Die AfD-Kanzlerkandidatin sagte auf dem Parteitag am Wochenende der Windkraft den Kampf an. Doch was würde ein Deutschland ohne Windenergie aktuell bedeuten? Auf dem Parteitag im Sächsischen Riesa teilte die Kanzlerkandidatin der AfD , Alice Weidel , am Wochenende ordentlich aus. Weidel wetterte gegen Migration, "Queer-Woken-Wahnsinn" oder gegen erneuerbare Energien. Vor allem Windräder scheinen der Politikerin ein Dorn im Auge zu sein: "Wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande." Später ruderte Weidel zurück: Sie fühlte sich missverstanden und schließe Windkraft nicht grundsätzlich als Energiequelle aus. Dies müsse allerdings ohne Subventionen erfolgen. Mehr dazu lesen Sie hier . Es ist nicht das erste Mal, dass AfD-Politiker mit steilen Thesen Aufsehen erregen, nur um später das Gesagte wieder einzukassieren. Doch was würde es genau bedeuten, wenn Deutschland seine Windkraftanlagen wieder abbaut – und wäre das überhaupt so einfach möglich? AfD-Parteitag: Die Maske ist gefallen Wolf-Peter Schill vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält es für "völlig illusorisch", dass eine Bundesregierung Windräder niederreißt, wie Weidel es gefordert hatte. Der Vorstoß der AfD-Politikerin sei "absolut absurd", sagte Schill t-online. Denn die Windräder seien nicht Eigentum des deutschen Staats, sondern Privatbesitz. Dementsprechend wären Entschädigungen nötig, wenn ein Windrad wieder entfernt werden müsste. Dabei müsste der Staat nicht nur den reinen Materialwert des Windrades, sondern auch die ausgefallenen Einnahmen an den Besitzer zahlen. "Das wäre ja auch eine wahnwitzige Vernichtung von Kapital", so Schill weiter. Die Windkraft ist laut dem Experten "absolut essenziell für die Energiewende". Aktuell produziert Deutschland rund 30 Prozent seiner Energie aus Windkraft – Tendenz steigend. Denn die Genehmigungen für neue Windräder ziehen an. Die Zahl der neu zugelassenen Windräder lag im vergangenen Jahr deutlich über dem Höchststand der vergangenen Jahre. Sollte man jetzt, wie es die Alice Weidel fordert, vollständig aus der Windenergie aussteigen, würden die Strompreise enorm steigen, so Schill. Ferner wäre Deutschland gar nicht in der Lage, den plötzlichen Wegfall von einem Drittel seiner Energie zu kompensieren. Die AfD, aber auch andere Parteien wie die Union und die FDP sprechen sich dagegen für die Rückkehr der Kernenergie in Deutschland aus. Schill bezeichnet dies allerdings als "Gespensterdebatte". Denn die früheren Kernkraftwerke könne man mittlerweile nicht mehr wieder anschalten, neue AKW wären zudem kostspielig und hätten lange Bauzeiten: "Das will keiner, nicht mal die Industrie." Eine Studie des DIW zeigt, dass keines der 674 zwischen 1951 und 2017 weltweit gebauten Kernkraftwerke rentabel war, ist oder sein wird. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ein neu errichtetes AKW mit einer elektrischen Leistung von 1.000 Megawatt im Schnitt Verluste von fünf Milliarden Euro einfährt. Das bedeutet, dass Kernkraftwerke enorm hohe staatliche Subventionen benötigen. Dabei fordert die AfD in ihrem Wahlprogramm, genau solche kostspieligen Investitionen zurückzufahren. Lange Bauzeiten Ohne diese Subventionen läge der eigentliche Preis für die Stromerzeugung deutlich über dem, was am Strommarkt aktuell aufgerufen wird. Die Studie rechnet vor, dass jedes erzeugte Kilowatt im US-amerikanischen Kernkraftwerk Vogtle im Bundesstaat Georgia Kosten in Höhe von 9.400 Dollar (knapp 9.200 Euro) erzeugt. Darüber hinaus dauert der Bau eines Atomkraftwerks im Durchschnitt knapp 10 Jahre. Selbst wenn jetzt neue Kernkraftwerke gebaut würden, könnten diese Deutschland also frühestens 2035 mit Strom versorgen. Auch neue Reaktormodelle würden laut dem DIW an diesen Problemen nichts ändern. Denn auch von diesen seien keine Effizienzsteigerungen zu erwarten, die Atomstrom rentabel machen würde. "Will in Wirklichkeit einfach gar nichts machen" Ein weiteres Problem ist, dass Kernkraftwerke aufgrund des Unfallrisikos nicht versicherbar sind. Denn das Risiko eines Unfalls in der Größenordnung von Tschernobyl oder Fukushima ist zwar gering, aber die Folgen wären so katastrophal, dass kein Versicherer dieses Risiko eingehen will. Eine Studie des Versicherungsforums Leipzig kommt zu dem Schluss, dass die Prämien für die Versicherung eines Kernkraftwerks so hoch wären, dass eine Kilowattstunde zwischen vier und 67 Euro kosten müsste. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde kostet aktuell 29 Cent. Im Falle eines Unfalls trägt also der Staat und damit die Allgemeinheit den Großteil der Kosten. Wolf-Peter Schill glaubt daher, dass es der AfD gar nicht um die Rückkehr von Kernenergie geht. "Wer auf Atomkraft setzt oder das propagiert, will möglicherweise einfach gar nichts machen und bei den Fossilen bleiben."