Sozialer Aufstieg: Friend the Rich: Reiche Freunde in der Kindheit bringen später ein besseres Einkommen
Harvard-Wissenschaftler haben Freundschaften und sozialen Aufstieg untersucht und festgestellt, dass arme Kinder später ein Fünftel mehr verdienen, wenn sie in der Kindheit Freunde aus reichen Familien hatten.
Kinder armer Eltern, die aber reiche Freunde finden, werden als Erwachsene 20 Prozent mehr verdienen, als wenn sie nur mit Menschen aus ihrem Einkommensmilieu aufwachsen. Das sagt eine Studie von Harvard-Forschern, für ihre Arbeit konnten sie auf den Datenschatz von Facebook zurückgreifen. Die Forscher bestimmten den sozioökonomischen Status ihrer Eltern anhand des Durchschnittseinkommens, dem Wohngebiet, dem Telefonmodell und der Bildung. Sie konnten auch sehen, welche Freunde ein Facebook-User in der Schule kennengelernt hatte. Das Einkommen eines Kindes mit niedrigem sozioökonomischem Status steigt demnach um ein Fünftel an, wenn es in der Nähe von Menschen mit hohem sozioökonomischem Status aufwächst.Digital Gap 20.00
Freundschaften sind soziales Kapital
"Diese Daten zeigen, wie wichtig soziales Kapital für den Weg aus der Armut ist. Die Verbindungen zwischen Personen mit niedrigem und hohem Sozialstatus können sich auf die Ambitionen, den Zugang zu Informationen und die Beschäftigungsmöglichkeiten auswirken", urteilten die Oxford-Wissenschaftler Noam Angrist und Bruce Sacerdote vom Dartmouth College, die nicht an der Untersuchung beteiligt waren. In einer weiteren Studie belegten die Forscher die These, dass soziale Ungleichheit zu einem guten Teil auf den Effekt von Freundschaften zurückzuführen sei. Die Freundschaftsmuster hemmen die soziale Durchmischung in der Regel, weil Menschen eher Freundschaften mit Menschen derselben Gruppe schließen.
Der Faktor "Freundschaft mit den Reichen" schiebt die Kinder die soziale Schichtung weit hinauf. Der Effekt hat die gleichen Auswirkungen wie eklatante Einkommensunterschiede des Elternhauses. Rich friends entsprechen der Einkommensdifferenz zwischen Kindern, die in einer Familie aufwachsen, die 27.000 Dollar im Jahr verdient, und denen, deren Elteren 47.000 Dollar verdienen.
Die Schule soll mischen
Dr. Raj Chetty, Hauptautorin der Forschungsarbeit aus Harvard, sieht drei Hauptmechanismen, die durch diese Freundschaften entstehen und die Chancen erhöhen. Das eine wäre sozialer Ehrgeiz, der Wunsch aufzusteigen. Dazu kommen grundlegende Informationen über die Bedeutung von Bildung und Aufstieg. Und nicht zuletzt wirken die Kontakte, das soziale Netzwerk zu Bessergestellten. Nach Chetty sollen die Schulen dieses Problem angehen. Sie könnten für eine bessere Durchmischung der Gesellschaft sorgen. "Das Aufwachsen in einer Gemeinschaft, die über Klassengrenzen hinweg verbunden ist, verbessert die Ergebnisse der Kinder und gibt ihnen eine bessere Chance, aus der Armut herauszukommen“, sagte sie zur "New York Times".WISSEN AR Achtung Baby
Weitere Faktoren wirken sich aus
Ob das möglich ist, ist eine andere Frage. Der Faktor "Freundschaften zu den Reichen" ist keine neutrale Variable. Er kann von vielen anderen Bedingungen abhängen, die die Studie nicht erfasst und die eine Durchmischung per Schule nicht beeinflussen kann. So ist es möglich, dass diese Freundschaften entstehen, weil die Eltern viel Wert auf Bildung und Schule legen. Oder schlicht damit zusammenhängen, dass die Personen besonders einnehmend und attraktiv sind und eine hohe sozialen Fähigkeit besitzen. Oder, dass sie überdurchschnittlich intelligent sind.
Zur letzten Gruppe gehört Sathnam Sanghera. In der "London Times" beschreibt der Journalist den Freundschaftseffekt an seinem eigenen Leben. Er schildert, wie er angestoßen durch die Initiative eines Lehrers in mehreren Schüben mit immer höheren sozialen Schichten in Berührung kam. Wie er mühsam die Codes lernte, mit denen sich diese Gruppe untereinander verständigten. Darunter für die Unterschicht undenkbare Angewohnheiten, wie ein klappriges Auto zu fahren, obwohl man sich ein PS-starkes Model leisten könnte. Oder niemals einen großen Fernseher im Haus zu dulden, sondern nur ein kleines Modell – dessen Bildschirm am besten noch teilweise von ein paar Büchern verdeckt wird. Oder aber von einem stattlichen Landsitz mit Park nur als von "unserem Häuschen" zu sprechen.
Sanghera zeigt aber auch zwei weitere Momente. Das erste ist die weitgehende Entfremdung von dem Milieu, in dem er aufwuchs und indem er als Kind glücklich war. Das fing schon an, als er begann sich in seiner Mittelschichtsschule für die schrullige Angewohnheiten seiner Eltern zu schämen. Unfreiwillig zeigt er auch ein weiteres Dilemma: Verglichen zu seinem sozialen Start hat der angesehene Journalist ein sehr gutes Einkommen erreicht. So wie die Studie es beschreibt. Doch zu seinen Freunden mit einem Stadthaus in London und dem "Häuschen" auf dem Land konnte er nicht aufschließen.