Einkommen: Thüringer holen bei Lohn und Gehalt auf
In Thüringen sind im vergangenen Jahr die Entgelte in Heimen und beim Sozialwesen am stärksten gestiegen. Regional betrachtet wurde in Jena im Schnitt am besten bezahlt.
Der mittlere Verdienst ist in Thüringen im vergangenen Jahr erneut gestiegen, liegt aber immer noch weit unter dem Bundesschnitt. Das sogenannte Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lag 2023 im Freistaat bei 3.109 Euro und damit 164 Euro oder 5,6 Prozent höher als im Jahr zuvor, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Bundesweit betrug im Dezember 2023 das Medianentgelt 3.796 Euro, das waren 4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Unter dem Median versteht man den Wert, der genau in der Mitte einer Datenreihe liegt, die der Größe nach geordnet ist. Er unterscheidet sich damit vom Mittelwert, also dem Durchschnitt addierter Zahlen.
Die Linke-Landtagsfraktion kritisierte, dass auch 33 Jahre nach der Wiedervereinigung Beschäftigte in Thüringen weiterhin weniger als ihre westdeutschen Kollegen verdienten - und das bei einer durchschnittlich längeren Arbeitszeit. Die arbeits- und gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, Lena Saniye Güngör, sagte: "Wenn wir die Lohnmauer zwischen Ost und West überwinden wollen, dann ist eine stärkere Tarifbindung in Thüringen unerlässlich." Dazu gehöre ebenfalls, die unterschiedlichen Tarifgebiete Ost und West abzuschaffen.
Statistisch verdienen Frauen weniger als Männer
Die Bruttomonatsentgelte von Frauen sind weiterhin geringer als die von Männern. So lag der Medianlohn von Frauen im Dezember 2023 bei 3.060 Euro, während Männer einen Medianlohn von 3.128 Euro erzielten. Ein Grund dafür sei die Wirtschaftsstruktur in Thüringen, die stärker industriell geprägt sei, hieß es. Der Anstieg bei den Bruttomonatsentgelten binnen Jahresfrist war bei Frauen mit 6,32 Prozent jedoch höher als bei Männern mit 5,28 Prozent.
Am stärksten erhöhten sich den Angaben nach in Thüringen die Bruttoentgelte von Beschäftigten in Heimen und im Sozialwesen. Im Dezember 2022 lag das Medianentgelt in der Branche den Angaben nach bei 3.268 Euro, ein Jahr später bei 3.556 Euro. Das entspricht einem Zuwachs von knapp neun Prozent. Im Gastgewerbe lag der Anstieg ebenfalls bei neun Prozent.
In Thüringen wird in den Städten mehr verdient als auf dem Land. Der Median des Bruttomonatsentgelts ist in Jena mit 3.875 Euro am höchsten. Auf Platz zwei liegt Weimar mit 3.443 Euro und auf Rang drei Erfurt mit 3.356 Euro. Die niedrigsten Entgelte werden im Saale-Orla-Kreis gezahlt. Dort liegt der Median des Bruttomonatsentgelts bei 2.831 Euro.
Zahn- und Humanmedizinerinnen und Mediziner haben in Thüringen nach Angaben der Arbeitsagentur den höchsten Bruttomedianlohn. Er lag im Dezember 2023 bei 7.038 Euro. Auf Platz zwei waren Beschäftigte an Hochschulen mit 5.208 Euro. Die niedrigsten Bruttoentgelte wurden in Berufen der Körperpflege, etwa bei Friseurinnen und Friseuren sowie bei Kosmetikerinnen und Kosmetikern, mit 1.906 Euro gezahlt.