"Azubi-Übungsleiterschein" in Weinheim: Karriere im Betrieb - und im Verein
Von Günther Grosch
Weinheim. Mehr als 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen haben Übergewicht. Dabei sollten sich gerade Heranwachsende regelmäßig bewegen: Darin sind sich Pädagogen und Sportwissenschaftler einig. "Doch häufig fehlen den Schulen und Vereinen ausgebildete Trainer", legen der Sportnetzwerk-Koordinator Jörg Brisken von der in Coesfeld-Lette ansässigen Firma Laurenz Sports und der Regionalgeschäftsführer der Barmer Krankenkasse, Andreas Töpfl, ihre Finger in die Wunde.
Wenn es nach den beiden Unternehmen geht, soll sich diese Situation für Weinheimer Schüler schon bald zum Besseren wenden: durch den "Azubi-Übungsleiterschein". Beim "Azubi-Übungsleiter" setzen sich Firmen aus Weinheim dafür ein, dass ihre Auszubildenden einen Trainerschein erwerben. Damit können sie sich zum Beispiel in Sport-AGs an Ganztagsschulen engagieren und Kinder für den Vereinssport begeistern.
Gemeinsames Ziel des von Laurenz Sports und Barmer auf zunächst drei Jahre angelegten Projekts ist es, junge engagierte Lehrlinge für eine Übungsleiterkarriere zu gewinnen. "Bei der sie parallel zu ihrer betrieblichen Ausbildung eine C-Lizenz im Jugendbreitensport absolvieren", stellten Brisken und Töpfl dieser Tage im Rathaus das neue Angebot vor.
Vertreter der Stadt, der Volksbank Weinheim, der Steuerkanzlei Dauner, des Autohauses Ebert und der Verlagsgruppe Beltz sowie der Personal- und Karriereberatung Elsen & Klug signalisierten als Vorreiter ihr Interesse am Mitmachen. Als ideeller Unterstützer steht Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann mit in der Startreihe. "Warm up" und Vorlauf für das Ganze ist in der Woche vom 19. bis 23. Februar 2018 ein Laufparcours, der im Rahmen eines Projekttags in den Sportunterricht der Grundschulen eingebaut wird. Der Hindernislauf solle den Kindern auf spielerische Art und mit etwas Nervenkitzel Spaß an Sport und Bewegung vermitteln, so Brisken. Das Finale der dabei ermittelten besten "Kindersprinter" steigt am 24. Februar bei der SG Hohensachsen.
Von der Übungsleiter-Qualifikation profitieren außer den Heranwachsenden auch die Unternehmen selbst, so Brisken. Zwar gäben sie von dem Arbeitszeitkontingent ihrer Auszubildenden etwas zugunsten der Übungsleiterausbildung ab: "Auf der anderen Seite bekommen sie aber noch qualifiziertere Mitarbeiter zurück." Teamfähigkeit, Kommunikation, Selbstorganisation seien nur einige der Fähigkeiten, die durch die Trainerqualifikation gestärkt würden. Die Azubis erlangen darüber hinaus die Kompetenz, auch die Gesundheit innerhalb der Belegschaft zu fördern, indem sie etwa Betriebssportangebote ausbauen. Die Kosten für die Qualifizierung der potenziellen Übungsleiter tragen Laurenz Sports und die Barmer.
Mit der Chance auf eine Zusatzqualifikation als Übungsleiter können sich nicht zuletzt auch die Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber im Kampf um qualifizierte Bewerber positiv positionieren, sehen Brisken und Töpfl für alle Beteiligten eine Win-win-Situation. Die Ausbildung der Übungsleiter - zu absolvieren sind 140 Lehreinheiten - findet durch den Landessportbund an einer der Landessportschulen in der Nähe statt. "Sollten sich mindestens 15 Interessenten aus Weinheimer Unternehmen melden, könnte die Fortbildungsmaßnahme aber auch vor Ort in Weinheim laufen", so Brisken.