Südamerika: Grausiges Ritual: Kinder mit einer Krone aus Schädeln beigesetzt
Eine Studie, die in "Latin American Antique" unter dem Titel "Unique Infant Mortuary Ritual at Salango, Ecuador, 100 BC" veröffentlicht wurde, untersucht den spektakulären Fund. In Salango an der Küste von Ecuador wurden 2100 Jahre alte Grabhügel gefunden. Das Volk der Guangala hat dort elf wichtige Personen beigesetzt. Zwei tote Säuglinge wurden auf besonders spektakuläre Weise beerdigt. Ihre kleinen Köpfe wurden mit einem Helm aus Schädelstücken, die von älteren Kindern stammten, umgeben. Weitere Bruchstücke von Schädeln wurden in der Grabstätte um sie herum drapiert.
Einzigartiger Fund
ZombieIn Südamerika wurden bereits mehrmals Gräber gefunden, bei denen Überreste dritter Personen gemeinsam mit einem Toten bestattet wurden. Doch die Totenkopf-Helme sind eine einmalige Entdeckung. Die Totenruhe der Gräber wurde nie gestört, bis die Wissenschaftler kamen. Nachdem die Hügel zwischen 2014 und 2016 freigelegt wurden, entdeckte die Anthologin Sara Juengst im Labor "schnell, dass es zwei Schädelschichten gab". Die Teile der äußeren Schädelschicht hatten so gerade Kanten, dass man annimmt, sie seien bearbeitet worden sind, um den Helm zu formen. Zwischen den Knochenlagen befand sich so wenig Raum, dass eine Maßanfertigung der Helme wahrscheinlich ist.
Ein Säugling starb im Alter von nur 18 Monaten, sein "Totenkopf-Helm" wurde aus dem Schädel eines Kindes zwischen vier bis zwölf Jahren geformt. Der zweite Säugling verschied mit etwa 6 bis 9 Monaten. Sein Helm stammt von einem Kind im Alter von 2 bis 12 Jahren. Die Gebeine verraten nicht, woran genau die Säuglinge starben. Doch eine Gewaltanwendung etwa bei einer Opferung kann man ausschließen, da keine entsprechenden Spuren gefunden wurden.AR Grab der Krieger 1945
Die Schädelfragmente waren keine bloßen Knochen, als sie den Toten aufgesetzt wurden, waren sie noch mit Fleisch bedeckt. Sie wurden so befestigt, dass die Gesichter der Säuglinge unter dem Totenhelm hervorschauen konnten. "Wir sind immer noch ziemlich schockiert über den Fund", sagte Juengst zu "Forbes". "Es ist nicht nur beispiellos, es gibt auch noch so viele Fragen." Die Forscher hoffen, dass die laufenden DNA- und Isotopenanalysen erklären, wer die Kinder waren und ob sie mit den Individuen verwandt waren, von denen die Schädelhelme stammten.
Reaktion auf Naturkatastrophe
Was mit den restlichen Körpern der Kinder geschah, ist unklar, sie wurden nicht bei der Begräbnisstätte gefunden. Auch über den Sinn des Rituals kann nur spekuliert werden. Da in den Grabhügeln Asche eines Vulkanausbruchs lag, ist ein Zusammenhang mit einer Nahrungskrise denkbar. Die Gebeine der Toten zeigten Anzeichen von Mangelernährung. "Wir halten es für plausibel, dass dieser Vorgang eine Reaktion auf eine Form von natürlicher oder sozialer Katastrophe war, mit dem diese Kleinkinder im Jenseits einen besonderen Schutz erhalten sollten", so Juengst weiter.
"Moderne Menschen, die von diesen Erkenntnissen entsetzt sind, möchte ich daran erinnern, dass unsere Vorstellung vom Tod auf unseren modernen medizinischen, religiösen und philosophischen Ansichten beruht", so Juengst. "Die Menschen in Guangala hatten ihre eigene Vorstellung vom Kosmos und dessen, was nach dem Tod geschieht, sowie von der Bedeutung des menschlichen Körpers." Sie erinnert auch daran, dass die europäisch geprägten Kulturen eine große Scheu vor dem Umgang mit Leichen haben, dass diese Scheu aber nicht selbstverständlich sei. Für sie zeige sich eine besondere Achtung und Sorgfalt im Umgang mit den toten Säuglingen. Auf das Schicksal der "Helmspender" ging sie allerdings nicht ein.
Da die Schädelfragmente noch von Fleisch bedeckt waren, ist es möglich, dass diese Kinder für das Begräbnis der Säuglinge getötet worden sind. Möglicherweise sollen Helmschädel und Schädelteile die Säuglinge im Jenseits schützen oder auch bannen. Die Forscher vermuten, dass die Knochen der älteren Kinder die "vorsozialen und wilden" Seelen der Säuglinge einbinden sollten.