„Der darstellende Mensch“ von Richard Sennett: Gefangen im Politiktheater
Das erste Schauspiel der Menschheitsgeschichte, so lernte ich es vor vielen Jahren im Studium der Theaterwissenschaft, fand statt, als der Mensch anfing, sich zu verstellen. Irgendein Säbelzahntiger war des Wegs gekommen und der Mensch, keiner weiß warum, stellte sich plötzlich tot. Er schauspielerte, er tat nur so als ob – und das sicherte sein Überleben.
Gegen diese fiktive Ur-Szene des Theaters ist manches einzuwenden, etwa, dass viele Tiere ein ähnliches Verhalten an den Tag legen. Das Opossum zum Beispiel ist ein echter Profi dieser Thanatose genannten Technik: Es strömt zusätzlich einen beißenden Geruch aus, sodass der Angreifer sogleich von dem Leichnam-Performer ablässt. Trotzdem ist die Geschichte interessant, denn sie ist der Anfa
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