Einschienenbahn ade!
Moskauer werden dazu aufgerufen, „das Schicksal ihrer Heimatstadt zu beeinflussen“. Im Falle der Einschienenbahn ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die Stimmen der Einwohner etwas ändern können, selbst wenn das Verkehrsmittel seine Befürworter hat. Die Einschienenbahn ist dem Untergang geweiht. Die Frage ist nur, was an ihre Stelle treten wird.
Geld entscheidet
Wirtschaftlich gesehen ist die Moskauer Einschienenbahn eine Enttäuschung. Die Kosten für ihren Bau beliefen sich im Jahr 2004 auf über 6,3 Milliarden Rubel (etwa 176 Millionen Euro zum damaligen Wechselkurs). Die Linie verbindet zwei Zweige der Moskauer Metro. Heute ist diese Verbindung jedoch nicht mehr nötig. Nach der Inbetriebnahme der Ringbahnlinie MCC 2016 hat sich das Fahrgastaufkommen auf der Einschienenbahn um das Zehnfache verringert. Im Jahr 2017 wurde der Zugtakt von 6 auf 30 Minuten erhöht: Die Einschienenbahn wurde von einem funktionalen Verkehrsmittel zu einer Touristenattraktion. Jetzt befördert die Strecke, auf der zwei sechsteilige Züge verkehren, weniger als 2000 Fahrgäste pro Tag. Davon sind nur 150 Einheimische, der Rest sind Touristen. Die Kosten einer Fahrt für einen Fahrgast belaufen sich auf etwa 1500 Rubel, was fast 20 Mal so viel ist wie ein U-Bahn-Ticket.
Das Problem besteht jedoch nicht nur darin, dass die Einschienenbahn kein Geld einbringt. Sie verschlingt es auch, und zwar sehr viel. Die Schienen sind abgenutzt und die Fahrzeuge müssen erneuert werden. Nach Schätzungen von Experten müssen mehr als 20 Milliarden Rubel (214 Millionen Euro zum aktuellen Wechselkurs) ausgegeben werden, um diese Probleme zu lösen. Das entspricht in etwa dem Preis der 130 neuen U-Bahn-Wagen. Die exorbitanten Kosten haben der Idee, die Einschienenbahn zu verlängern und in das Straßenbahnnetz der Stadt zu integrieren, einen Riegel vorgeschoben.
Modern und anlockend
Auf die Frage, was mit diesem teuren Projekt geschehen soll, hat die Stadtverwaltung schließlich eine Antwort gegeben. Sie schlägt vor, anstelle der Einschienenbahn einen Park anzulegen. Sie wird in einer Höhe von sechs Metern über dem Boden schweben.
Den auf dem Portal zur Abstimmung präsentierten Projektskizzen nach zu urteilen, wird diese Parkzone über Spazierwege, eine Laufbahn, Bänke und Blumenbeete verfügen. Auch ein Café könnte dort entstehen. Nach Schätzungen der Moskauer Verkehrsbehörde könnte die Parkzone täglich von bis zu 20.000 Menschen besucht werden. Gleichzeitig betonten die Vertreter des Verkehrsministeriums, dass sie „die Einschienenbahn respektieren“ und daher bereit sind, „einige Wagen als Erinnerung im Park stehen zu lassen, um ein Stück Geschichte für künftige Generationen zu bewahren“. Mehr als 90.000 Moskauer haben über das elektronische Portal bereits abgestimmt.
Goscha Haimow
Запись Einschienenbahn ade! впервые появилась Moskauer Deutsche Zeitung.