In einem syrischen Gefängnis wurde ein Familienvater bei einer ersten Befreiungsaktion offenbar übersehen und jetzt erst entdeckt. US-Journalisten filmten die bewegende Szene – der Mann konnte seine Befreiung kaum glauben. Nach dem Sturz des Assad-Regimes herrscht in Syrien Aufbruchsstimmung, doch die jahrzehntelange Unterdrückung hat im Land tiefe Narben hinterlassen. Noch immer suchen Tausende nach vermissten Angehörigen, die während des Regimes in zahllosen, teils unterirdischen Gefängnissen inhaftiert wurden. Doch offenbar sind noch immer nicht alle Häftlinge befreit, wie die renommierte Reporterin Clarissa Ward vom US-Sender CNN nun herausfand. Ward und ihr Team, die laut eigenen Angaben in Syrien den seit Jahren verschleppten US-Journalisten Austin Tice suchen, fanden bei ihrer Suche in einem Geheimdienstgebäude in Damaskus einen syrischen Häftling. Es sind bewegende Szenen: Der verängstigte Mann, der in einer Zelle unter einer Decke lag, hatte offensichtlich vom Umsturz der Assad-Regierung noch nichts mitbekommen und konnte seine Befreiung kaum glauben. Der Mann war zuvor über drei Monate inhaftiert gewesen und bei einer ersten Durchsuchung des bereits verlassen geglaubten Gefängnisses offenbar übersehen worden. Nach Monaten in einer fensterlosen Zelle ohne Tageslicht wurde der Syrer schließlich von Journalisten und einem Rebellen aus der Anlage herausgeführt. Der Mann hatte etwa vier Tage lang weder etwas gegessen noch getrunken. "Syrien ist frei" Es sei bereits sein drittes Gefängnis innerhalb kurzer Zeit gewesen, erklärte der Mann vor laufender Kamera. Als er schließlich gemeinsam mit seinen Rettern das Tageslicht erblickte, konnte er seinen Augen kaum trauen: "Mein Gott, es ist Licht!", wiederholte der Familienvater immer wieder. Einer der Freiheitskämpfer der Rebellen erklärte ihm: "Es gibt keine Armee mehr, keine Checkpoints, keine Gefängnisse. Syrien ist frei." Es war das erste Mal seit Jahren, dass der Mann diese Worte hörte. Überwältigt von Emotionen, fiel er seinen Befreiern dankbar in die Arme. Nach dem Sturz des Regimes und der Flucht des ehemaligen Präsidenten Bashar al-Assad nach Russland steht das Land vor enormen Herausforderungen. Nach fast 14 Jahren Krieg, in denen über sechs Millionen Syrer das Land verlassen haben, etwa sieben Millionen Menschen innerhalb Syriens vertrieben wurden und mehr als 500.000 Menschen ums Leben kamen, richtet sich die Hoffnung nun auf Versöhnung. Die von der Rebellenmiliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) eingesetzte Übergangsregierung unter dem neuen Premierminister Mohammed al-Baschir soll bis März 2025 im Amt bleiben und einen geordneten Machtwechsel gewährleisten.