Sinsheimer Autokennzeichen: "SNH"-Befürworter unbeeindruckt von Absage aus Landratsamt
Von Tim Kegel
Sinsheim. Die Befürworter eines SNH-Wunschkennzeichens für die Gemeinden des alten Landkreises Sinsheim vor der Kreisreform zeigen sich unbeeindruckt von der ablehnenden Haltung, mit der Landrat Stefan Dallinger dem Thema gegenübersteht. In einem Schreiben hatte der Landrat bei einer Wiedereinführung von hohen bürokratischen Hürden gesprochen, unter anderem weil mittlerweile drei Landratsämter über ein potenzielles SNH-Gebiet entscheiden müssten. Zudem sei der Mehraufwand für die Zulassungsbehörden nicht unerheblich. Auch stünde das Kennzeichen dem Einheitsgedanken entgegen, auf den man in der Metropolregion Rhein-Neckar hinarbeite. Auch im Kreistag zeichne sich eine Mehrheit gegen die Rückkehr zum Alt-Kennzeichen ab, hieß es in dem Schreiben.
Unterstützung für SNH kommt nun ausgerechnet aus dem CDU-Ortsverband in Sinsheims größtem Stadtteil Steinsfurt; Landrat Dallinger selbst ist CDU-Mitglied. Im Rahmen der letzten Mitgliederversammlung des zu den größeren seiner Art im Stadtgebiet zählenden Ortsverbands sei das Thema "sehr lebhaft diskutiert" worden, so die Vorsitzende Angela Stahl auf RNZ-Nachfrage. An dem Abend, der Mitgliedern vorbehalten war, ließ man Pro und Contra eines SNH-Kennzeichens erörtern. Dass der Ortsverband geschlossen hinter dem Wunschkennzeichen stehe, so weit wolle Angela Stahl zwar nicht gehen. Ihr "Bauchgefühl" sage ihr aber, dass es unter den 42 Mitgliedern "eine Mehrheit" gebe. "Ich will auch eins", fügt sie hinzu. Es handle sich um ein emotionales Thema, weiß Angela Stahl - "Lokalpatriotismus ist nun mal emotional" - während das Landratsamt "rein aus der sachlichen Perspektive" argumentiere.
Zweifel seien jedoch an der Kostenrechnung angebracht, "weil derjenige, der es haben möchte, dafür bezahlt." In Zeiten von EDV-Vereinfachung und ohnehin auf Nummernschildern erfüllbarer Sonderwünsche, sei auch der Personalaufwand als Argument "nicht wirklich" haltbar, findet Angela Stahl. Und würde auf ein Zusammengehörigkeitsgefühl im Rhein-Neckar-Kreis Wert gelegt, so müsse doch eigentlich RNK aufs Nummernschild. Angela Stahl fasst zusammen, "dass ein SNH-Kennzeichen mehr nutzen als schaden würde."
Jens Jochen Roth, einer der Wortführer der SNH-Bewegung und Öffentlichkeitsarbeiter im hiesigen Arbeitskreis Nahverkehr, war Referent der Steinsfurter Veranstaltung, auf der er den "Pro"-Part übernahm. Ihm gegenüber saß Hans-Peter Riedlberger, Amtsvorgänger von Angela Stahl im Vorsitz des CDU- Ortsverbands und als Diplom-Volkswirt im Landwirtschaftsministerium tätig, der sich den Gegenargumenten annahm. Roths Fazit: "SNH ist nicht tot, es ist lebendiger denn je."
Bei Bekanntwerden des Landrat-Schreibens hatte Roth angekündigt, in der Sache nicht klein beigeben zu wollen. Der alte Landkreis Sinsheim sei "bei weitem nicht der einzige, dessen Territorium auf mehrere Landratsämter aufgeteilt worden" wäre, legt er nach: "Trotzdem gibt es dort Altkennzeichen - und hier nicht." Dass ein Landrat quasi im Alleingang das Thema abhake, hält Roth für unglücklich: "Es tut doch niemandem weh."
Nun seien zwei Infostände in Sinsheim "während der Vorweihnachtszeit" geplant, außerdem würden Unterschriftenlisten erstellt. Jens Jochen Roth führt noch ein weiteres Argument der Befürworter ins Feld: die Heimattage 2020, deren Ausrichter Sinsheim ist.
Die Feierlichkeiten, sagt Roth in Richtung Landratsamt, seien "ein perfekter Zeitpunkt", um ein Zeichen zu setzten, zumal Sinsheim zeitgleich sein 1250. Bestehen, "seinen Stadtgeburtstag" feiere. "Und mit SNH fuhren sie in die Welt hinaus", sei, glaubt Roth, "eine dem Fest angemessene Geste".