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Israels Schlag gegen Hisbollah: Mossad-Agenten packen über Pager-Attacken aus

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Lange wurde gerätselt, wie Israel die konzertierte Pager-Attacke gegen die Hisbollah gelang. Nun erzählen zwei ehemalige Agenten von dem vorbereiteten Plan. Als am 17. September die ersten Meldungen von einer konzertierten Aktion gegen Mitglieder der radikalislamischen Hisbollah die Runde machten, sorgte das nicht nur im Nahen Osten für Aufsehen. Zuerst explodierten Tausende Pager in den Händen und Hosentaschen der Terroristen, einen Tag später, am 18. September, waren es dann Funksprechgeräte ("Walkie-Talkies"), die zeitgleich im ganzen Libanon hochgingen und zahlreiche tote und schwer verletzte Hisbollah-Mitglieder forderten. Schnell wurde klar, dass es sich bei der Attacke um eine der größten Anti-Terroroperationen der Geschichte handelte. Ausgeführt werden konnte sie nur von einem Geheimdienst, dessen personelle, strategische und logistische Kapazitäten berüchtigt sind: vom israelischen Mossad. Es dauerte noch ein paar Wochen, dann bekannte sich Israels Auslandsgeheimdienst zu den Anschlägen. Nun, rund drei Monate danach, hat sich der Mossad erstmals zur Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanijeh in Teheran bekannt. Zugleich packen zwei ehemalige Agenten des Mossad im amerikanischen Sender CBS aus. Sie erzählen in der Sendung "60 Minutes" detailliert, wie es dem Geheimdienst gelungen war, die Hisbollah zu unterwandern und die manipulierten Pager und Walkie-Talkies zu platzieren. Ex-Agent: "Wir haben eine Scheinwelt erschaffen" Demnach begann der Dienst schon zehn Jahre zuvor mit der Vorbereitung der Attacken auf die mit Israel verfeindete und vom Iran unterstützte Hisbollah. Das Ziel des Mossad war es laut der Ex-Agenten, möglichst viele Mitglieder der Organisation zu treffen. Da die Walkie-Talkies jedoch vor allem von den Kämpfern an der Front genutzt wurden, aber auch Kader und andere Hisbollah-Mitglieder ausgeschaltet werden sollten, kam die Idee mit den manipulierten Pagern auf. Um der Terrororganisation die tödlichen Geräte zu verkaufen, zog der Mossad ein ganzes Netzwerk an Scheinfirmen, Mittelsmännern und falschen Webauftritten auf. "Wir haben eine unglaubliche Fülle von Möglichkeiten, ausländische Unternehmen zu gründen, die sich nicht bis nach Israel zurückverfolgen lassen", erzählt einer der Agenten, den CBS nur unter dem Decknamen "Michael" zitiert. "Wir haben eine Scheinwelt erschaffen, wie eine global agierende Produktionsfirma. Wir schreiben das Drehbuch, wir sind die Regisseure, wir sind die Produzenten, wir sind die Hauptdarsteller, und die Welt ist unsere Bühne." So entstand laut der beiden Geheimdienstler eine komplette Lieferkette für die Produktion, den Verkauf und den Vertrieb der Kommunikationsgeräte. "Wir haben es aussehen lassen wie in der 'Truman Show'", sagt der andere Ex-Mossad-Agent mit dem Alias "Gabriel" in dem Interview. "Alles wurde von uns hinter den Kulissen kontrolliert." Demnach nahm die Entwicklung der mit Sprengstoff präparierten Pager und Funksprechgeräte eine ganze Zeit in Anspruch. Immer wieder testeten die Mossad-Agenten die richtige Menge an Sprengstoff, die sie in den Gehäusen platzieren konnten. Es ging darum, dass die Hisbollah-Kämpfer verletzt oder getötet werden sollten – nicht aber ihre Angehörigen oder andere Zivilisten. Daher mussten die Geräte zigmal überarbeitet werden. Schließlich kam die Entwicklungsabteilung des Mossad mit einem Prototyp zum Chef der Operation, dieser war jedoch außer sich, weil er die präparierten Pager für zu schwer und auffällig hielt. Er fürchtete, dass die Terroristen ihn nicht kaufen würden. Hisbollah hatte wohl bereits Verdacht geschöpft Also hoben die an der Operation beteiligten Mossad-Agenten eine komplette PR-Kampagne aus der Taufe, inklusive gedruckter Broschüren, Schauräumen und Werbevideos auf YouTube. Darin wurde der Pager als innovatives Modell angepriesen, der Slogan der Kampagne lautete: "Robust. Staubgeschützt. Wasserdicht – und mit einer extrem langen Akkulaufzeit". Das überzeugte offenbar nicht nur die Hisbollah-Führung, wie der Ex-Agent erzählt. Auch normale Kunden zeigten sich interessiert, diesen seien aber natürlich keine manipulierten Pager verkauft worden. Die tödlichen Geräte gingen alle an die Kämpfer der Terrororganisation. Die verdeckte Aktion trieb der Mossad so weit, dass die Agenten schließlich sogar eine Partnerschaft mit einem regulären Kommunikationsunternehmen aus Taiwan eingegangen waren. Die Firma namens "Gold Apollo" bot über ihre Handelsvertreter im Nahen Osten schließlich den Hisbollah-Kadern die Pager zum Kauf an. Fraglich war nun nur noch der Zeitpunkt der Explosionen. Da der Mossad Hinweise erhalten hatte, dass die Hisbollah Verdacht geschöpft haben könnte, was die israelischen Pager betrifft, entschloss sich Mossad-Chef David Barnea dazu, den Befehl zur Durchführung der Aktion zu erteilen. Am 17. September um halb vier am Nachmittag piepten die Hosentaschen Tausender Hisbollah-Terroristen. Auf den Pagern, die sie hervorzogen, war zu lesen: "Sie haben eine verschlüsselte Nachricht erhalten". Um die Nachricht auf den Pagern zu entschlüsseln, mussten die Hisbollah-Mitglieder zwei Knöpfe an dem Gerät gleichzeitig drücken. Damit lösten sie selbst die Detonation des Sprengstoffs aus, der sich darin befand. Mossad ging es darum, möglichst viele schwer zu verletzen Am darauffolgenden Tag explodierten dann die "Walkie-Talkie-Bomben", wie Ex-Agent "Michael" sie nennt, in den Brusttaschen etlicher Hisbollah-Kämpfer. Diese Explosionen stellten sich als besonders fatal heraus, da die Opfer sie an einer empfindlichen Stelle trugen. "Die Bombe wurde also in die Brusttasche gesteckt, direkt über dem Herzen?", fragt CBS-Moderatorin Lesley Stahl den Ex-Geheimdienstler. "Ja", antwortet dieser. Die Folge war eine unglaubliche Zahl an toten und verletzten Männern, die überall im Libanon in Notaufnahmen und Krankenhäuser eingeliefert wurden. Die meisten von ihnen verloren Finger oder ganze Gliedmaßen, viele ließen ihr Augenlicht, manche starben mit zerfetzten Eingeweiden. Mit der konzertierten Aktion versetzte Israel der Hisbollah einen schweren Schlag. Insgesamt wurden 3.000 Menschen verletzt, 30 starben, darunter auch zwei Kinder. Der Mossad ist offenbar stolz auf die äußerst blutige Anti-Terroroperation. So sagt der Ex-Agent "Gabriel" über die Aktion, das Ziel sei es nicht gewesen, Hisbollah-Terroristen zu töten, sondern sie schwer zu verletzen. Die zynische Logik dahinter: "Diese Menschen ohne Hände und Augen sind der lebende Beweis dafür, dass man sich im Libanon nicht mit uns anlegen sollte. Sie sind der lebende Beweis für unsere Überlegenheit im gesamten Nahen Osten." Israels Geheimdienst hält viel auf seine Fähigkeiten der Arglist und Täuschung. Dass der Mossad auch stark auf die psychologischen Wirkungen seiner Aktionen setzt, ist ebenfalls bekannt. Ihm geht es darum, seine Gegner einzuschüchtern. So lässt einer der beiden Ex-Agenten im Interview zum Schluss noch fallen, dass der Dienst bereits an einer ähnlichen Aktion arbeite. Welche Geräte dieses Mal manipuliert worden sein könnten, verrät er nicht. "Sie [ Anm.: die Feinde Israels ] sollen ruhig weiter raten, was als Nächstes in die Luft fliegen könnte".



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