stern-Umfrage: Die Deutschen vertrauen vielleicht auf Gott – aber nicht den Kirchen
Das Vertrauen in die evangelische Kirche ist auf ein Rekordtief gesunken. Auch von Papst Franziskus wenden sich immer Menschen ab. Bei den Jungen gewinnt eine andere Religion.
Zu Weihnachten sind die Kirchen voll. Doch der Eindruck täuscht. Die Reputation der christlichen Institutionen ist gering. Das Ansehen der evangelischen Kirche ist 2024 auf ein Rekordtief gesunken. Das ist ein Ergebnis des Rankings des Vertrauens zu Institutionen, das Forsa seit fast zwei Jahrzehnten für stern, RTL und ntv ermittelt. Während der evangelischen Kirche 2005 noch 42 Prozent der Deutschen vertrauten und 2017 zwischenzeitlich sogar 48 Prozent, ist der Wert nun auf 27 Prozent gesunken. Das ist zum bisherigen Tiefstand von 28 Prozent im Jahr 2023 nochmal ein Verlust um einen Prozentpunkt. Die evangelische Kirche stand zuletzt wegen ihres zögerlichen Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik.
Papst Franziskus erlebt einen Absturz
Das Vertrauen in die katholische Kirche ist deutlich geringer, aber hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Der Wert ist gegenüber dem bisherigen Tiefstand im vergangenen Jahr leicht von 10 auf 11 Prozent gestiegen. 2005 dagegen vertrauten der katholischen Kirch noch 24 Prozent. Der höchste Wert wurde 2017 mit 29 Prozent erreicht. Damit hat sich das Ergebnis im Lauf der Zeit mehr als halbiert. Das Ansehen des Papstes ist mit 16 Prozent nur geringfügig höher. Allerdings hat Papst Franziskus seinen zwischenzeitlichen Vertrauensvorschuss komplett verloren. 2016 hatten ihm immerhin 60 Prozent das Vertrauen ausgesprochen. Auch hier dürften die Missbrauchsskandale eine Rolle gespielt haben.
Vergleichsweise hoch ist mit 36 Prozent das Ansehen des Zentralrates der Juden. Allerdings hat sich der Wert gegenüber 2022 um fünf Prozentpunkte verringert – möglicherweise eine Begleiterscheinung der Kritik an Israels Vorgehen in Gaza. Unverändert am geringsten ist das Vertrauen in den Islam: Lediglich 6 Prozent vertrauen dieser weltanschaulichen Institution. Auffällig sind die Abweichungen bei den 18- bis 29-Jährigen, bei denen der Migrationshintergrund eine größere Rolle spielen dürfte: Sie vertrauen dem Islam (16 Prozent) inzwischen mehr als dem Papst (13 Prozent) und der katholischen Kirche (11Prozent).
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den stern und RTL Deutschland zwischen dem 6. und 13. Dezember 2024 telefonisch erhoben. Datenbasis: 4004 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 1,5 Prozentpunkte. Damit ist die Umfrage repräsentativ.