Thüringer Schützenbund: DOSB-Präsident nimmt Schießsportzentrum unter die Lupe
Wie geht es weiter in Sachen Schießsportzentrum Suhl (SSZ) auf dem Friedberg, das einen Bundesstützpunkt beherbergt? Das ist eine Frage, die auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert (Oberzeuzheim), bei seinem Besuch am Dienstag zu hören bekommt. Denn um die malerisch gelegene Anlage von Weltruf, auf der unter anderem die Thüringer Olympiateilnehmer, Nadine Messerschmidt (Schmalkalden, Flinte Skeet) und Doreen Vennekamp (Steinbach-Hallenberg, Sportpistole/Luftpistole) trainieren, zukunftsfähig und weiterhin wettbewerbsfähig zu machen, bedarf es großer Investitionen.
Geplant ist im Jahr 2024 eine Bewerbung für die Weltmeisterschaften 2030. „Dazu sind Investitionen in Höhe von 40 bis 50 Millionen Euro notwendig“, sagt Stephan Thon (Heyerode), Präsident des Thüringer Schützenbundes (TSB), und Thomas Weikert hört aufmerksam zu. „Wir brauchen dazu einen neuen Finalstand“, sagt Thon. Außerdem müssten unter anderem ein fünfter Wurfscheibenstand gebaut, die Erich-Krempel-Halle erweitert sowie die Anlage energetisch saniert und in Sachen Umweltschutz ertüchtig werden. Um diese Mammutaufgabe zu stemmen, ist eine hohe Förderung von Bund oder Land notwendig. Doch da liegt gegenwärtig der Knackpunkt ungeachtet einer Bewilligung der Mittel: Denn weder die in Haushaltssicherung befindliche Stadt Suhl, noch der Thüringer Schützenbund (TSB) als die beiden Anteilseigner an der SSZ GmbH, welche die Anlage betreibt, wollen wegen Eigenanteilen und Risiken der Empfänger sein, was Kommunen oder eben Verbänden beziehungsweise Vereinen vorbehalten ist. Der TSB hält 74,9 Prozent, die Stadt Suhl 25,1 Prozent an der GmbH. Die GmbH wird vorwiegend vom Land, aber auch von der Stadt bezuschusst.
Stephan Thon sieht ebenso wie Suhls Oberbürgermeister André Knapp das Land und den Bund bei der Suche nach einer Lösung in der Pflicht. „Gegenwärtig gibt es leider noch keine“, sagt der Präsident des Verbandes mit mehr als 19000 Mitgliedern. Knapp würde die Anlage gerne in einen Sportstättenzweckverband einbringen – wie etwa den des Thüringer Wintersportzentrums Oberhof, an dem das Land, der Landkreis Schmalkalden-Meiningen und die Stadt Oberhof beteiligt sind. Ihre Standpunkte verdeutlichen beide gegenüber Weikert. Dirk Schade, Leiter des Bundesstützpunktes, verweist beim Rundgang durch Krempelhalle, Finalhalle, Bogenplatz und später auf dem jagdlichen Teil der Anlage mit den Wurfscheibenständen auf die aktuellen sportlichen Erfolge und die der vergangenen Monate. Recurve-Bogenschützin Michelle Kroppen (SV GutsMuths Jena) hatte bei den Olympischen Spielen in Tokio Bronze mit der Mannschaft geholt und bei der EM in diesem Jahr drei Medaillen bei drei Starts. Skeet-Spezialistin Nadine Messerschmidt ist frischgebackene zweifache Vizeeuropameisterin in Einzel und Mannschaft und hat ebenso einen deutschen Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2024 in Paris erreicht, wie die zweifache Europameisterin in Einzel und Mannschaft mit der Sportpistole, Doreen Vennekamp. Im SSZ soll auch im kommenden Jahr im Juni wieder ein Junioren-Weltcup, die größte weltweite Veranstaltung für diesen Altersbereich, stattfinden.
Thomas Weikert, der zuvor die Sportstätten im Wintersportzentrum Oberhof unter die Lupe genommen hatte, zeigt sich sehr angetan von der Anlage mitten in der Natur. Er habe immer ein offenes Ohr, nicht nur für die aktuellen Probleme, versichert der DOSB-Präsident, der selbst beim Sportschießen „nichts treffen“ würde. Der 60-Jährige kümmert sich seit seiner Wahl zum DOSB-Präsidenten im Dezember 2021 in Weimar zwar um die Belange aller Sportarten des Dachverbandes, hat seine sportliche Heimat aber im Tischtennis und war selbst Bundesligaspieler. Kleine Randnotiz: In der Saison 2004 trug der damalige Tischtennis-Frauen-Bundesligist TTC HS Schwarza einige Heimspiele im Schießsportzentrum aus. „Interessant“, sagt Weikert, bevor er den Beteiligten alles Gute für die Vorhaben wünscht und sich dann mit seinem Auto auf die 250 Kilometer Weg nach Limburg macht, wo der Jurist eine Rechtsanwaltskanzlei betreibt.
(Jan-Thomas Markert)