Wirtschaftskrise: Menschen in Pakistan sollen weniger Tee trinken – um die nationale Wirtschaft zu schonen
Pakistan steckt in einer schweren Wirtschaftskrise – und der Import von Tee kommt den Staat teuer zu stehen. Zurückstecken sollen nun die Menschen. Sie sollen den Konsum reduzieren.
In Pakistan ist Tee sozusagen ein Grundnahrungsmittel: Kaum irgendwo wird mehr Tee pro Kopf getrunken. Ein ganzes Kilo der fermentierten Blätter verbraucht im Schnitt jeder Einwohner des Landes pro Jahr. Für Pakistan wird das mittlerweile zum Problem – denn den Staat kostet der Import von Tee pro Jahr rund 600 Millionen US-Dollar. Und aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise verfügt er derzeit über weniger Reserven an ausländischer Währung als üblich.
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Der Import vieler Luxusgüter wurde in Pakistan bereits gestoppt und verboten, um Devisen zu sparen. Geschäfte sollen in Erwägung ziehen, schon um 20.30 Uhr zu schließen, um Strom für Licht und Klimaanlagen zu sparen. Und jetzt nimmt die Regierung um den neuen Premierminister Shehbaz Sharif auch den Tee ins Visier. Entwicklungsminister Ahsan Iqbal sagte: "Ich appelliere an die Nation, den Genuss von Tee täglich um ein bis zwei Tassen zu reduzieren, da wir für den Import von Tee Schulden aufnehmen müssen."
In Pakistan liebt man das Teetrinken
In den sozialen Medien Pakistans sorgte die Aufforderung für Aufruhr und Spott. Kaum jemand glaubt, dass das Trinken von einer Tasse Tee weniger am Tag die Finanzprobleme des Landes tatsächlich lösen könnte. Die werden von der aktuellen Regierung den Vorgängern um den im April abgewählten Premierminister Imran Khan in die Schuhe geschoben, allerdings stand der aktuelle Staatschef Shehbaz Sharif selbst bereits im Verdacht der Geldwäsche – und deshalb 2020 auch vor Gericht. Ob ausgerechnet er die finanzielle Situation des Landes stabilisieren kann, dürfte fraglich sein.
Das Land hat akute Probleme, an Devisen zu kommen, da auch Kredite aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage derzeit schwierig zu bekommen sind. Die aktuellen Reserven reichen voraussichtlich nur noch für rund zwei Monate. Was dann sein wird – da bleibt den Menschen im Land nur, abzuwarten und Tee zu trinken. Und davon bestenfalls zwei Tassen weniger am Tag.
Quelle: BBC