2000 neue Arbeitsplätze bei Amazon: Versandriese baut Logistikzentrum in Frankenthal
![2000 neue Arbeitsplätze bei Amazon: Versandriese baut Logistikzentrum in Frankenthal](http://www.rnz.de/cms_media/module_img/551/275564_1_gallerydetail_image_7a019cc703442303.jpg)
Von Harald Berlinghof
Frankenthal. 3000 kleine rollende Roboter werden im nächsten Jahr hier emsig Waren durch die Halle transportieren. Von den Regalen zu den Laufbändern oder zu den Packstationen, wo Mitarbeiter von Amazon die Bestellungen verpacken. Oder auch von den ankommenden Lastwagen zu den Lager-Regalen. Nur zwei Stunden und 15 Minuten, so kalkuliert man bei Amazon, vergehen vom Eingang einer Bestellung bis zur Übergabe an den Transporteur. Zwischen 100.000 und 200.000 Sendungen werden so täglich bearbeitet.
An Spitzentagen sind es 400.000, und ein einziges mal hat man sogar 505.000 Bestellungen an einem einzigen Tag geschafft. 1,5 bis zwei Millionen verschiedene Artikel werden in dem neuen Logistikzentrum von Amazon im Frankenthaler Gewerbegebiet "Am Römig" gelagert, und rund 2000 Mitarbeiter werden bis spätestens Mitte 2018 zur Eröffnung des Zentrums hier arbeiten. Noch einmal 2000 Aushilfskräfte kommen dann jährlich zur beginnenden Weihnachtszeit hinzu. Beeindruckende Zahlen.
"Unser Problem ist unser Wachstum", meint EU-Regional-Direktor Gregory Bryan bei der Begehung der Baustelle, wo gegenwärtig das neue Logistikzentrum des Versandriesen entsteht. Schön, wenn man solche Luxusprobleme hat. Doch bereits die Suche nach geeigneten Arbeitskräften gestaltet sich schwierig. Man brauche neben den Packern und ungelernten Arbeitern auch viele "Managers", wie der US-Amerikaner erklärt. Darunter versteht er Techniker genauso wie Verwaltungsexperten und Führungspersonal.
Ende März soll der Innenausbau des gewaltigen Gebäudes mit einer Fläche von 139.000 Quadratmetern, was etwa 20 durchschnittlich großen Fußballfeldern entspricht, abgeschlossen sein und Mitte 2018 in Betrieb gehen. Gegenwärtig werden überall in dem Gebäude, in dem drei Etagen unter gebracht sind, die gelben Förderbänder aufgeschraubt, die wie ein Adergeflecht die riesige Halle durchziehen und jeden Winkel erreichbar machen sollen. Roboter und Förderbänder sollen den Mitarbeitern die langen Wege ersparen.
Aber die Technik, die in Deutschland erst im zweiten von 13 Logistikzentren in dieser Form eingesetzt wird, soll letztlich keine Mitarbeiter einsparen, so Bryan. "Wir wollen keine vollautomatische Fabrik, weil unsere Auslastung im Jahresverlauf stark schwankt", sagt er.
In Deutschland beschäftigt Amazon rund 12.000 fest angestellte Mitarbeiter. Dazu kommen jährlich zur Weihnachtszeit 13.000 Saisonarbeiter. Amazon bringt zwar Arbeitsplätze in die Regionen, wo die Logistikzentren entstehen, saugt aber auch sehr viel des vorhandenen Arbeitskräftepotenzials auf. Auch weil man laut eigener Einschätzung gut mit seinen Mitarbeitern umgeht.
"Ein ungelernter Arbeiter verdient bei uns nach zwei Jahren mit Prämien etwa 2600 Euro brutto im Monat", rechnet Bryan vor. Das liege deutlich über dem Mindestlohn, je nach Anstellungsdauer zwischen 11,15 Euro und 13,15 Euro. Es gibt einen Betriebsrat, mit dem man die jährlichen Lohnerhöhungen aushandele. "Gewerkschaften brauchen wir dazu nicht", sagt er und ergänzt: "Wir fürchten einen Schneesturm mehr als Streiks".
Die Arbeit der Ungelernten sei nicht schwer - sogar eine Klimaanlage habe man in die Halle einbauen lassen - aber es sei auch keine einfache Arbeit. "Manchmal mag es ein wenig monoton sein an der Packstation, nicht schwer, aber auch nicht gerade aufregend".
Die Hallen des Branchenriesen sind nicht Eigentum des Unternehmens, sondern von Investoren gebaut und von Amazon langfristig angemietet. 15 bis 20 Jahre laufen die Mietverträge, sagt Bryan. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", sagt dazu der Pressesprecher des Unternehmens und Bryan nickt dazu.