Sprache: Hunderttausende Menschen in Niedersachsen sind Analphabeten
Einfache Sätze schreiben und lesen: Das ist für viele Menschen in Niedersachsen eine große Herausforderung. Was könnte ihnen helfen?
Mit einer Aktion im Landtag hat das Wissenschaftsministerium auf Menschen mit Schreib- und Leseschwierigkeiten aufmerksam gemacht. Anlass war der bevorstehende Weltalphabetisierungstag am 8. September, wie das Ministerium mitteilte.
Betroffen sind demnach schätzungsweise 620.000 Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren in Niedersachsen – also etwa jeder 13. Einwohner im Bundesland. Sie sind sogenannte funktionale Analphabeten - das heißt, sie können nur unzureichend lesen und schreiben. Bundesweit sind es knapp 6,2 Millionen Erwachsene. Das ist jeder siebte Deutsche, wie aus einer im Jahr 2018 veröffentlichten Leo-Studie über die Lese- und Schreibkompetenzen von Erwachsenen hervorgeht.
Alphabetisierung – die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben – sei dem Ministerium zufolge eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Uwe Boldt, Mitglied des Lerner-Rates in Niedersachsen, berichtete als Betroffener im Gespräch mit Landtagspräsidentin Hanna Naber und Wissenschaftsminister Falko Mohrs (beide SPD) über die Hürden im Alltag von Analphabeten.
Boldt will den Abgeordneten des Landtages das Thema näherbringen und aufklären. Große Herausforderung für Analphabeten sei die eigene Scham, aber auch die Bewältigung des Arbeitsalltages. Es brauche mehr Fördergelder und mehr Unterstützungsprogramme für Betroffene, sagte Boldt.
Das Ministerium will Mohrs zufolge sieben Millionen Euro aus den Sozialfonds der EU für Unterstützungsprogramme zur Verfügung stellen. Dazu würden noch 7,6 Millionen Euro Landesmittel beigesteuert.