Weinheim: Nightgroove hatte mit Regen zu kämpfen
Weinheim. (cis) Michael Barkhausen, seines Zeichens verantwortlich für den Nightgroove in Weinheim, sah das Positive: "Ich freue mich für die Menschen, dass sie ohne Schlange stehen in die Kneipen kommen und entspannt feiern können." Es war durchaus ein Novum, dieses "Nicht-Schlange-Stehen". Denn da, wo es sonst viel Geduld braucht, um sich durch die Tür und anschließend durch die Massen zu drücken und ein Plätzchen als Sardine in der Büchse zu ergattern, war am Samstagabend leichtes Durchkommen angesagt. "Die Wetterprognosen waren eindeutig", sagte Barkhausen mit Blick auf den Regen und die damit verbundene schlankere Besucherzahl. Rund 4200 Besucher verzeichnete der Nightgroove 2017. 2016 waren es 5000 gewesen.
Zwei Veranstaltungen - die Open-Air-Musik im Atrium wie auf dem Marktplatz - mussten ganz abgesagt werden. Aber auch andernorts drückte der Regen die Stimmung nieder. Das Lachen, die fröhlichen Menschen - es war in diesem Jahr anders. Gefeiert wurde trotzdem. Die Hotspots waren einmal mehr die Panaderia, das Montmartre und das Café am Markt, die allesamt mit Cover-Pop und -Rock punkteten. Aber auch die Stadtkirche, in der "disaffection" für entspannt-lässige Stimmung sorgten, war gut besucht. Die Weinheimer Jungs boten in ihrem wohnzimmer-artig anmutenden Bühnenaufbau strumpfsockig auf dem ausgerollten Teppich eine - fast will man sagen: gewohnt-gekonnte - Darbietung, die Spaß machte und sich mühelos ins Ambiente der Kirche einfand.
Zu beobachten war ganz eindeutig: Cover geht immer, Nische ist schwieriger. Die Jungs von der Indie-Folk-Band "Idiots in the Crowd" hatten zu dem Zeitpunkt, als die RNZ sie besuchte, weniger Massen ins "Hamilton" gelockt. Und auch der Reggae im "SO" schien eher fürs ausgesuchte Publikum von Interesse zu sein. Zu fortgeschrittener Stunde wurde es aber auch im "Hamilton" voll. "Die Leute sind uns fast vor die Füße gefallen", so ein Band-Mitglied. Grundsätzlich lebe der Nightgroove von dieser Vielfalt, so Veranstalter Barkhausen. Nischen seien trotzdem seltener besetzt, weil es für die Gastronomen auch um die Wirtschaftlichkeit geht. Dass Nische aber nicht zwangsläufig schwierig ist, zeigte die AC/DC-Coverband "Thunder Bells" im Billard Sport Center Royal. Die Stimme von Bon Scott und das Outfit von Angus Young - es funktioniert.
"Es ist das, womit ich gerechnet habe", gibt sich Barkhausen ob der gesunkenen Besucherzahl keineswegs niedergeschlagen. Auch wenn die Zahl rückläufig ist - für den Organisator ist sie weiter ein Indiz dafür, dass der Nightgroove beliebt ist. Wenn auch - zumindest in diesem Jahr wegen des Wetters - kein Selbstläufer. Über Veränderungen denke man immer wieder nach, sagt er. Das A und O sei ja die Zufriedenheit der Besucher.
Die zeigten sich trotz Nieselregens zu später Stunde gewohnt feierlaunig: Als in den Kneipen die Verstärker ausgingen, pilgerten sie zur SWR 3-Party ins Autohaus Lind oder liefen noch ein paar Meter weiter, um bei der Party-Band "Snow" in der "Altern Druckerei" zu landen. Da wurde es dann noch mal richtig voll, und so entfaltete sich nach Mitternacht noch der gewohnte Nightgroove-Flair. Regen hin oder her: Die Musiknacht wird’s wieder geben. Am 17. November 2018 steht die 15. Auflage an.