Arbeitsmarkt: Mit Pflegekräften aus El Salvador gegen den Fachkräftemangel
Gut qualifizierte Fachkräfte im Gesundheitsbereich sind derzeit sehr gefragt. Junge Menschen aus Lateinamerika helfen, den Fachkräfteengpässen in Sachsen-Anhalt zu begegnen.
Vor allem im Gesundheitsbereich zeichnet sich seit Jahren ein steigender Bedarf an ausgebildeten Pflegekräften ab. Um den demografisch bedingten Fachkräftebedarf zu decken, setzen Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt nun verstärkt auf Auszubildende aus Lateinamerika. Seit dem Beginn des Projekts im Jahr 2020 hätten 14 Menschen aus El Salvador eine Ausbildung zur Pflegekraft am Senioren- und Pflegezentrum "Am Lerchenberg" in Wittenberg erfolgreich beendet, sagte der Chef der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur, Markus Behrens, am Dienstag bei der Vorstellung des Projekts vor Ort. 13 von ihnen arbeiten bereits als Pflegekräfte in Wittenberg.
Behrens nannte das Projekt "ein positives Beispiel für gezielte Zuwanderung". "Es ist eine Win-win-Situation: Die Jugendlichen bekommen in Deutschland eine berufliche Perspektive, das Unternehmen den dringend benötigten Berufsnachwuchs und die kulturelle Vielfalt."
Insgesamt 15 Auszubildende seien vor vier Jahren mit einem Fachabitur mit Schwerpunkt Pflege nach Wittenberg gekommen. Den Angaben zufolge wird der Abschluss in Deutschland einem mittleren Schulabschluss gleichgesetzt. Die angehenden Pflegekräfte werden demnach in ihren Heimatländern sprachlich vorbereitet und stehen bereits zu diesem Zeitpunkt im engen Austausch mit ihren künftigen Arbeitgebern.
Um einen erfolgreichen Ausbildungsbeginn in Deutschland gewährleisten zu können, erfolgt während der Sprachkurse eine intensive Betreuung durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Kooperationspartner seien Schulen in Lateinamerika, in denen der Deutschunterricht einen besonderen Stellenwert genießt.
"Der soziale Charakter einer Gesellschaft misst sich in ganz besonderer Weise an ihrem Umgang mit ihren alten und hilfsbedürftigen Menschen", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Das Projekt zeige, dass Fachkräfte mit Migrationshintergrund bereits heute einen essenziellen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland leisten. Haseloff sei den jungen Menschen aus El Salvador sehr dankbar, dass sie nach Sachsen-Anhalt gekommen sind, um zu helfen.
Auch Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) lobte "die tatkräftige Unterstützung ausländischer Arbeitskräfte". Sie seien notwendig, um die Pflegeeinrichtungen im Lande am Laufen zu halten. "Das El-Salvador-Projekt in Wittenberg ist ein Vorbild für eine erfolgreiche Integration von Auszubildenden aus dem Ausland." Zum Erfolg habe unter anderem die durch das Arbeitsministerium geförderte soziale Begleitung der Azubis beigetragen. Grimm-Bennes Fazit: "Es braucht eine Unterstützungsstruktur, damit die jungen Menschen einen Ansprechpartner bei Problemen haben und Unternehmen entlastet werden."
Mit dem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen von gut 72.500 im Jahr 2019 auf bis zu 84.800 im Jahr 2035 in Sachsen-Anhalt wird die professionelle Pflege laut Bundesagentur für Arbeit "weiter an Bedeutung gewinnen".