Festgeld und Tagesgeld: Steigende Zinsen – die besten Angebote und worauf Sparer achten sollten
Die Banken haben die Sparzinsen für Festgeld und Tagesgeld zuletzt deutlich erhöht. Lohnt sich das? Wo es die besten Angebote gibt und wie langfristig Sie Ihr Geld wirklich anlegen sollten.
Im Juli hat die Europäische Zentralbank ihre Nullzinspolitik beendet und den Leitzins auf 0,5 Prozent erhöht. Es ist die erste Zinserhöhung der Notenbank seit mehr als zehn Jahren. Mit dem Schritt wollen die Währungshüter die grassierende Inflation bekämpfen. Für Menschen, die einen Kredit aufnehmen wollen, ist die Zinswende eine schlechte Nachricht. Wer hingegen sein Geld auf ein sicheres Festgeldkonto legen will, kann von den steigenden Zinsen profitieren.
Denn auch die Banken lassen die Ära der Null- und Minuszinsen zunehmend hinter sich, streichen die Verwahrentgelte, und bieten wieder nennenswerte Sparzinsen. Laut dem Vergleichsportal FMH haben sich die Zinsen für Festgeld mit zwei bis drei Jahren Laufzeit binnen zwei Monaten verdoppelt. Und für Festgeld mit einjähriger Laufzeit haben sich die Zinsen seit dem Rekordtief Mitte April sogar mehr als verdreifacht, wie das Finanzportal Biallo notiert.
Sogar das Tagesgeld erlebt ein vorsichtiges Comeback. Die Advanzia Bank bietet aktuell wieder 0,5 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Auch bei der Consorsbank gibt es 0,5 Prozent, zumindest für Neukunden. Das mag sich angesichts einer Inflationsrate von mehr als sieben Prozent zwar immer noch mickrig anfühlen – doch dafür ist das Geld sicher angelegt, unterliegt keinerlei Kursschwankungen und ist trotzdem täglich verfügbar. PAID Zinswende EZB 17.49
Festgeldzinsen bis 2,5 Prozent
Beim Festgeld sind je nach Anlagezeitraum wieder deutlich mehr als ein oder sogar zwei Prozent Zinsen drin. So bietet etwa der schwedische Finanzdienstleister Klarna 1,35 Prozent Zinsen für ein Jahr und 1,75 Prozent für zwei Jahre. Die litauische Payray-Bank, deren Festgeldangebote über die Online-Plattform Weltsparen verfügbar sind, bietet sogar 1,9 Prozent für ein Jahr, 2,3 Prozent für zwei Jahre und 2,5 Prozent für drei Jahre. Die Zinssätze verstehen sich jeweils pro Jahr. Wer 10.000 Euro für drei Jahre zu 2,5 Prozent anlegt, hat also am Ende (selbst ohne Zinseszins) 750 Euro raus.
Allerdings erscheinen allzu lange Zinsbindungen derzeit eher wenig ratsam – und das aus zwei Gründen. Zum einen kommen auf Verbraucher in den kommenden Monaten aufgrund der Energiekrise und der allgemeinen Teuerung zusätzliche Kosten zu. Vor allem für Nebenkosten-Nachzahlungen, die neue Gas-Umlage und erhöhte Abschlagszahlungen fürs Heizen müssen Verbraucher Geld zurückhalten, wobei noch unklar ist wieviel. Wer seine Barreserven jetzt für drei Jahre auf die Bank legt, könnte das schon bald bereuen. Sparen für Kinder_10.59
Weiter steigende Zinsen erwartet
Zum anderen ist aber auch zu erwarten, dass die Zinsangebote der Banken weiter steigen werden, sodass die Konditionen schon in einigen Monaten deutlich besser sein könnten. Das Verbraucherportal Finanztip rät daher aktuell "zu eher kurzen Laufzeiten von bis zu 12 Monaten".
Eine Möglichkeit ist auch, die Sparsumme aufzuteilen und zu unterschiedlich langen Laufzeiten anzulegen. So wird regelmäßig ein Teil des Geldes frei und kann entweder für anfallende Ausgaben verwendet oder erneut – und im besten Fall höher verzinst – angelegt werden. Beachten sollten Sparer schon bei Kontoeröffnung, ob das Geld am Laufzeitende "prolongiert" wird, also automatisch für den gleichen Zeitraum erneut angelegt wird (zu dann gültigen Konditionen), sofern dies nicht vorher deaktiviert oder das Festgeld gekündigt wird.
Unterm Strich reichen die Zinsangebote derzeit nicht annähernd aus, um die Inflation auszugleichen. Für langfristigen Vermögensaufbau eignen sie sich daher nicht. Sie sind aber eine sichere Möglichkeit, den Kaufkraftverlust ohne irgendwelche Kursrisiken zumindest etwas abzufangen. Grundsätzlich sind Guthaben auf Festgeldkonten bei allen Banken in der Europäischen Union durch die gesetzliche Einlagensicherung gegen etwaige Pleiten geschützt – und zwar bis zu einer Summe von 100.000 Euro pro Geldinstitut und Kunde.