Tesla: Kommt er nach Deutschland? Erste Cybertrucks offenbar mit europäischer Zulassung unterwegs
Der Tesla Cybertruck ist ein riesiges Fahrzeug, das den strengen EU-Vorgaben für Pkw eigentlich nicht entspricht. Trotzdem fahren auch in Europa erste Fahrzeuge. Wie kann das sein?
Seit Erscheinen des Tesla Cybertrucks gibt es berechtigte Zweifel, dass es der riesige Wagen jemals als homologiertes Serienfahrzeug auf deutsche (oder europäische) Straßen schafft. Auf der Homepage des Herstellers lässt sich das Ungetüm jedenfalls bisher nicht bestellen, Interessenten steht allenfalls eine Anmeldung für den Newsletter zur Verfügung.
Den einzigen offiziellen Auftritt hatte der Cybertruck hierzulande im Rahmen der Cyber Odyssey, einer Roadshow mit über 100 Etappen in ganz Europa. Der Truck wurde zu den jeweiligen Terminen ohne Zulassung auf Privatgelände ausgestellt.
Doch trotz rechtlicher Hürden, allen voran ein mangelnder Fußgängerschutz, scheint es inzwischen mehrfach gelungen zu sein, einen Tesla Cybertruck auf hiesigen Straßen zu bewegen – darunter wohl auch auf der deutschen Autobahn. Wie "Teslarati" berichtet, soll es bereits zwei Fahrzeuge mit EU-Kennzeichen geben. Eines in Polen, ein weiteres in Tschechien. Die Bilder wurden von einem Mann namens Anthony Martin zuerst auf dem Karrierenetzwerk Linkedin geteilt. Der ursprüngliche Beitrag ist inzwischen allerdings nicht mehr erreichbar, die Bilder zeigt "Teslarati" weiterhin.
Cybertrucks einfach als Lkw zugelassen?
Gegenüber dem Fachmagazin soll Martin erklärt haben, dass die Cybertrucks als Lkw registriert worden seien – und dadurch eine Zulassung möglich gewesen sei. Ob es sich dabei um kostspielige Einzelabnahmen gehandelt hat, ließ er nach Angaben des Berichts offen. Es gilt aber zumindest als wahrscheinlich, dass es sich um Individuallösungen handelt.
Einen Besuch des Tesla Cybertrucks auf einer deutschen Autobahn gab es auch schon. Das war aber keiner der beiden genannten Trucks, sondern ein Exemplar in den Händen des "Tesla Club Austria". Dieser trug ein blaues Kennzeichen aus Österreich, welches dort für Probefahrten mit nicht zugelassenen Fahrzeugen genutzt wird. Ein Video dieser Fahrt findet sich beispielsweise auf X, vormals Twitter. Wie das Auto zum Club kam und was man nun damit plant, wollte Präsident Marco Hornegger dem stern auf Anfrage nicht verraten.
Im Juni wurde Tesla-Chef Elon Musk gefragt, wie es um den offiziellen Export der Fahrzeuge stehe. Er ging davon aus, dass man eine Zertifizierung für andere Länder "irgendwann im kommenden Jahr" erreichen werde. Der aktuelle Cybertruck, so Musk, sei mit einem Fokus auf Nordamerika gebaut worden. Denn seiner Ansicht nach hätten internationale Anforderungen "das Produkt schlechter gemacht". "Ich denke, wir werden eine spezielle Version machen müssen, die chinesischen Vorgaben entspricht, die europäischen Vorgaben entspricht", fügte Musk hinzu. Von einer hohen Nachfrage gehe er aus, so der CEO.
Einzelabnahme des Tesla Cybertrucks äußerst kostspielig
Im Gespräch mit dem stern schätzte US-Import-Experte Karl Geiger die Chancen für eine Zulassung in Deutschland zuletzt als gering ein. "Der Cybertruck hat in Deutschland keine Chance. Zumindest nicht in seiner aktuellen Form. Das fängt schon bei der Lichtanlage an, und ich würde wetten, dass auch das Gewicht am Ende nicht hinhaut. Das muss man ja hier alles nochmal richtig messen, und dann erlebt man schnell eine Überraschung. Das ist aber, denke ich, nicht einmal das größte Problem", so der Autohändler, "schauen Sie sich die Front an. In den USA gibt es andere Auflagen hinsichtlich Fußgängerschutz. Das kann man hier so unmöglich fahren."
Geigercars Karl Geiger IV Cybertruck 14.52
Und wenn doch, dann nur gegen viel Geld: "Bei einer Einzelabnahme, bei der wir wissen, was zu tun ist, und die Abnahme beim ersten Anlauf schaffen, muss man mit 15.000 Euro rechnen. Bei einem Auto wie dem Cybertruck, wo ich auf einen Blick so viele scharfe Kanten sehe, dass mir schwindlig wird, deutlich mehr. Die Front wird man komplett umbauen müssen, sonst wird das keine Prüfung bestehen. Keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben."