Derby, Flutlicht, volle Hütte: Für RWE geht’s in Duisburg um mehr als Punkte. Gewinnt Essen das Derby, lebt der Aufstiegstraum – ansonsten droht Unruhe. Rot-Weiss Essen steht vor einem Spiel, das mehr ist als ein Derby. Es ist eine Richtungsentscheidung. Nach dem peinlichen Pokal-Aus in Oberhausen und durchwachsenen Wochen in der Liga hat der Heimsieg gegen Viktoria Köln wieder Hoffnung geweckt und das Vertrauen in die traditionellen Hafenstraßen-Tugenden gestärkt – Leidenschaft, Kampfgeist, Disziplin. Wer oben mitspielen will, muss solche Momente bestätigen. Das Derby beim MSV Duisburg ist genau der richtige Anlass dafür. Denn der Aufstiegskampf beginnt nicht erst im April – er beginnt in Wochen wie dieser. RWE steht in der Tabelle gut da, aber auf wackelndem Fundament. Die Leistungen waren zu wechselhaft, Probleme auf dem Spielfeld offensichtlich, manche Führungsspieler kamen ihrer Rolle zu selten nach. Der Erfolg gegen Köln war deshalb wichtig, weil die Mannschaft geliefert hat. Nicht spektakulär, aber stabil. Konzentriert, erwachsen, zielstrebig – Charaktertest Nummer eins bestanden. Derby in Duisburg als Reifeprüfung Der zweite Charaktertest folgt jetzt: Das Derby in Duisburg ist nicht nur sportlich brisant, sondern auch ein Hochrisikospiel – auf den Rängen wie auf dem Platz. 28.000 Fans, Flutlicht, Rivalität pur. Die Spieler kämpfen nicht nur um drei Punkte. Sie kämpfen für das Selbstverständnis der Mannschaft, ein Top-Team zu sein. Sie kämpfen für die Fans und für das Umfeld. Es ist die größte Bühne dieser Saison. Wenig ist so wichtig wie ein Derbysieg beim ungeliebten Rivalen, der aktuell auch noch als Aufsteiger an der Tabellenspitze steht. RWE muss den eigenen Anspruch untermauern Rein sportlich wäre ein Erfolg beim MSV der Beginn einer Phase, in der RWE endlich das einlösen kann, was um den Klub herum seit geraumer Zeit als Anspruch formuliert wird: um den Aufstieg mitspielen, konstant punkten, unter Druck bestehen. Rot-Weiss Essen hat das Potenzial, mehr zu sein als nur ein Drittliga-Klub. Die Tradition, die Fans, das Stadion – das gehört mindestens eine Etage höher. Knüpft RWE an den Auftritt gegen die Viktoria an und schlägt die "Zebras", schmilzt die Lücke auf den Spitzenreiter auf nur noch zwei Zähler. Verliert RWE, wächst der Rückstand auf acht Punkte – und Duisburg wäre wohl für einige Wochen enteilt. Dann dürfte auch die Ruhe um Koschinat wieder Geschichte sein. Dieses Derby ist zwar kein Endspiel um den Aufstieg – aber es kann der glaubwürdige Startschuss für eine Saison mit historischer Perspektive sein. Und genau das braucht RWE jetzt.
