Nach Sieg am "Super Tuesday": Trump vor neuem US-Präsidentschaftsduell mit Biden
Nach einem klaren Sieg bei den Präsidentschaftsvorwahlen der US-Republikaner am "Super Tuesday" hat Donald Trump die Kandidatur gegen Amtsinhaber Joe Biden bei der Wahl im November praktisch in der Tasche. Trump gewann am Dienstag in 14 der 15 Bundesstaaten, in denen seine Partei Vorwahlen abhielt. Seine einzige verbliebene parteiinterne Rivalin Nikki Haley steigt deshalb aus dem Präsidentschaftsrennen der Republikaner aus.
Sie sei sehr dankbar für die "große Unterstützung", die sie aus allen Teilen des Landes erhalten habe, sagte Haley am Mittwoch in Charleston in ihrem Heimatstaat South Carolina. "Aber es ist nun an der Zeit, meine Kampagne auszusetzen."
Die frühere Gouverneurin und Ex-Botschafterin sprach keine Wahlempfehlung für Trump aus. Der Rechtspopulist müsse sich nun die Unterstützung der gemäßigten Republikaner "verdienen", die bei den Vorwahlen für sie gestimmt hätten. "Wir müssen uns von der Dunkelheit des Hasses und der Spaltung abwenden", fügte Haley hinzu.
Biden und Trump forderten Haleys Anhänger am Mittwoch umgehend auf, sich ihnen anzuschließen. Trump lud sei ein, Teil der "der größten Bewegung in der Geschichte unserer Nation" zu werden. Biden lobte Haley dafür, "die Wahrheit über Trump" zu sagen und rief ihre Unterstützer auf, in sein Lager zu wechseln.
Haley hatte am "Super-Dienstag" lediglich im kleinen Neuenglandstaat Vermont gewonnen. Schon die vorherigen Vorwahlen seit Januar hatte die frühere Gouverneurin von South Carolina und Ex-Botschafterin bei der UNO fast alle verloren. Nur in der Hauptstadt Washington konnte sie Trump schlagen. Die 52-Jährige stand deshalb bereits vor dem "Super Tuesday" unter starkem internen Druck, aus dem Rennen auszusteigen, damit sich die Partei hinter Trump vereinigen kann.
Mit dem jetzigen Ausstieg Haleys ist Trump die Kür zum Präsidentschaftskandidaten de facto sicher. Formell nominiert wird der Kandidat gegen Biden bei einem Parteitag der Republikaner im Juli. Am "Super-Dienstag" hatte sich der Rechtspopulist mit seinen Vorwahlsiegen in 14 Bundesstaaten - darunter den bevölkerungsreichsten US-Staaten Kalifornien und Texas - hunderte weitere Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag gesichert.
Laut Berechnungen von US-Medien hat Trump nach dem "Super Tuesday" insgesamt etwa tausend der mindestens 1215 Delegiertenstimmen eingesammelt, die er für seine Nominierung braucht. Nach dem Ausstieg Haley sind die weiteren republikanischen Vorwahlen reine Formsache. In den nächsten ein bis zwei Wochen dürfte der Ex-Präsident die restlichen benötigten Delegiertenstimmen einholen, auch wenn die Vorwahlen noch bis Anfang Juni laufen.
Vor Anhängern in seinem Privatanwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida sprach der umstrittenste US-Politiker seit Jahrzehnten von einem "fantastischen Abend": "Sie nennen es nicht umsonst den 'Super Tuesday'."
Auch die Demokraten von Präsident Biden hielten am Dienstag Vorwahlen in 14 Bundesstaaten ab, zudem wurde das Ergebnis einer wochenlangen brieflichen Abstimmung in Iowa verkündet. Wenig überraschend gewann Biden in allen 15 Staaten. Eine Ausnahme war das US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa, wo der Geschäftsmann Jason Palmer bei einer Abstimmung mit weniger als 100 Teilnehmern gegen Biden gewann.
Bidens erneute Kandidatur ist so gut wie sicher, da er keine ernsthaften Rivalen in seiner Partei hat. Die Demokraten küren ihren Präsidentschaftskandidaten bei einem Parteitag im August.
Die Aussicht auf eine Wiederholung des Wahlduells des Jahres 2020 zwischen Biden und Trump löst laut Umfragen bei den US-Wählern allerdings wenig Begeisterung aus - was unter anderem daran liegt, dass der amtierende Präsident 81 Jahre und der Ex-Präsident 77 Jahre alt ist. "Biden ist zu alt, und Trump ist ein bisschen zu verrückt", sagte der Wähler John Campbell in Quincy im Bundesstaat Massachusetts.
Umfragen zufolge hat Trump trotz seiner von Skandalen geprägten Präsidentschaft (2017 bis 2021), der Kapitol-Erstürmung durch hunderte seiner Anhänger am 6. Januar 2021 und der vier gegen ihn erhobenen Anklagen in Strafverfahren keine schlechten Chancen, Biden im November zu besiegen.
Biden warnte am Wahlabend, Trump sei "entschlossen, unsere Demokratie zu zerstören". Der Rechtspopulist werde "alles tun oder sagen, um sich selbst an die Macht zu bringen".