Heilbronn: Containerterminal unter neuer Regie
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Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Feierlaune herrschte in Heilbronn, als an einem heißen Sommertag im Jahr 2012 das Containerterminal am Neckar eingeweiht wurde. Der Katzenjammer folgte bald, das Geschäft wollte nicht in Gang kommen. Was an der Nordspitze des Industrieareals "Wohlgelegen" auf 22.000 Quadratmetern als Zukunftsinvestition für den Standort Heilbronn entstanden war, war der Zeit offensichtlich so weit voraus, dass die dafür aufgewendeten 17 Millionen Euro in den Sand gesetzt schienen: Elf Millionen davon kamen vom Bund, sechs Millionen von der Heilbronner Versorgungs GmbH (HVG) als Betriebsführerin des Hafens.
Außerdem flossen neun Millionen Euro aus dem Etat der Stadtwerke Heilbronn GmbH für die damit zusammenhängende Erneuerung der Hafenbahnbrücke (hierbei handelt es sich um aktualisierte, also höhere Zahlen, als zunächst angegeben). Die Absicht der Stadt, hier ein Angebot zu schaffen, "trimodal" - also für Straße, Bahn und Schiffsverkehr - den Güterumschlag wirtschaftlich und umweltfreundlich zu ermöglichen, geschah auch im Hinblick auf die künftige Erweiterung der Neckarschleusen für Containerschiffe von 135 Meter Länge.
Dass sich letzteres über Jahrzehnte hinzieht, ist den Heilbronnern nicht anzulasten, auch wenn ihr Vorpreschen aus heutiger Sicht wirklich als voreilig erscheint. So voreilig, dass der Bund der Steuerzahler (BdSt) das Heilbronner Projekt in sein Schwarzbuch aufnahm und dabei prophezeite, dass das Terminal "ganz sicher keine Erfolgsgeschichte" werde.
In der Tat sah es auch lange nicht danach aus, nachdem der Betrieb schon ein Jahr später fast ganz ruhte. Ein Schuldiger dafür wurde auch genannt: Der Vertragspartner, die Deutsche Bahn-Tochter DUSS (Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene Straße), der wenig Engagement zeigte, so dass der bis 2017 laufende Vertrag nicht verlängert wurde.
Doch nun keimt wieder Hoffnung in Heilbronn, dass die imposante Krananlage bald wieder Container vom Schiff auf Waggons oder Lastwagen und umgekehrt verlädt, um diese in Zusammenarbeit mit Mannheim und Stuttgart nach oder von Rotterdam und Antwerpen zu verschiffen.
Allerdings: Die Art und Weise, wie diese "Erfolgsmeldung" publiziert wurde - unter anderem an der städtischen Pressestelle vorbei - wirft kein gutes Licht auf den Vergabevorgang. In der nachgereichten Pressemitteilung der HVG heißt es dazu: "Die Heilbronner Spedition W. Wüst GmbH & Co. KG wird neuer Pächter des Containerterminals der Heilbronner Versorgungs GmbH (HVG)." Der HVG-Aufsichtsrat (Vorsitzender ist Erster Bürgermeister Martin Diepgen) habe grünes Licht für den Abschluss eines Pachtvertrags mit der Firma Wüst ab 1. Januar 2018 gegeben. Auf die nach der Kündigung notwendige Ausschreibung hätten sich mehrere Interessenten gemeldet, die aber im Laufe des Vergabeverfahrens ausgeschieden seien; eine Begründung dafür wurde nicht gegeben. Und: Frank Schupp, Geschäftsführer der HVG, erklärte: "Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Firma Wüst einen starken regionalen Partner als Pächter für unser Containerterminal finden konnten, der alle unsere Anforderungen erfüllt."
Das Angebot sei zudem konform zu den Förderrichtlinien im kombinierten Verkehr, gemäß derer der Bau des Terminals seitens des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ja auch gefördert wurde. Tatsächlich bestand für die Stadt die Gefahr, die Bundeszuschüsse rückerstatten zu müssen, wäre diese Lösung nicht gefunden worden.
Wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, sei eine wesentliche Besonderheit im Angebot, dass die Firma Wüst gemeinsam mit der Firma Karl Schmidt Spedition GmbH & Co KG eine Betreibergesellschaft gegründet habe, die den Betrieb des Containerterminals Heilbronn übernehme. Die Firma Schmidt betreibe bereits mit zwei weiteren Partnern das Kombiterminal Burghausen.
Es gibt noch andere "Besonderheiten", eine davon ist, dass der eigentlich im Juli 2017 in den Ruhestand verabschiedete frühere HVG-Geschäftsführer Ataman Turanli bei den neuen Betreibern als Geschäftsführer einen neuen Job gefunden hat - nachdem er das Vergabeverfahren betreut hatte. Eine weitere "Besonderheit" ist, dass zumindest ein Teil der handelnden Personen bestens vernetzt mit dem Rathaus ist. Wenn das neue Konstrukt dazu führt, dass das Containerterminal doch noch zum Erfolg wird, wird man sein Zustandekommen wohl nicht mehr weiter thematisieren. Die einen werden es als eine "Win-Win-Geschiche" sehen, den anderen aber dürfte ein "Gschmäckle" bleiben.