"Tatort"-Wiederholung: Dieser Fall bringt Zuschauer und Kommissare emotional an ihre Grenzen
Die "Tatort"-Kommissarinnen Henni Sieland und Karin Gorniak müssen den Mord an einem Kind aufklären. Einer der stärksten Fälle des früheren Ermittlerteams aus Dresden.
- 4 von 5 Punkten
- Keine klassische Tätersuche, sondern eine aufrüttelnde Auseinandersetzung mit den Themen Kindesmissbrauch und Pädophilie
Worum geht's in diesem "Tatort"?
Es ist der Albtraum aller Eltern: Das eigene Kind verschwindet auf dem Rückweg von der Schule oder vom Sportverein. Sandra und Stefan Krüger befürchten das Schlimmste, als ihr neunjähriger Sohn Rico nicht vom Schwimmtraining zurückkehrt. Oberkommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) ist zunächst optimistisch. "Von 100 vermissten Kindern ist einem wirklich etwas passiert. Der taucht schon wieder auf", sagt sie. Doch wenig später ist es traurige Gewissheit – Rico ist tot. Die Leiche des Jungen wird gefunden, auf grauenvolle Weise in eine Sporttasche gepresst, die am Ufer der Elbe strandet. Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) drängt seine Mitarbeiterinnen dazu, rund um die Uhr zu ermitteln, um rasch Ergebnisse liefern zu können. Denn die Tat weckt Erinnerungen an einen ungelösten Fall vor drei Jahren, als ebenfalls ein neunjähriger Junge verschwand.
Warum lohnt sich der Fall "Déjà-vu"?
Als die Dresdner Ermittler im März 2016 den Dienst antraten, brachten sie frischen Wind in die Sendereihe. Zu verdanken war das in erster Linie Drehbuchautor Ralf Husmann. Der Erfinder der Sitcom "Stromberg" hatte den Anspruch, Krimi und Komik zu verbinden – ähnlich wie das auch in den "Tatorten" aus Münster der Fall ist. Doch im November 2017 verabschiedete sich Husmann. "Ich hatte den Eindruck, dass es inzwischen in Richtung eines ganz konventionellen Krimis geht", begründete er seine Entscheidung.
Tatsächlich ist die Folge "Déjà-vu" düsterer und beklemmender, als man es bis dahin aus Dresden kannte. Es geht um die Themen Kindesmissbrauch und Pädophilie – nichts, was sich mit Komik vereinbaren ließe. Der Fall erinnert an den 1988 ausgestrahlten Polizeiruf "Der Kreuzworträtselfall", der wiederum auf einer wahren Geschichte basiert und den Mord an dem siebenjährigen Lars Bense schildert. Der Junge aus Halle an der Saale verschwand 1981 vor einem Kino und wurde später ermordet in einem Koffer gefunden. Der sogenannte "Kreuzworträtselmord" zählt zu den bekanntesten Kriminalfällen der DDR, weil über 550.000 Schriftproben ausgewertet wurden, bis der Täter gefasst werden konnte.
Was stört?
Während die Ermittler lange im Dunkeln tappen, wissen die Zuschauer bereits nach relativ kurzer Zeit, wer der Täter ist. Das nimmt dem Fall etwas die Spannung. Gleichzeitig wird die Figur des Täters aber nicht sehr detailliert ausgearbeitet. Der Zuschauer erfährt nichts über sein familiäres Umfeld oder seine eigene Vorgeschichte. Etwas kurios ist auch die Tatsache, dass die beiden Oberkommissarinnen trotz angeblicher Hitzewelle die ganze Zeit dieselben langen Klamotten tragen.
Die Kommissarinnen?
Der Fall "Déja-vu" bringt nicht nur die Zuschauer, sondern auch Oberkommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) emotional an ihre Grenzen. Die Ermittlerin landet im Krankenhaus und macht dort zwei überraschende Entdeckungen. Oberkommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) lassen die Ermittlungen ebenfalls nicht los. Sie kämpft nicht nur mit ihrem pubertierendem Sohn Aaron, sondern muss sich auch mit ihrem Nachbarn Nick herumschlagen. Mit dem hat sie eine heimliche Affäre, was zu weiteren Problemen führt.
Ein- oder ausschalten?
Einschalten! Regisseur Dustin Loose war bei den Dreharbeiten erst 30 Jahre alt und ist damit einer der jüngsten Regisseure der "Tatort"-Geschichte. Ihm ist ein Film gelungen, der tief betroffen macht und noch lange nachwirkt.
Der "Tatort: Déjà-vu" wurde erstmals am 28. Januar 2018 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am Freitag, 16. Mai 2025 um 22.20 Uhr