Den Tigern den Biss nehmen
GIESSEN 46ers vor schwerem Tübingen-Gastspiel allerdings mit Personalsorgen
Von Karsten Zipp.
Luis Figge gab den Humba-Flüsterer. Und Kyle Castlin ließ sich das „Gib mir ein H“ allzu gerne einflüstern. Nur beim „Gib mir ein Ausrufezeichen“, tat sich der US-Amerikaner etwas schwer. Dieses wunderschöne Bild rundete am vergangenen Samstag den 88:85-Heimspiel-Erfolg der GIESSEN 46ers gegen die Eisbären Bremerhaven ab. Ein Erfolg für die Mannen von Trainer Branislav Ignjatovic, der immens wichtig im Kampf um die Playoff-Plätze in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA daherkam.
Tigers Tübingen – GIESSEN 46ers (Samstag, 19.30 Uhr)
Und im Fokus dieses schönen Spiels standen gleich mehrere Leistungsträger der Mittelhessen. Allen voran aber natürlich Castlin, der mit stolzen 28 Punkten herausragte. Und genau ein derart starker Castlin ist nun auch am Samstag (19.30 Uhr) gefragt, wenn die 46ers zum nächsten schweren Spiel antreten. Diesmal auswärts. Diesmal auch bei einem direkten Playoff-Konkurrenten. Diesmal geht die Reise nach Tübingen. Als Stadt immer einen Besuch wert. Aber auch als sportlicher Gegner? Das ist die spannende Frage.
Der Gegner
Und die Antwort fällt zwiespältig aus. Einerseits haben die Tigers in den vergangenen beiden Spielen eher das Schmusekätzchen gegeben. Nach der 73:80-Auswärtsniederlage in Koblenz schmerzte die Schwaben vor allem die durchaus peinliche 77:85-Pleite gegen Bochum. Schließlich traten die verletzungsgeplagten Ruhrpöttler fast schon mit ihrer zweiten Mannschaft an. Nach ausgeglichener erster Halbzeit gab dabei ein desaströses drittes Viertel der zahnlosen Tiger den Ausschlag für den nächsten Rückschlag im Kampf um die Playoff-Plätze.
Alleine Pointguard Kenny Cooper wusste bei den Unistädtern mit 29 Punkten zu überzeugen. „Als Mannschaft müssen wir besser auftreten“, schimpfte Trainer Domenik Reinboth. Einerseits also scheint Tübingen angeschlagen und nicht in bester Verfassung. Andererseits kostet der verbale Griff in das Phrasenschweinchen wieder mal fünf Euro. Denn angeschlagene Gegner sind doppelt gefährlich. Die Tigers werden diese Woche alles dafür getan haben, ihre dritten Zähne wiederzufinden, um am Samstag mit viel Biss aufzutreten.
Das 46ers-Team
Die Mannschaft ist gut drauf. Das haben die mittelhessischen Ballbeweger gegen eisbärenstarke Bremerhavener eindrucksvoll gezeigt. Vor allem im ersten Viertel glänzten die 46ers mit ungeheurem Elan und unbändigem Kampfgeist. Das energiegeladene Balkan-Duo Mladen Vujic und Viktor Kovacevic räumt immer besser unter den Körben auf. Castlin glänzte sowieso. Kevin McClain zeigte nach zuvor durchwachsenen Leistungen immensen Aufwärtstrend.
Und Kapitän Robin Benzing heimste gar das Extralob seines Trainers ein, „sein bestes Saisonspiel“ gemacht zu haben. Doch ausgerechnet nach diesem Ausrufezeichen klagt Benzing wieder über Schmerzen im lädierten Finger. Sein Einsatz ist ebenso fraglich wie der von Kevin McClain (Knieverletzung) und Roland Nyama (krank). Sollte das Trio ausfallen, wäre das natürlich ein böser Rückschlag für alle Gießener Siegeshoffnungen. Personell bleibt nur die Frage nach Simon Krajcovic. Der Spielmacher feierte am Samstag sein Blitzcomeback, gab dem Team die Ruhe auf dem Parkett, war aber bei seinen Wurfversuchen noch sichtlich gehandicapt. Aber das könnte vielleicht bereits in Tübingen wieder besser werden.
Das sagt Trainer Branislav Ignjatovic:
„Wir haben eine schwierige Woche hinter uns. Unser Spielerpersonal ist leider sehr knapp. Teils konnten wir nur zu siebt trainieren. Robin Benzing hat eine Blessur am Finger. Kevin McClain ist beim Spiel gegen Bremerhaven gegen die Bande gestürzt und hat nun Probleme mit dem Knie. Und Roland Nyama ist krank. Alle drei sind fraglich für das Spiel jetzt am Samstag. Immerhin wird Simon Krajcovic von Tag zu Tag fitter. Das ist die gute Nachricht. Tübingen spielt eine Saison, wie man sie von einem BBL-Absteiger erwarten kann. Alle im Umfeld müssen sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Das ist schwer. Die Mannschaft hat stark begonnen, jetzt aber zweimal verloren. Daraus darf man aber keinesfalls einen Trend ablesen. Denn in dieser Liga kann einfach jeder jeden schlagen. Tübingen hat eine sehr interessante Mannschaft, die ganz gewiss nicht zweimal hintereinander zu Hause verlieren will und dementsprechend aggressiv zu Werke gehen wird. Für uns wird es auch darum gehen, die Kreise von Point Guard Kenny Cooper einzuengen. Er ist der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Tigers.“
Die Ausgangslage
In der ProA geht es weiter eng zu. Fast schon enger als im Vorweihnachtsverkehr auf dem Gießener Anlagenring. Die Teams vom Viertplatzierten Trier bis zum Neuntplatzierten aus Tübingen sind allesamt mit 16-8 Zählern punktgleich. Und die 46ers liegen als Sechster mitten in diesem sportlichen Gerangel. Crailsheim als Zehnter wiederum hat bereits vier Punkte Rückstand auf die Playoff-Ränge. Das verdeutlicht die Bedeutung des Tübingen-Auftritts. Wenn die Mittelhessen die Schwaben punktemäßig zu Geizhälsen verdammen, dann setzen sie sich ein kleines Stück vom direkten Konkurrenten ab.
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