Zehntausende Franzosen demonstrieren gegen Gewalt an Frauen
In Frankreich haben zehntausende Menschen gegen Gewalt an Frauen und Diskriminierung demonstriert. Allein in Paris gingen nach einer von mehreren Medien in Auftrag gegebenen unabhängigen Zählung 49.000 Menschen unter dem Motto #noustoutes (Wir alle) auf die Straße. Landesweit gab es rund 30 Kundgebungen. Die Teilnehmer wollten unter anderem auf die hohe Zahl sogenannter Femizide aufmerksam machen - also Tötungen von Frauen wegen ihres Geschlechts.
Die Veranstalter sprachen am Samstag von 100.000 Demonstranten allein in Paris. Es habe sich um den "größten Marsch der französischen Geschichte" gegen sexistische und sexualisierte Gewalt gehandelt, erklärte eine der Organisatorinnen, Caroline De Haas. Landesweit seien 150.000 Menschen auf die Straße gegangen. Zu den Protesten hatten knapp 70 Organisationen, Parteien, Gewerkschaften und Verbände aufgerufen.
Die Kundgebungsteilnehmer in Paris forderten einen besseren Schutz für Frauen. Auf Schildern war unter anderem "Brecht das Schweigen, nicht die Frauen" oder "Aggressoren, Stalker, ihr seid erledigt, die Frauen sind auf der Straße" zu lesen.
Die Organisatoren hatten auf Facebook zuvor ein schärferes Vorgehen des Staates bei Verbrechen gegen Frauen gefordert. "Mit diesem Marsch werden wir die Behörden zu angemessenen Maßnahmen zwingen", hieß es in dem Onlinedienst.
Nach Recherchen der Nachrichtenagentur AFP hat es in diesem Jahr mindestens 116 Femizide in Frankreich gegeben, im gesamten vergangenen Jahr waren es 121. Experten des Europarats hatten Frankreich in dieser Woche einen Mangel an Schutzunterkünften und zu laxe Gesetze vorgeworfen.
Frankreichs Justizministerin Nicole Belloubet hatte das Versagen der öffentlichen Einrichtungen eingeräumt. "Unser System schafft es nicht, diese Frauen zu schützen", sagte Belloubet. Die französische Regierung will am Montag Ergebnisse eines Runden Tischs gegen häusliche Gewalt vorstellen.
Derweil gingen in Russland knapp 200 Gegner einer geplanten Gesetzesverschärfung zum Schutz von Frauen auf die Straße. Das Gesetz sieht härtere Strafen für häusliche Gewalt vor. Der Organisator der Kundgebung, der orthodoxe Aktivist Andrej Kormuchin, sagte, die bestehenden Gesetze würden Frauen bereits ausreichend schützen. Die geplanten Änderungen verstießen gegen die "traditionellen Familienwerte".