Mosbach-Neckarelz: Der Tannenhof als Gegenbeispiel zum Pfalzgrafenstift
Von Heiko Schattauer
Neckarelz. Das Pfalzgrafenstift und vor allem die Planungen für dessen Zukunft beschäftigten zuletzt viele Mosbacher. Beschlüsse, Diskussionen, Erklärungen, redaktionelle Beiträge, Leserbriefe - das Thema Seniorenheim in der Stadt wurde ausgiebig und kontrovers erörtert. Fakt bleibt: Das Pfalzgrafenstift wird am Standort Altstadt aufgegeben, auf dem Areal der Johannes-Diakonie Mosbach wird ein Neubau errichtet, der die Vorgaben der Landesheimbauverordnung (u. a. Einzelzimmer für die Senioren) erfüllt. Einen Umbau im Bestand und im laufenden Betrieb sah man für die Einrichtung in der Schlossgasse als nicht realisierbar an.
Den Beweis, dass es auch anders geht - nämlich am eigentlichen Standort und im laufenden Betrieb - will nun ein anderes Seniorenheim in Mosbach antreten. In zwei Bauabschnitten soll der "Tannenhof" in Neckarelz um-, nein: neu gebaut werden, um der Landesheimbauverordnung gerecht zu werden. Einen "höheren einstelligen Millionenbetrag" (so Prokurist Christian Umlauf) wollen "Die Johanniter" als Träger der Einrichtung in die Zukunft des Seniorenheims im Mosbacher Stadtteil investieren. "Ja, wir werden das im laufenden Betrieb realisieren, alle Bewohner sollen durchgehend vor Ort versorgt werden", erklären Umlauf und Heimleiter Hans-Jürgen Mössner gegenüber der RNZ. Keiner der aktuell 70 Bewohner (plus zehn Tagespflegegäste) soll die vertraute Umgebung verlassen müssen.
Dass das kein einfaches Unterfangen wird, wissen Mössner und Umlauf. Es wird einer ausgeklügelten Planung bedürfen, um aus dem alten Tannenhof (1966 als exklusives Hotel errichtet) ein zeitgemäßes Seniorenwohnheim zu machen und zugleich die Belastungen für die Bewohner möglichst gering zu halten. Der Vorteil könnte dabei im eigentlichen Nachteil des Gebäudebestands liegen: So befinden sich derzeit in einem Teil des Hauses vorwiegend Funktions- und Gemeinschaftsräume. Und genau in diesem Teil will man dann mit dem Abbruch der alten und dem Aufbau der neuen Mauern beginnen.
"Die Gespräche mit Architekten und Planern sind gerade erst angelaufen", relativiert Christian Umlauf, ein paar Zeitfenster hat man dennoch schon aufgemacht: Mitte 2018 will man die Planung für den neuen Tannenhof einreichen, ein Generalbauunternehmer soll (nach entsprechender Genehmigung durch Heimaufsicht/städtisches Bauamt) dann das Vorhaben umsetzen, Ende 2019 soll der Neubau eingeweiht werden. Das wäre dann gerade noch rechtzeitig, denn der 31. August 2019 ist ja bekanntlich der Stichtag, an dem die Übergangsfrist für die Umsetzung der neuen Heimbauverordnung endet. Die Verordnung sieht eine Unterbringung in Einzelzimmern und neue Wohnformen in 15er-Gruppen vor.
Vor der konkreten Planung, dem Bauantrag und dessen Umsetzung hat man unterdessen auch noch andere "Baustellen" abzuarbeiten. Nach etlichen Jahren, in denen die Johanniter nur den Betrieb am Tannenhof führten, wird nun dieser Tage endlich ein Gesamtpaket geschnürt. Als Voraussetzung für die weiteren Planungen quasi. 2010 hatten die Johannes-Seniorendienste Insolvenz angemeldet, die Johanniter als Betreiber des Seniorenheims übernommen. Nach "langen Verhandlungen" (Umlauf) hat man sich nun auch über den Kauf der Immobilie und des Grundstücks geeinigt. Mitte Dezember, so Umlauf weiter, soll nun beim Notar der Deckel auf die langwierige Übernahmegeschichte gemacht werden.
"Uns war es ein wichtiges Anliegen, den Standort zu erhalten, in der Gemeinde weiter den angestammten Platz zu haben", erklärt Hans-Jürgen Mössner. Ohne Um- bzw. Neubau hätte man schließen müssen, verdeutlicht der Heimleiter. In ihrem jetzigen Bestand sei die Einrichtung schlicht "nicht zukunftsfähig" (Umlauf). Folglich geht man nun den notwendigen Weg der Erneuerung - und zwar ganz bewusst, ohne sich dabei fortzubewegen. "Der Tannenhof soll seinen Charakter behalten", sagen Umlauf und Mössner, die Bewohnerzahl soll ebenso gleich bleiben wie die der Mitarbeiter. Und die will man (beide) auch von Anfang an mitnehmen: "Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter sind bereits über die Pläne informiert", erklärt Christian Umlauf. Das scheint sinnvoll, denn ein Um- bzw. Neubau im laufenden Betrieb wird nicht nur für die Verantwortlichen zu einer großen Herausforderung werden.