Dürre und Waldbrände: Große Hitze kommt doch noch nach Deutschland – Waldbrand treibt Touristen in Italien ins Meer
Die schon für die vergangene Woche vorhergesagte Hitze von um die 40 Grad kommt nun doch noch nach Deutschland. Derweil setzen Brände und Trockenheit Teilen Südeuropas zu. Einige Regionen Frankreichs sind wegen der Hitze in Alarmbereitschaft.
Hitze, Trockenheit und Waldbrände setzen weiten Teilen Südeuropas weiterhin schwer zu. In Portugal starb ein Pilot beim Absturz seines Löschflugzeugs. Im italienischen Adria-Badeort Bibione flohen Touristen wegen eines Waldbrandes ins Meer und wurden dort von der Küstenwache gerettet. Die Zahl der Hitzetoten in Spanien und Portugal geht nach offiziellen Angaben in die Hunderte. Deutschland dürfte laut Deutschem Wetterdienst (DWD) die schon in der vergangenen Woche erwartete Hitze erreichen. Am Dienstag könnte örtlich bis zu 40 Grad heiß werden.
Portugal: Ein einmotoriges Wasserflugzeug sei am Freitagnachmittag aus ungeklärter Ursache in der Nähe der Stadt Vila Nova de Foz Côa im Nordosten des Landes, etwa 200 Kilometer östlich von Porto, abgestürzt, berichtete die Zeitung "Público" unter Berufung auf den Zivilschutz. Der 38-jährige Pilot André Serra habe nur noch tot geborgen werden können.
Die Maschine war an der Bekämpfung eines Waldbrandes in der Region Torre de Moncorvo beteiligt. Zurzeit wüten in dem beliebten Urlaubsland 13 größere und Dutzende kleinere Feuer, wie der Zivilschutz mitteilte. Touristen- und größere Wohngebiete waren allerdings vorerst nicht in Gefahr. Insgesamt sind etwa 1000 Brandbekämpfer im Einsatz. Die vor einer Woche begonnene Brandserie wird von einer bereits seit vielen Monaten anhaltenden Dürre und Hitze begünstigt. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche mehr als 25.000 Hektar – das entspricht einer Fläche von ungefähr 35.000 Fußballfeldern.Hitzewelle Wetterprognosen 8.45
Spanien: 360 Hitzetote binnen einer Woche
Portugal leidet wie das Nachbarland Spanien unter Temperaturen von in der Spitze über 40 Grad. In Spanien wurden am Samstagmorgen insgesamt 33 Waldbrände registriert, von denen 14 außer Kontrolle waren. In der Nähe von Málaga mussten 2300 Menschen wegen nahender Flammen ihre Häuser in der Stadt Alhaurín el Grande verlassen, wie die Zeitung "El País" berichtete.
Unterdessen stieg die Zahl der Hitzetoten. In Spanien mit rund 47 Millionen Einwohnern starben seit vergangenem Sonntag 360 Menschen infolge der hohen Temperaturen, wie die Zeitung "La Vanguardia" am Samstag unter Berufung auf das staatliche Gesundheitsinstitut Carlos III. in Madrid berichtete. In Portugal mit gut zehn Millionen Einwohnern seien zwischen dem 7. und dem 13. Juli 238 mehr Tote als in Vergleichszeiträumen der Vorjahre gezählt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Lusa. Diese Todesfälle würden auf die extreme Hitze zurückgeführt.
Italien: Küstenwache rettet Touristen vor Feuer
In Italien sind Touristen im Adria-Badeort Bibione wegen eines Waldbrandes ins Meer geflohen und wurden dort von der Küstenwache gerettet. Der Brand in der bei deutschen Urlaubern beliebten Gegend brach laut Medienberichten am Freitagnachmittag aus. Ob Deutsche unter den Geretteten seien, konnte die Küstenwache am Samstag auf Nachfrage zunächst nicht bestätigen. Mehrere Feuerwehren und auch ein Löschhubschrauber kämpften gegen die Flammen an der Grenze zwischen den Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien. Am Samstag lief der Einsatz weiter.
Auf Videos war zu sehen, wie sich Feuer an den Bäumen hoch fraß und dichter Qualm in den Himmel stieg, der noch aus kilometerweiter Entfernung zu sehen war. "Wir hoffen, dass es nicht in den kommenden Stunden widerrufen wird, aber es sollte keine Vermissten geben", sagte der stellvertretende Bürgermeister von San Michele al Tagliamento, Pierluigi Grosseto, der Nachrichtenagentur Ansa. Vier Feuerherde hätten die Einsatzkräfte bekämpft.
Im Zusammenhang mit der extremen Dürre kämpfen derzeit in Italien landesweit Feuerwehren gegen Wald- und Buschbrände. In der Kommune Gereut (Frassilongo) im norditalienischen Trentino rückten am Freitag 90 Feuerwehrleute, zwei Hubschrauber und zwei Löschflugzeuge wegen eines Waldbrandes in einem Gebiet von rund 70 Hektar aus. Am Samstag wurden die Löscharbeiten fortgesetzt. Der Zivilschutz mahnte, sich dem Gebiet nicht zu nähern. Auf Sizilien und Sardinien loderten ebenfalls Wald- und Buschbrände.
Griechenland: Neues großes Feuer nahe Heraklion
In Griechenland werden derzeit täglich viele Dutzende Waldbrände registriert. Während die meisten Feuer relativ schnell eingedämmt werden können, geraten manche auch völlig außer Kontrolle. Ursache davon ist aktuell vor allem der Wind, der in weiten Teilen des Landes geradezu stürmisch weht und Flammen sowie Funken weiter vorantreibt. Die Behörden appellieren an die Menschen, im Freien unter keinen Umständen mit Feuer zu hantieren.
Der große Waldbrand auf Kreta, der zwischenzeitlich als kontrolliert galt, ist am Samstagnachmittag wieder voll entflammt. Nahe der Ortschaft Agios Vasilios südlich der Hafenstadt Rethymnon heizte starker Wind die Flammen an. Erneut mussten Häuser evakuiert werden, wie griechische Medien berichteten. Zuletzt waren bei dem Brand 132 Feuerwehrleute mit 40 Löschzügen im Einsatz, Löschhubschrauber unterstützten die Brandbekämpfung aus der Luft. Am Samstag brach auf Kreta zudem ein weiteres Feuer nahe der Hafenstadt Heraklion aus.
Alarmbereitschaft wegen Hitze in weiteren Regionen in Südfrankreich
Frankreich: An der Atlantikküste südlich von Bordeaux gibt es nach tagelangen Löscharbeiten Hoffnung auf eine Beruhigung eines der zwei großen Waldbrände. Die verbrannte Fläche bei Teste-de-Buch habe über Nacht nicht zugenommen, teilte die Präfektur des Départements Gironde am Samstagmorgen mit. Das Feuer sei aber noch nicht unter Kontrolle und das Risiko hoch, dass es wieder aufflamme.
Anders sieht es bei dem zweiten großen Waldbrand in der Gegend aus. Das Feuer bei Landiras verbrannte in der Nacht etwa 1000 weitere Hektar Land. Die Situation bleibe ungünstig, Winde brächten das Feuer Richtung Südosten voran. Feuerwehrleute sind bereits seit Dienstag im Einsatz, um die beiden großen Waldbrände zu löschen. Insgesamt wurden mehr als 9600 Hektar Land zerstört. Mehr als 12.000 Menschen wurden vorsichtshalber aus ihren Wohnungen oder von ihrem Ferienort in Sicherheit gebracht.
Wegen der hohen Temperaturen sind weitere Regionen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. In 22 weiteren größtenteils an der Atlantikküste gelegenen Départements werde den Bewohnern für Sonntag empfohlen, "sehr wachsam" zu sein, teilte der Wetterdienst Météo-France am Samstag mit. Insgesamt sind damit nun 38 von 101 Départements in Frankreich in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Hitzewelle in Frankreich mit Temperaturen von bis zu 41 Grad soll mindestens noch bis Anfang kommender Woche andauern. Derzeit ist vor allem der Südwesten und auch der Süden des Landes betroffen.
Großbritannien: Nationaler Krisenstab tagt wegen erwarteter Rekordhitze
Angesichts erwarteter Rekordtemperaturen in Großbritannien wurde am Samstag der nationale Krisenstab (Cobra) einberufen. Zuvor hatte der britische Wetterdienst Met Office für Teile des Landes erstmals eine rote Wetterwarnung wegen Hitze herausgegeben. Am Montag und Dienstag nächster Woche wird demnach in große Teilen Englands zwischen London und Manchester mit Temperaturen von bis zu 40 Grad gerechnet. Der bisherige Temperaturrekord liegt bei 38,7 Grad und wurde in 2019 in Cambridge gemessen.
Während der für nächste Woche erwarteten Hitzeperiode kann auch in Deutschland laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) örtlich die 40-Grad-Marke erreicht werden. Wie aus der Vorhersage vom Samstag hervorgeht, ist am Dienstag mit dem vorläufigen Höhepunkt der Hitzewelle zu rechnen. Die Temperaturen erreichten verbreitet um 35 Grad, im Südwesten und Westen bis 39, eventuell sogar 40 Grad, hieß es.
Am Sonntag verbreite sich landesweit viel Sonne. Nur im Norden könnten dichtere Wolken durchziehen. Dem DWD zufolge werden im Südwesten die höchsten Temperaturen erreicht. Dort sollen sie auf 25 bis 31 Grad klettern.