Tischtennis: Dieses Selfie mit Athleten aus Süd- und Nordkorea sorgt für Aufsehen
Was die Politik nicht schafft, ermöglicht der Sport: Beim gemischten Doppel im Tischtennis holten die chinesischen Goldmedaillengewinner Nord- und Südkorea mit aufs Bild.
Seit gestern Abend kursiert in den sozialen Medien ein Bild mit Seltenheitswert. Im gemischten Doppel im Tischtennis holte China Gold, Nordkorea Silber und Südkorea Bronze. Und die jungen Olympioniken machten genau das, was auch ihre Mitstreiter aus dem Westen getan hätten: ein Selfie. Als gäbe es den Kampf der beiden koreanischen Nationen nicht, vereinten sich die beiden Länder in einem sportlichen Siegerfoto.
Politisch sieht es zwischen den beiden koreanischen Ländern weit weniger friedlich aus. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte Südkorea erst im Januar als "größten Feind" bezeichnet und einen Monat später sämtliche wirtschaftlichen Beziehungen abgebrochen. Für Nordkoreaner ist der Besitz von südkoreanischen Filmen, Büchern oder Musik eine Straftat und kann sogar zur Hinrichtung führen.
Tischtennis vereint, doch die Verwechslung beim Begrüßungsabend hatte Folgen
Das freundschaftliche Bild der Sportler nach der Medaillenübergabe überrascht vor allem, weil es am Freitag, dem Olympia-Eröffnungsabend, zu einer peinlichen Verwechslung gekommen war: Als die südkoreanische Delegation auf einem Boot über die Seine fuhr, wurde sie mit der offiziellen Bezeichnung für Nordkorea begrüßt. Das Internationale Olympische Komitee hat sich dazu auf seinem X-Account geäußert: "Wir entschuldigen uns zutiefst für den Fehler." Ferner entschuldigte sich IOC-Chef Thomas Bach persönlich bei Südkoreas Staatschef Yoon Suk-yeol.
Während der südkoreanische Staatschef offenbar beleidigt war und sich eine erneute Verwechslung verbeten hat, sieht die Jugend der beiden zerstrittenen Länder die Lage offensichtlich lockerer. Drei asiatische Länder auf dem Siegertreppchen geben allen Grund dazu. Möglicherweise ist es auch in Asien die Jugend, die Fehler der älteren Generationen ausgleicht. Es wäre beiden Ländern zu wünschen – und wenn Sport dazu beiträgt, handeln die jungen Gewinner genau im Sinne der olympischen Spiele: "Offene Spiele" lautet das Motto in diesem Jahr in Paris.