Zwischen Kirchheim und Pfaffengrund: Eine Zeppelin-Erlebniswelt für Heidelberg
Von Timo Teufert
Wird Heidelberg neuer Standort für eine Erlebniswelt rund um das Luftschiff "Zeppelin"? Die Chance besteht, denn in der letzten Woche stellte die Geschäftsführerin von Hangarworld, Arantxa Dörrié, ihr Projekt hinter verschlossenen Türen den Stadträten vor. Sie will zusammen mit dem Unternehmer Andreas Dünkel 50 Millionen Euro auf dem ehemaligen Airfield der US-Army zwischen Kirchheim und Pfaffengrund investieren und von dort aus Rundflüge mit einem Zeppelin anbieten. Den Stadträten hat die Idee offenbar gefallen: Bei einem Meinungsbild stimmten sie einstimmig dafür, die Pläne für das Projekt weiter zu verfolgen.
Noch gibt es kein vergleichbares Konzept, für das Pilotprojekt spricht die Firma derzeit neben Heidelberg auch mit Hamburg, Berlin, dem Ruhrgebiet und Salzburg. Man ist für die Rundflüge bewusst auf der Suche nach touristischen Ballungsräumen: "Es hilft uns, wenn unsere Zielgruppe schon da ist", sagt Dörrié. Für sie hat der Standort viele Vorteile: Heidelberg sei nicht nur hochattraktiv zum Überfliegen, auch das Airfield liege sehr zentral. "Es gibt eine gute Anbindung zur Autobahn, und mit dem Zeppelin sind wir schnell in der Nähe der Sehenswürdigkeiten." Der ehemalige Flugplatz sei wie geschaffen für das Projekt: "Es war ein Glücksmoment, als wir erfahren haben, dass sich die Stadt damit auseinandersetzt, was auf dem Airfield machbar ist", sagt Dörrié.
Rund zehn Hektar Fläche braucht Hangarworld für die Erlebniswelt. Denn allein um den Zeppelin - der mit 75 Metern fast drei Meter länger ist als ein Airbus A 380 - bei schlechtem Wetter unterstellen zu können, muss der Hangar 100 Meter lang, 30 Meter hoch und 45 Meter breit sein. Hinzu kommt der Landeplatz mit einem Durchmesser von 250 Metern, für den aber keine Flächen versiegelt werden müssen: "Zum Glück kann der Zeppelin auf der Wiese landen", berichtet Dörrié. Im Halbbogen um den Landeplatz werden terrassenförmig die Gebäude für Gastronomie, Tagungsräume und das Hotel entstehen.
"Diese Vielfalt ist extrem wichtig, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts sicherzustellen", betont die Münchner Unternehmerin. Mit Luftschiffflügen allein würde man nur eine schwarze Null schreiben können. Das reicht aber nicht aus, denn Dörrié und ihre Partner finanzieren das Projekt allein und ohne Fördergelder.
Anziehungspunkt auf dem Gelände - das für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein soll - ist neben den Rundflügen auch die Wissenswelt: "Das ist mein persönliches Herzstück", erklärt die 50-Jährige. Die Frage sei gewesen, welche Themen man dort präsentieren könnte: "Die Menschen verbinden mit dem Namen Zeppelin heute immer noch Attribute wie Pioniergeist, Innovation und Mut." Da habe es auf der Hand gelegen, sich in der Erlebniswelt den Pionieren zuzuwenden: "Als Zeitreise inszeniert kann man Ferdinand Graf Zeppelin, Carl Benz oder Marie Curie kennenlernen." Dabei sollen die Personen nicht etwa ihre Erfindungen vorstellen, sondern einen Einblick geben, was Pioniersein für sie selbst bedeutete. "Und wir blicken auch in die Zukunft und wollen aktuellen Pionieren Raum geben, ihre Entwicklungen vorzustellen."
In der Sitzung mit den Stadträten ging es auch um möglichen Lärm für die Anwohner, doch Dörrié beruhigt: "Der Zeppelin startet und landet senkrecht und ist dabei - wenn man direkt daneben steht - so laut wie ein Staubsauger." In der Luft höre man ihn gar nicht mehr. Wetterbedingt wird der Zeppelin - das zeigen die Erfahrungen aus dem Passagierbetrieb beim Zeppelin-Hersteller in Friedrichshafen - an 200 Tagen abheben können. Pro Tag sind sechs Starts geplant, ein einstündiger Rundflug soll 500 Euro kosten. "Ein Rundflug ist aber keine elitäre Sache, denn 65 Prozent aller Tickets werden als Gutscheine verkauft", berichtet Dörrié.
Nach dem positiven Stimmungsbild der Stadträte will die Stadtverwaltung weitere Gespräche mit Hangarworld führen und das Vorhaben konkretisieren, damit sich Gemeinderat und Bürgerschaft damit detailliert beschäftigen können. "Das Konzept der Investoren sieht vor, einen Großteil des ehemaligen Flugplatzes als öffentliche Grün- und Freizeitfläche anzulegen. So könnte das Projekt auch mit der bereits bestehenden Idee eines Landwirtschaftsparks verzahnt werden. Inhaltlich würde Hangarworld sehr gut zur Identität des Ortes passen", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner auf RNZ-Anfrage.