Ehemaliger Starmoderator: "Ich hoffte, sie würden ihn töten“: Hass-SMS von Tucker Carlson alarmierte Fox-Bosse vor seinem Rauswurf
Eineinhalb Wochen nach der Entlassung von Starmoderator Tucker Carlson bei Fox News hat die "New York Times" eine neue Textnachricht des Rechtspopulisten veröffentlicht. Sie könnte der Auslöser für Carlsons Rausschmiss gewesen sein.
Eine Textnachricht von Tucker Carlson an einen Mitarbeiter könnte das plötzliche Aus des Moderators beim US-Sender Fox News erklären. In der SMS, die Carlson in den Stunden nach der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 einem der Produzenten seiner Show "Tucker Carlson Tonight" geschickt hatte, berichtete der Rechtspopulist laut "New York Times" über ein Video, dass er kürzlich gesehen habe. Darin habe eine Gruppe von Trump-Anhängern "ein Antifa-Kind" umzingelt und angefangen, auf das Opfer einzuprügeln. "Es waren drei gegen einen, mindestens", zitiert die US-Zeitung Carlson.
Der TV-Star habe in der Nachricht seine Bestürzung darüber ausgedrückt, dass die Angreifer, wie er selbst, weiß waren. "Einen Typen so anzuspringen ist natürlich unehrenhaft. Das ist nicht die Art, wie weiße Männer kämpfen", schrieb er dem Blatt zufolge. Doch plötzlich habe er sich dabei ertappt, wie er dem Mob die Daumen gedrückt habe, "in der Hoffnung, sie würden ihn härter schlagen, ihn töten. Ich wollte wirklich, dass sie dem Jungen wehtun".
Das Ende der SMS sei in versöhnlicherem Ton verfasst gewesen: "Dann ging irgendwo tief in meinem Kopf ein Alarm los: 'Das ist nicht gut für mich. Ich werde zu etwas, das ich nicht sein will'", habe Carlson geschrieben. "Ich sollte daran denken, dass es irgendwo jemanden gibt, der dieses Kind liebt und der am Boden zerstört wäre, wenn er getötet würde. Wenn mir diese Dinge egal sind, wenn ich Menschen auf ihre Politik reduziere, wie kann ich dann besser sein als er?"
SMS von Tucker Carlson in Gerichtsakten geschwärzt
Der Vorstand von Fox News habe am Vorabend des geplanten milliardenschweren Dominion-Prozesses von der SMS erfahren, berichtet die "New York Times". Der Wahlmaschinenhersteller hatte Fox wegen der Verbreitung von Lügen über die Präsidentschaftswahl 2020 verklagt. Die Führungsetage des Senders habe befürchtet, dass Carlsons Nachricht während seines Verhörs im Zeugenstand öffentlich werden und dem Unternehmen erheblichen Schaden zufügen würde. Auch Carlson und seine tägliche Abendsendung standen im Fokus des Gerichtsprozesses.STERN PAID Tucker Carlson Kommentar 15.14
Einen Tag später, als der Prozess eigentlich starten sollte, verkündeten der Medienkonzern und Dominion, dass man sich außergerichtlich auf eine Schadenersatzzahlung in Höhe von 787,5 Millionen US-Dollar (rund 714 Millionen Euro) geeinigt habe. Außerdem teilte der Fox-Vorstand den Führungskräften des Unternehmens laut "New York Times" mit, dass er eine externe Anwaltskanzlei mit einer Untersuchung des Verhaltens von Carlson beauftragen werde.
Die Textnachricht habe sich in eine wachsende Zahl interner Probleme eingereiht, die Fox mit Carlson hatte, schreibt die US-Zeitung unter Berufung auf mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Diese hätten die Unternehmensleitung schließlich zu dem Schluss veranlasst, dass der 53-Jährige eher eine Belastung als eine Bereicherung sei und gefeuert werden musste.Kapitol Sturm FS-Jubiläumsausgabe 14.13
In anderen Nachrichten hatte Carlson sich grob und sexistisch über Frauen geäußert, darunter auch eine Führungskraft von Fox. Und obwohl er Trump in seiner Sendung öffentlich hofierte und dessen Lüge vom Wahlbetrug verbreiten ließ, soll Carlson über den Ex-Präsidenten geschrieben haben: "Ich hasse ihn leidenschaftlich." Fox selbst hat sich bislang nicht zu den Gründen für den Rauswurf seines Quotenbringers geäußert und lediglich verkündet: "Wir danken ihm für seine Dienste für den Sender als Moderator und davor als Mitarbeiter."
Die nun von der "New York Times" veröffentlichte Textnachricht ist der Zeitung zufolge Teil von geschwärzten Gerichtsakten. Ihr Inhalt wurde demnach in Interviews mit mehreren mit der Verleumdungsklage gegen Fox vertrauten Personen offengelegt. Die Personen hätten unter der Bedingung der Anonymität gesprochen, weil sie nicht identifiziert werden wollten, da die Nachricht durch eine gerichtliche Anordnung geschützt ist. In den öffentlichen Akten ist sie weiterhin geschwärzt.
Quellen: "New York Times", CNN