Arbeitsgerät: GT Fury von Danny Hart
Danny Hart hat mit seinem wilden Fahrstil und teils unglaublichen Siegen eine ganze Generation von Downhill-Fahrern geprägt. Kaum zu glauben also, dass der Brite Probleme hatte, ein Team für die aktuelle Saison zu finden. Erst recht kurz vor der Saison hat er sich erstmals auf sein neues GT Fury geschwungen. Wir haben uns das neue Arbeitsgerät des Doppelweltmeisters genauer angesehen.
Bei Danny Hart denken die meisten vermutlich sofort an seinen unfassbaren Sieg bei der verregneten Downhill-Weltmeisterschaft 2011 in Champery. Seitdem hat sich der ruhige Brite den Ruf eines Spezialisten für matschige und technisch fordernde Strecken erworben. Er hat mittlerweile insgesamt 4 World Cup-Siege und zwei WM-Titel in seinem Palmarès – in den letzten Jahren blieben die ganz großen Erfolge allerdings aus. Trotzdem war es mehr als verwunderlich, dass er nach seinem Abgang beim Cube Factory-Team im Winter 2023/2024 bekannt gegeben hat, bisher keinen neuen Arbeitgeber gefunden zu haben. Der fand sich dann in Form des ehemaligen Continental/Nukeproof-Teams, das durch die Signa-Pleite allerdings ebenfalls einen neuen Rahmensponsor benötigt hat.
So kam es, dass Danny Hart sich erst kurz vor Saisonbeginn mit seinem GT-Downhill-Bike vertraut machen konnte. Dafür fing die Saison mit einem 13. Platz in Fort William nicht schlecht an, bisheriges Highlight war ein 10. Platz in Val di Sole. Trotz suboptimaler Vorbereitung ist der zweifache Familienvater also wieder einmal dicht an der Weltspitze dran. Für viel Motivation wird sicherlich die Europameisterschaft in Champery sorgen – am Ort seines ersten großen Sieges soll zudem im nächsten Jahr wieder eine Weltmeisterschaft stattfinden. Wir haben uns das GT Fury Arbeitsgerät von Danny Hart genauer angeschaut.
Arbeitsgerät: GT Fury von Danny Hart
- Fahrer Danny Hart (1,80 m, ca. 78 kg)
- Rahmen GT Fury, Large, Carbon & Aluminium
- Geometrie Reach: 476,5 mm / Lenkwinkel: 63,5° / Kettenstreben: 445 mm
- Federweg 203 mm / 200 mm
- Fahrwerk Fox 40 Factory (GripX2) / Fox DHX2 Factory
- Laufräder DT Swiss 240 & FR541 (Prototyp) / Mullet / Aluminium
- Reifen Continental Kryptotal Fr DH Super Soft / Continental Kryptotal Re DH Super Soft / 23 psi vorn / 27 psi hinten
- Lenker Renthal Fatbar Alu (custom) / 780 mm Breite
- Bremsen TRP-Prototyp / 220 mm Scheiben
- Schaltung TRP Evo 7 DH / 1 x 7
Auf der Downhill-Strecke begeistert Danny Hart mit seinem wilden Fahrstil und unkonventioneller Linienwahl. Doch bei seinem Bike ist der Brite absoluter Perfektionist: Alles muss perfekt sein – immer! Es gibt nicht eine spezifische Sache, auf die Danny Hart besonders viel Wert legt, er möchte alles genau nach seinen Vorstellungen umgesetzt haben. Jeder Winkel, egal ob vom Lenker, dem Bremshebel oder sonst etwas, muss immer genau reproduziert werden. Dieser Perfektionismus macht sich auch im Tagesablauf des GT-Fahrers während eines World Cups bemerkbar: Der Zeitplan muss stets eingehalten werden und das Rad muss zum geplanten Zeitpunkt in perfekter Ordnung sein. Für Dannys Mechaniker ist das einerseits keine leichte Aufgabe, andererseits weiß er immer genau, woran er ist, und kann sich darauf einstellen.
Rahmen und Geometrie
Mit einer Körpergröße von 1,80 m setzt Danny Hart auf ein GT Fury in Größe L. Die geräumigen 480 mm Reach verkürzt er allerdings mit einem speziellen Steuersatz um 3,5 mm. Laut Adam Riese bleiben also 476,5 mm, was ein recht moderner, aber durchschnittlicher Wert ist. Das GT Fury ist hochgradig anpassbar und verfügt über insgesamt drei Flipchips. Danny setzt auf ein Mullet-Setup mit 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad, kombiniert mit dem längeren Kettenstreben-Setting. Diese liegen bei 445 mm, was laut Danny zu einer besseren Balance zwischen Front und Heck sorgt.
Dank speziellem Flipchip zwischen Hinterbau und Umlenkhebel soll die Geometrie des Furys im Mullet-Setup identisch zum 29″-Setup ausfallen. Der Lenkwinkel beträgt recht moderate 63,5°. Der Flipchip im unteren Dämpferauge beeinflusst die Progression des Dämpfers. Beim World Cup in Bielsko Biala ist Danny Hart im lineareren Setting, kombiniert mit einem Stahlfederdämpfer unterwegs gewesen. Spannend ist, dass er auf eine spezielle Umlenkrolle mit 16 Zähnen setzt. GT bietet standardmäßig nur 12 bis 15 Zähne an. Die Größe der Rolle beeinflusst die Lage der Kette zum Drehpunkt und damit etwa den Pedalrückschlag oder Anti-Squat. Zudem soll eine größere Rolle effizienter sein, da die Kette nicht in so einem engen Radius umgelenkt wird.
Fahrwerk und Setup
Das GT Continental Factory-Team hat keinen Fahrwerkssponsor, weshalb etwa Veronika Widmann auf RockShox, Danny Hart hingegen auf Fox unterwegs ist. Der Brite ist sowohl bei Cube als auch MS Mondraker Fox-Fahrwerke gefahren und dürfte diese ziemlich gut kennen. An der Front werkelt die Fox 40 Factory-Federgabel mit 203 mm Federweg. Kurz vor dem Polen-World Cup hat Danny Hart die Anfang 2024 vorgestellte Fox GripX2-Dämpfungskartusche verbaut bekommen. Da er kein gesponserter Fahrer mehr ist, war er hier etwas später dran und konnte die Dämpfung kaum testen. In der Woche vor dem Rennen konnte er einige Runs damit machen und hat sich entschieden, auf die neue Dämpfung zu setzen. Diese soll seiner Meinung nach den Grip etwas erhöhen.
Mit ca. 78 kg fährt Danny Hart 84,5 psi Luftdruck in der Fox 40-Federgabel. Das ist sein absolutes Standard-Setting, von dem er selten abweicht. Ungewöhnlicherweise ist nur ein einziger Volumenspacer in der ziemlich großen Luftkammer verbaut. Viele Profis setzen auf 4 oder 5 Spacer. Danny hat allerdings viele Test-Runs mit einem Telemetrie-System gemacht und dieses hat ihm eindeutig zu nur einem Spacer geraten, um den Federweg in haarigen Situationen möglichst auszunutzen. Relativ gewöhnlich sind hingegen die Dämpfungseinstellungen: Bei der Compression ist Danny Hart recht mittig, der Rebound ist ebenfalls durchschnittlich, allerdings etwas auf der schnelleren Seite. Der Brite hat gerne eine etwas aktivere Gabel.
Am Heck ist ein Fox DHX2 Factory-Stahlfederdämpfer verbaut. Hier setzt Danny Hart auf eine 525 lbs-Feder, allerdings hat das Team die tatsächliche Härte ausmessen lassen: Sie beträgt 500 lbs. Nur wenige Endkunden sind sich bewusst, dass die Toleranzen bei Dämpferfedern teilweise extrem groß ausfallen und man immer den Sag messen sollte, um sicherzustellen, auch wirklich die gewünschte Härte zu haben. Intern wurde der Dämpfungstune etwas angepasst, dieser ist eher leicht bis mittelhart. Der Rebound wiederum soll ziemlich mittig ausfallen. Das Setting am Heck ist Dannys Mechaniker zufolge ziemlich ausgewogen, weder schnell noch langsam.
Laufräder und Reifen
Ziemlich spannend und auffällig sind die Laufräder des Briten. Vorn und hinten kommen die bekannten und bewährten DT Swiss 240-Naben zum Einsatz. An der Front ist die im letzten Jahr vorgestellte Downhill-Felge FR541 verbaut, die auch im DT Swiss FR 1500 Classic-Laufradsatz (Test) zum Einsatz kommt. Hinten ist jedoch eine unmarkierte silberne Felge verbaut, die wir inzwischen auch an einigen anderen Profi-Bikes gesehen haben. Diese soll etwas steifer und widerstandsfähiger als die normale FR541 sein. Das Team erhofft sich damit, Platten und Defekte zu vermeiden, allerdings kann eine zu steife Felge auch ein ungutes Fahrgefühl erzeugen. In Polen war sich Danny Hart noch nicht ganz sicher, ob er die Prototyp-Felge weiter fahren soll, diese befindet sich jedoch nach wie vor an seinem Bike und scheint sich bewährt zu haben.
Continental ist Titelsponsor des Teams und stellt wenig verwunderlich auch die Reifen. Für das Rennen in Bielsko Biala hat Danny Hart den Kryptotal Fr an der Front und Re am Heck verbauen lassen. Diese Kombination dürfte für die allermeisten Rennen am GT Fury des Briten zu finden sein. Während einige Profis wie etwa Andi Kolb den Kryptotal Fr an Front und Heck fahren, setzt Danny Hart auf die von Continental vorgesehene Mischung. Der Reifendruck beträgt immer – egal welche Witterung – 23 psi an der Front und 27 psi am Heck. Inserts sind bei Danny nie verbaut – die Kombination aus Conti-Reifen und DT Swiss-Felgen soll sehr zuverlässig sein.
Komponentencheck
Auf den ersten und auch zweiten Blick nicht erkennbar ist, dass der Renthal-Lenker speziell für Danny Hart gefertigt wurde. Er weist den dünneren 31,8 mm Durchmesser auf – was sich generell im World Cup-Fahrerfeld größter Beliebtheit erfreut – und hat 780 mm Breite und 25 mm Rise. Allerdings ist der Backsweep von 7° auf 9° erhöht worden. Bei Continental GT gibt man zu, dass das eine reine Gewohnheitssache ist, Danny bevorzugt jedoch etwas mehr Backsweep und Renthal hat ihm dies ermöglicht. Übrigens ist auch David Trummer im letzten Jahr den Custom-Lenker gefahren – mehr dazu im Artikel zum Mondraker-Prototyp von David Trummer. Der Renthal-Vorbau ist 45 mm lang und hat 0 mm Rise. Damit ist Dannys Cockpit nicht allzu hoch.
Interessant sind ohne Frage auch die Anbauteile von TRP: Die Bremshebel haben wir bereits öfter im World Cup gesehen. Hier scheint eine neue Version der TRP DH-R Evo-Bremsen in der Mache zu sein, bei der sich Hebelweite und Druckpunkt werkzeuglos verstellen lassen. Bereits zu kaufen gibt’s die TRP RS05E Race-Bremsscheiben, die mit ihren vielen kleinen Löchern an die Galfer Disc Shark (Test) erinnern. Danny setzt auf maximal große 220 mm-Scheiben in wuchtigen 2,3 mm Dicke. Bei der Schaltung handelt es sich um eine DH-Version der im letzten Jahr vorgestellten TRP Evo 12-Schaltung (Test). Mittlerweile bietet TRP hier ein komplettes Set von der Kurbel bis zur 7-fach-Kassette an.
Sattel und Sattelstütze stammen aus dem Hause SDG, die Griffe stellt ODI. Danny Hart ist seit eh und je auf geklebten Griffen ohne Lockring unterwegs. Diese kommen ohne Kunststoff-Hülse aus und fallen deshalb dünn und trotzdem gut gedämpft aus, sind aber in der Montage aufwendiger. Dannys Füße ruhen seit eh und je auf Crankbrothers Mallet DH-Pedalen (Test), bei denen er die Pins komplett versenkt hat.
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