans zieht ...
Es ist eine Möglichkeit, seine Reichweite extrem schnell zu Geld zu machen. Wenn man viel Reichweite hat und sich entscheidet, in die Erotik-Richtung zu gehen – dann sorgt das dafür, dass viele der Fans erstmal reinschnuppern. Unserer Erfahrung nach ist ein knappes Prozent der Follower bei Instagram und Co. bereit, Geld zu zahlen. Bei 100.000 Followern sind das dann 500 bis 1000 Nutzer. Und plötzlich fließen schon große Mengen an Geld, ohne viel Aufwand oder Equipment zu brauchen. Das fixt natürlich an, das beobachten wir immer wieder. Viele verdienen das erste Mal überhaupt Geld mit ihrem Content. Die Schlagzeilen, wie schnell dann Geld verdient wird, beflügeln das Ganze zusätzlich.
Tabitha geht mit ihrem Onlyfans in eine klare Richtung: Fußfetisch. Viele Menschen wundern sich, dass sie dort etwa Fußnägel verlauft. Sie auch?
Nicht mehr, nein. Gerade was Fetisch angeht, kann man bei Onlyfans mit ausgefallenen Vorlieben ein großes Publikum finden, das dann auch zahlungswillig ist. Entsprechende Anfragen bekommen auch andere Creator sehr viele. Ob man sie bedient, muss man dann selbst entscheiden.
Es geht auch ohne Sex
Muss man sich bei Onlyfans denn automatisch in Richtung Erotik bewegen?
Ganz klar: Nein. Eine unserer Klientinnen, Laura Vetter, die früher bei "Berlin Tag und Nacht" war, macht etwa gar keine Erotik-Inhalte. Sie nutzt die Plattform dafür, mit Fans in Kontakt zu bleiben. Anders als bei Instagram kann sie dort mit Fan-Kontakten direkt Geld verdienen, zum Beispiel mit bezahlten Chats oder mit exklusiven Fotos oder etwa Tanzvideos - ganz ohne Nacktheit. Das sind dann eher Einblicke hinter die Kulissen, ins Privatleben. Wenn die Fans diese Inhalte schätzen und dafür zu zahlen bereit sind, funktioniert das auch.
Der Anteil von Onlyfans, der nichts mit Sex zu tun hat, wächst. Wird es die Plattform Ihrer Ansicht nach aus der Schmuddelecke schaffen?
Es wird auf jeden Fall mehr, aber ob es anteilig wächst, kann ich nicht sagen. Es werden aber immer mehr Projekte. Bei jüngeren Nutzern hat die Plattform ohnehin ein anderes Standing, die hassen sie entweder – oder nutzen sie selbst.
Tatsächlich orientieren sich auch Instagram und Co. an Onlyfans, bieten mittlerweile Abo-Modelle an. Hat der Dienst da eine Tür aufgestoßen?
Ja, ganz klar. Durch die Skandale und die Summen, die da immer wieder genannt wurden, kam das ganz anders ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Creator. Das sorgt noch mal für eine Renaissance des Paid-Contents auf beiden Seiten. Skatevideos laufen über die Plattform Patreon zum Beispiel überraschend gut. Das sind dann oft Inhalte, die etwa bei Youtube wegen Alkohol oder Verletzungsgefahr kaum monetarisierbar sind.
Man muss auch sagen: In Deutschland ist Onlyfans gerade eher auf dem absteigenden Ast. Weil viele Zahlungsdienstleister im Herbst die Zusammenarbeit gekündigt haben, werden Zahlungsmöglichkeiten wie Paysafe-Karten nicht mehr unterstützt. Viele Deutsche haben aber keine Kreditkarte oder wollen nicht, dass Onlyfans auf der Abrechnung auftaucht, die Umsätze sind seit Herbst um 30 bis 50 Prozent zurückgegangen. Daher weichen viele Creator und Fans auf Alternativen aus, die etwa Paypal anbieten.
Noch einmal zurück zur Erotik: Viele Inhalte bei Onlyfans sind klar pornografisch. Wo ist der Unterschied zur klassischen Porno-Branche?
Für viele Frauen ist Onlyfans eine ganz andere Möglichkeit, Kontrolle über Sex-Content zu haben. Klar, ein paar Männer gibt es auch. Das Feld ist aber wie bei Influencer:innen klar von Frauen bestimmt. Und die schätzen, dass die Machtposition, die in der Porno-Branche immer besteht, quasi komplett wegfällt. Die Frauen können wirklich selbst bestimmen, was sie machen wollen. Sie müssen nicht über ihre Grenzen gehen.
Wenn sie das nicht wollen. Viele dürfte das Geld allerdings motivieren, dabei flexibler zu werden als anfänglich geplant.
Das ist für mich eine der größten Gefahren: Man schaut bei anderen, sieht wie weit die gehen und wie viel Geld im Spiel ist. Und dann geht man vielleicht immer weiter und weiß am Ende gar nicht mehr: Will ich das gerade oder lockt das Geld zu sehr? Dann ist mal das Auto kaputt oder ein neues Smartphone auf dem Markt. Und man ist eben nur einen Schritt von der falschen Richtung entfernt. Da kann man Grenzen schnell verlieren. Davor warnen wir unsere Klienten auch sehr bewusst. Solche Entscheidungen sollte man nicht aus dem Bauch heraus treffen. Es gibt danach kein Zurück mehr.
Gefahren beachten
Viele der Creator sind sehr jung. Können sie wirklich die Folgen auf ihr späteres Leben einschätzen?
Das ist schwierig. Es kommt leider schon immer wieder vor, dass Creator deshalb psychische Probleme oder eine Depression bekommen. Etwa, weil der Content mit dem Ex-Freund immer wieder auftaucht, auch wenn man das vielleicht gar nicht mehr will. Das passiert vor allem Frauen, die da so reingerutscht sind, als Studentin zum Beispiel.
Wenn der Content erstmal im Netz ist, ist es sehr schwer, ihn wieder loszuwerden. Vor allem, wenn er mit der echten Identität verbunden werden kann. Ich weiß von zwei Damen, dass sie sich deshalb nicht mehr auf bestimmte Jobs beworben haben. Aus Angst, dass es aufliegt.
Aber lässt sich das vermeiden?
Ich würde niemals meinen echten Namen nehmen und erst recht nicht meine echten Social-Kanäle. Wenn man auf die Reichweite des echten Namens setzen will – etwa als Influencer – muss man sich sehr bewusst machen, dass man bestimmte Richtungen nicht unbedacht einschlagen sollte. Wenn man einmal Porno gemacht hat, gibt es kein Zurück mehr. Zukünftige Werbekooperationen kann man dann vergessen. Die wenigsten Werbekunden wollen etwas mit Pornos zu tun haben. Und da kann leider schon mal die Existenz eines Onlyfans-Profils ausreichen, wenn es den Verdacht gibt, dass dort Erotikinhalte platziert werden. Bei bestimmten Werbekunden wird das zu Problemen führen.
Trotzdem scheint dieser Schritt normaler zu werden.
Vor allem in Amerika entwickelt sich das in eine echt krasse Richtung. Da gibt es Unmengen an Influencern, die eigentlich als DJ arbeiten und deren Instagram völlig normal wirkt. Und die dann bei Onlyfans plötzlich ganz schnell in Richtung Hardcore-Porno gehen. Das ist dort viel normaler als hier. Da merkt man aber in der Regel auch, dass sie das ganz alleine verantworten und sie niemand berät.
Welche Beratung kann eine Agentur denn leisten?
Wir haben viel Erfahrung damit, wie man eine Followerschaft aufbaut und hält, welche Arten von Inhalten funktionieren. Dazu gehört aber natürlich auch Unterstützung bei den rechtlichen und steuerlichen Fragen. Einige moderieren und verwalten auch das ganze Profil. Davon würde ich aber immer abraten.
Wieso das?
Da gibt es einfach viel Missbrauch. Ich persönlich denke, dass es mein Job ist, die Creator zu unterstützen. Manche vermeintlichen Manager wollen aber in erster Linie die Profile übernehmen, sich am Creator bereichern ohne auf individuelle Ziele und Bedürfnisse . Deshalb kann ich nur jedem raten, eine Agentur genau zu prüfen. Echte Agenturen haben Verträge, die man kontrollieren kann, eine echte Firmenadresse und Referenzen, die man checken kann. Wenn es das alles nicht gibt, sollte man es doch lieber selbst machen.
Bano Diop betreibt gemeinsam mit Sidney Diop die Agentur Sky Life Agency. Sie betreut von Hamburg und Los Angeles aus Content Creator auf zahlreichen Plattformen.