Runder Tisch in Leimen: Allseits Applaus für eine neue Tiefgarage
Von Thomas Frenzel
Leimen. Am Ende waren alle glücklich: Die dramatisch geschilderten Raumnöte der Turmschule hatten sich nach einer Begehung schier in Wohlgefallen aufgelöst, der diskutierte grüne Stadtpark war beerdigt, der städtebauliche Ideenwettbewerb von 2008 ist für eine künftige Rathausplatzbebauung das Maß aller Dinge und eine Tiefgarage soll 140 Stellplätze bieten. Christiane Grüger war bei der letzten Runde gelungen, die heftigen Emotionen vom Runden Tisch zu kehren, den die Bürgerinitiative "Festhalle - Nein!" mit der Wucht des überaus erfolgreichen Bürgerentscheids vom 24. September durchgesetzt hatte. Dafür gab es allseitigen Applaus für die Moderatorin, die ankündigte, in zehn Jahren mal wieder vorbeizuschauen um zu sehen, was denn so alles aus den Tischempfehlungen geworden sein wird …
Es war insbesondere die Tiefgarage, die am Runden Tisch gut ankam. Jan Currle von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH hatte die bisherigen Überlegungen zur Lösung der innerstädtischen Stellplatzproblematik in einem neuen Konzept zusammengeführt. Demnach würde die Zufahrt über die Hohe Gasse erfolgen, womit allerdings der von der Musikschule genutzte Pavillon weichen müsste; dieser ließe sich später gegebenenfalls als Stelzenbau über der Garagenzufahrt neu errichten. Durch diese Zuwegung lasse sich der im künftigen Schulhof auszugleichende Geländeunterschied auf anderthalb Meter reduzieren. Die Tiefgarage selbst verfügt über zwei Parkdecks mit 140 Stellplätzen, die sich - stufig abgesenkt - bis unter den Rathausplatz erstrecken. Dort ließen sich die Parkdecks bei Bedarf noch vergrößern.
Der Currle-Vorschlag ordnet auch den elterlichen Bring- und Abholverkehr zur Turmschule neu. An der oberen Grenze wird vom Schulhof eine Parkfläche abgezweigt, der dessen ungeachtet noch ausreichende 2350 Quadratmeter bieten würde. Die schräg angeordneten Parkplätze sind über eine eigene Aus- und Einfädelspur an die Bürgermeister-Lingg-Straße angebunden und die Schule ist über einen Weg entlang der künftigen Rathausplatzbebauung erreichbar. Das schon jetzt mit Pollern teilweise unterbundene Vorfahren in der Turmgasse soll so vermieden werden.
Freilich: Billig kommt das Garagenprojekt nicht, das sich Currle zufolge binnen zweier Jahre realisieren lassen würde. Die Summe von 30.000 Euro pro Tiefgaragenplatz - macht 4,2 Millionen - ist nach seinen Worten lediglich eine grobe Daumenpeilung, mit durchaus möglicher Steigerung nach oben. Das Schrägparken in der Lingg-Straße mit den nötigen Stützwänden ist dabei genauso wenig berücksichtigt wie ein eventuell neuer Musikschulpavillon, der gewiss nicht unter einer halben Million zu bekommen ist.
Klaus Feuchter (FDP) war deshalb nicht der einzige, der hier bei allem Wohlwollen auf einen Finanzierungsvorbehalt pochte. Schließlich konnte sich auch Currle nicht vorstellen, dass für dieses Tiefgaragenprojekt ein privater Investor gefunden würde. Das wiederum veranlasste Alexander Hahn als Sprecher der Bürgerinitiative zu einer Warnung: Bei der Tiefgarage dürfe es nicht zu einem neuerlichen Finanzierungsabenteuer wie beim Bäderpark kommen, von der Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer als Finanzierungsmethode ganz zu schweigen.
Keinen Widerspruch gab es in der Tischrunde, wonach eine künftige Rathausplatzbebauung dem Siegerentwurf von 2008 zu folgen hat: Das historische Rathaus gibt einem Neubau die Maße vor. Dieser nimmt mit identischer Breite die Vorder- und Rückseite des Rathauses als Baukante auf und darf dieses mit seiner Firsthöhe nicht überragen. Uneinigkeit herrschte allerdings darüber, ob der Neubau auch die Traufhöhe des Rathauses aufgreifen muss.
Die Frage, ob sich bei diesen Vorgaben ein privater Investor für die Bebauung finden lässt, wollte Currle nicht beantworten. Er schlug die Ausschreibung eines Konzeptwettbewerbs vor, der letztlich die Nutzung offen lässt. Geht es nach Oberbürgermeister Hans D. Reinwald, soll diese Ausschreibung schnellstmöglich im nächsten Jahr über die Bühne gehen.
Wortreich, aber schon schnell absehbar war indessen die Idee eines Stadtparks vom Runden Tisch gefegt - letztlich ohne Widerspruch seitens der Bürgerinitiative, die den Park in die Platzdiskussion eingebracht hatte. Michael Sauerzapf als Chef des Grünflächenamts hatte in seinem ausführlichen Sachvortrag allen klar zu erkennen gegeben, dass der Rathausplatz schlicht zu klein ist für einen "Park": Rechne man von den maximal vorhandenen 1800 Quadratmetern den eigentlichen Rathausvorplatz ab, der anfahrbar bleiben müsse, sowie die anzulegenden Wege hoch zur Lingg-Straße, blieben allenfalls noch 1000 Quadratmeter Fläche.
Und werde diese wie auch immer begrünt, stehe sie für die Weinkerwe als Veranstaltungsfläche nicht mehr zur Verfügung. Darauf verwies auch Festorganisator Uwe Sulzer. Besser als Rasen oder Beete, das wurde zum Tischkonsens, sei deshalb eine Gestaltung mit hochwertigem Pflaster, einigen großkronigen Bäumen, angedeuteten Bachläufen und mobilem Grün, wie dieses auch für den gegenüberliegenden Mauritiusplatz vorgesehen ist. Darauf verwies Bürgermeisterin Claudia Felden.
Und die Turmschule, die im Halbtagsbetrieb fährt? Bei einer Begehung mit Rektorin Angela Münch hatte sich der Runde Tisch eine Übersicht über die Raumsituation verschafft. Auch bei einer durchgängigen Fünfzügigkeit, wie sie noch nicht erreicht ist, seien die Kapazitäten ausreichend, sagte der für die Schulverwaltung zuständige Peter Hildenbrand. Voraussetzung sei allerdings, dass von der Schule für die Hort- und Kernzeitbetreuung nicht mehr als die derzeit sechs Räume bereit gestellt werden müssten. Insbesondere im Keller befänden sich noch Reserveräume, darunter allerdings auch ein feuchter, sanierungsbedürftiger Zeichenraum. Und was den Sportunterricht anbelangt, so müsse bei sich abzeichnenden 20 Grundschulklassen - ergibt 60 Wochenstunden Sport - die derzeitige Vormittagsnutzung der Zugck-Halle durch Seniorensport beendet werden.