Auf der Suche nach einem stillen Örtchen machte ein Australier im Jahr 2016 eine sensationelle Entdeckung. In einer Höhle stieß er auf die Überreste der ältesten menschlichen Siedlung der Region. Ein Fund, der die prähistorische Geschichte des Kontinents neu schreibt.
Ein erstaunlicher Zufall hat zu einer sensationellen historischen Entdeckung im australischen Outback geführt. Clifford Coulthard arbeitete zusammen mit dem Archäologen Giles Hamm eigentlich an der Vermessung der nördlichen Region der Gebirgskette Flinders Ranges. Auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen, um sich zu erleichtern, machte er einen kleinen Abstecher und stieß dabei auf die Reste der ältesten Menschensiedlung, die in Südaustralien jemals entdeckt wurde.
Wie der australische Sender ABC News berichtet, befindet sich der Fund in einer Felsenschlucht rund 550 Kilometer nördlich von Adelaide und gilt jetzt schon als einer der bedeutendsten prähistorischen Zeugnisse des Landes. Denn die Höhlenbehausung zeigt, dass die Aborigines bereits vor 49.000 Jahren die Gegend bewohnten - also rund 10.000 Jahre länger als bislang angenommen.Teaser
Dass einst in der Höhle Menschen gewohnt haben müssen, erkannt der Archäologe und Doktorand an der La Trobe University Giles Hamm sofort: Denn an ihrer Decke entdeckte er Rußspuren, die von einem Lagerfeuer stammten. Welche Dimension der Zufallsfund hat, wird allerdings erst jetzt - neun Jahre später - deutlich.
4500 Artefakte und Knochen
All diese Zeit haben die Wissenschaftler gebraucht, um Tausende Artefakte aus dem Boden der Höhle auszugraben und zu untersuchen. Insgesamt förderte das Team rund um Hamm 4300 menschlich geschaffene Gegenstände und 200 Knochenfragmente von Tieren zu Tage, die zwischen 49.000 und 46.000 Jahre alt sind.
Durch den Fund muss nicht nur der Zeitpunkt der Besiedelung Südaustraliens korrigiert, sondern auch die Verbreitung von zahlreichen Technologien rückdatiert werden, so zum Beispiel Knochennadeln, Steinwerkzeuge mit Holzgriffen oder der Einsatz von Gips.
Die Studie, die in dieser Woche in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht wurde, breche gleich mit mehreren Paradigmen über die indigene australische Bevölkerung, sagte der Co-Autor Professor Gavin Prideaux. "Es herrscht eine eurozentrierte Ansicht, dass die Materialkultur in Australien ziemlich simpel und rückständig war, aber der Fund hilft, die Geschichte umzuschreiben", so der Wissenschaftler von der Flinders University's School of Biological Sciences.
Außerdem hat der Fund eine immense Bedeutung für die Debatte, ob ein Klimawandel oder der Mensch am Aussterben der australischen Megafauna die Schuld trägt. In der Höhle wurden nämlich die Überreste eines Diprotodon optatum, eines riesigen Wombat-ähnliches Säugetiers, und die Eier eines ausgestorbenen Riesenvogels gefunden. "Der einzige Weg, wie diese Überreste in die Höhle gekommen sein können, ist dass Menschen sie dorthin gebracht haben", sagte Prideaux. "Die Entdeckung stützt die These, dass ein Klimawandel zum Aussterben geführt hat. Schließlich lebten die Tiere nun erwiesenermaßen Seite an Seite mit den Menschen."