Matthijs de Ligt könnte ein erstes prominentes Opfer des geplanten Umbruchs beim FC Bayern werden. Neben Manchester United zeigt ein weiterer Topklub konkretes Interesse. Aus München berichtet Julian Buhl Derart hastig wie an diesem Dienstagabend hat man Matthijs de Ligt die Arena in München noch nie verlassen sehen. Während seine Teamkollegen der niederländischen Nationalmannschaft nach dem 3:0-Sieg im EM-Achtelfinale gegen Rumänien dort geduldig die Fragen der Reporter beantworteten, lief der Abwehrspieler im Eilschritt durch die Katakomben des Stadions Richtung Ausgang. Auch als er angesprochen wurde, stoppte er nicht. Im Vorbeigehen sagte er nur: "Ich habe nicht gespielt und kann nicht so viel sagen." Damit bog er dann auch direkt in die Ausgangstür Richtung Mannschaftsbus ab. Bei de Ligts strammem Lauftempo musste man sich fast schon ein wenig Sorgen machen, dass der schwarze Rollkoffer, den er hinter sich her zog, dabei nicht aus der Kurve flog. Mit seinen knappen Worten und seiner Körpersprache machte de Ligt jedenfalls unmissverständlich klar, dass er nichts sagen wollte – nicht zum Viertelfinaleinzug mit dem niederländischen Team und erst recht nicht zu seiner Zukunft beim FC Bayern . Nein, de Ligt wollte einfach nur eines: weg. Und so ließ er die Reporter mit zahlreichen ungeklärten Fragen in der Münchner Nacht zurück. Zumindest für sich selbst muss er die nun aber freilich trotzdem zeitnah beantworten. De Ligts bittersüße Rückkehr nach München Für ihn war es schließlich eine bittersüße Rückkehr in die Münchner Arena mit der niederländischen Nationalelf. Der Abwehrspieler des FC Bayern erlebte sein "Heimspiel" in der Fußball Arena München, wie das Stadion des Rekordmeisters während der EM heißt, nämlich nur von der Ersatzbank aus. Hinter Virgil van Dijk und Stefan de Vrij ist er bei Nationaltrainer Ronald Koeman nur Innenverteidiger Nummer drei und kam im gesamten Turnier bislang noch keine einzige Minute zum Einsatz. Für jemanden wie ihn, dessen Anspruch es ist, Stamm- und Führungsspieler seiner Mannschaft zu sein, ist diese Rolle mit Sicherheit nur schwer zu ertragen. Anmerken ließ er sich das während des Spiels aber nicht. Bei den Toren sah man ihn gemeinsam mit den anderen Ersatzspielern mitjubeln. Dass er ein absoluter Sportsmann ist, bewies er auch direkt nach dem Abpfiff, als er zunächst direkt zu seinem geschlagenen und enttäuschten ehemaligen Teamkollegen von Juventus Turin Radu Drăgușin lief. Und nach einer innigen Umarmung ein paar Worte mit ihm wechselte. Erst danach klatschte er mit seinen Landsleuten ab und ließ sich gemeinsam mit ihnen vor der in Orange besetzten Südkurve für den Einzug in die Runde der letzten Acht feiern. De Ligt hielt sich dabei im Hintergrund und war einer der Ersten, die dann im Kabinengang verschwanden. Verständlich bei der Nebenrolle, die er bislang bei der EM nur spielt. War das de Ligts Abschiedsspiel in München? Für seine Rückkehr nach München hätte sich de Ligt aber auch noch aus anderen Gründen ganz sicher bessere Umstände vorstellen können. Es ist nämlich nicht unwahrscheinlich und schon gar nicht mehr auszuschließen, dass es seine auch seine letzte war – und die Partie mit den Niederlanden sozusagen auch sein persönliches Abschiedsspiel aus der bayerischen Landeshauptstadt. Warum? Weil de Ligt bei Bayern als einer der Verkaufskandidaten für diesen Sommer gilt. Er könnte damit ein erstes prominentes Opfer des nach der ersten titellosen Saison seit 2012 nun geplanten Umbruchs werden. Die Anzeichen dafür verdichten sich jedenfalls immer mehr. Bayerns neuer Trainer Vincent Kompany soll dem Vernehmen nach lieber auf Dayot Upamecano setzen, der seinen Stammplatz nach zahlreichen spielentscheidenden Patzern in der vergangenen Saison noch an de Ligt verloren hatte. Eric Dier, mit dem de Ligt gut harmonierte und die Bayern-Abwehr eigentlich erfolgreich stabilisierte, ist auch noch da. Auch Min-jae Kim, den Ex-Coach Thomas Tuchel ebenfalls nach mehreren Fehlern aus der Startelf nahm, will den Verein nach t-online-Informationen nach nur einem Jahr nicht schon wieder verlassen und sich stattdessen bei Bayern durchsetzen. Mit dem Japaner Hiroki Ito, der für 23,5 Millionen Euro vom VfB Stuttgart kommt, wurde bereits ein neuer Linksfuß für die Abwehr verpflichtet. Darüber hinaus soll auch mit Nationalspieler Jonathan Tah, mit dem sich die Münchner bereits einig sein sollen, ein weiterer Innenverteidiger kommen. "Ich bin sehr froh über die letzten zwei Jahre bei den Bayern. Jetzt spielen wir die EM und dann schauen wir, wie es weitergeht", sagte de Ligt vor knapp drei Wochen bei einer Pressekonferenz des niederländischen Nationalteams. "Ich habe noch nicht mit dem neuen Trainer gesprochen. Aber das ist auch normal während der EM." Auf der liege nun sein gesamter Fokus. Zwei Topklubs werben um de Ligt Dass de Ligt den Konkurrenzkampf nicht scheut und sich dabei letztlich auch durchgesetzte, hat der 24-Jährige in der vergangenen Saison zwar bewiesen. Sein Anspruch ist es aber, zu spielen und eigentlich sogar die Rolle des Abwehrchefs zu übernehmen. Und nicht möglicherweise am Ende nur noch Innenverteidiger Nummer vier zu sein – was er auch in der vergangenen Saison bisweilen dennoch war. Deshalb könnte er die Bayern, die ihn für 67 Millionen Euro von Juventus Turin geholt haben, gerade einmal knapp zwei Jahre später schon wieder verlassen. Dem Vernehmen nach intensiviert Manchester United sein Werben um de Ligt bereits. Wie verschiedene englische und deutsche Medien übereinstimmend berichten, soll der Premier-League-Klub bereits Gespräche mit seinen Vertretern über einen Wechsel geführt haben. Die Münchner erhoffen sich wohl eine Ablösesumme von mindestens 50 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Für de Ligt könnte der Wechsel nach Manchester auch deshalb reizvoll sein, weil er dort mit Erik ten Hag auf seinen früheren Trainer bei Ajax Amsterdam treffen würde. Weil der ihn unbedingt verpflichten will, soll de Ligt laut Transferexperte Fabrizio Romano sogar bereits grünes Licht für einen Deal gegeben haben. Laut "Sport Bild" soll nun aber auch Paris Saint-Germain in das Werben um de Ligt eingestiegen sein. Man ahnt: Auch wenn er es nicht wollte, zu sagen hätte de Ligt eigentlich ziemlich viel gehabt.
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