Weitere Medienberichte bestätigen Recherchen von t-online: Russische Schiffe operierten vor den Explosionen am Nord-Stream-Tatort. Nicht nur wenige Tage, sondern offenbar schon Monate zuvor.Recherchen mehrerer skandinavischer Rundfunkanstalten fügen dem Rätsel um die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines weitere Indizien hinzu, die den Verdacht auf Russland lenken. t-online berichtete Ende März über mehrere Schiffe der russischen Marine, die wenige Tage vor den Explosionen den Tatort ansteuerten und für Unterwasseroperationen ausgerüstet waren. Die dänische Tageszeitung "Information" machte vor Kurzem öffentlich, dass die dänische Marine Fotos der Schiffe anfertigte. Nun verdichten abgefangene Funksprüche offenbar die Spur. Experten: Hochverdächtige AktivitätenDen nordischen Sendern SVT aus Schweden, NRK aus Norwegen, DR aus Dänemark und Yle aus Finnland zufolge hörte ein pensionierter Geheimdienstler der britischen Marine Funksprüche der Schiffe ab, die Rückschlüsse auf ihre Position um die Tatorte zulassen. Demnach fuhren die Schiffe, ohne Positionsdaten zu senden, als sogenannte "Dark Ships". Und das nicht nur vier Tage vor den Explosionen, sondern bereits Monate zuvor im Juni. Über die Recherchen berichten in der Medienkooperation auch der "Spiegel", "ZDF Frontal" und der österreichische "Standard". Demnach teilte die anonym bleibende Quelle ihre Ergebnisse mit den Sendern und ermöglichte, ihre Identität zu überprüfen. Durch öffentlich einsehbare Daten und eine Kooperation mit dem norwegischen Analyseunternehmen KSAT ließen sich die Angaben den Schilderungen zufolge verifizieren. Sie zeichnen das Bild anhaltender russischer Schiffsoperationen um die Pipelines. Mehrere Experten beurteilten die Aktivitäten im Zusammenhang mit den Anschlägen als hochverdächtig. Unbeobachtet am späteren TatortEines der nun durch die Funksprüche zwischen Flotte und Basis identifizierten Schiffe ist der Schlepper "SB-123", der laut Informationen von t-online zum geheimen Konvoi von sechs Schiffen gehörte und mit Lastkränen ausgestattet ist. Er bewegte sich demnach zwischen den Tatorten und operierte in der Nacht zum 22. September vermutlich unbeobachtet in dem Gebiet, wie t-online bereits berichtete. Erst am nächsten Morgen trafen dänische und schwedische Streitkräfte ein. Die dänische Marine fertigte laut "Information" 112 Bilder der Schiffe an, darunter 26 der mit Mini-U-Boot ausgestatteten "SS-750", über deren Anwesenheit am Tatort t-online ebenfalls berichtet hatte. Hören Sie die Details der Recherche hier im Podcast (Stand 1. April 2023):Doch schon Monate zuvor bewegten sich russische Militärschiffe den neuen Berichten zufolge verdächtig in der Nähe der Anschlagsorte. Demnach machte der britische Ex-Agent im Juni zwei weitere russische Militärschiffe dort aus, die "Sibirjakow" und ein anderes, das nicht identifiziert wurde. Die "Sibirjakow" gilt ebenfalls als ein zu Unterwasseroperationen fähiges Schiff und verfügt über Ausrüstung, die es ermöglicht, den Meeresboden zu kartieren. Wahrscheinlich staatlicher AkteurEin Militäranalytiker der Universität von Kopenhagen, Jens Wenzel Kristoffersen, sagte den Sendern, all die Angaben deuteten darauf hin, dass Operationen unter der Wasseroberfläche stattgefunden hätten. Ähnlich äußerten sich der britische Marineexperte H I Sutton und der dänische Ex-Geheimdienstler Jacob Kaarsbo. Der dänische Marineexperte Johannes Riber hatte bereits bei t-online die Einschätzung geäußert, dass der fragliche russische Schiffsverband über die notwendige Ausrüstung für den Nord-Stream-Anschlag verfüge.Am 26. September war es nahe der dänischen Insel Bornholm zu mehreren Explosionen an den Pipelines gekommen, über die Gas von Russland nach Deutschland geliefert worden war. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar. In Deutschland, Dänemark und Schweden laufen Ermittlungen. Ein staatlicher Akteur gilt laut schwedischen Ermittlern als wahrscheinlichster Täter.
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