Hirschberg: Apfelbachhexen stürmen das Rathaus
Von Annette Steininger
Hirschberg. "Jetzt sin’ die Hexe do – schalalalala": Lautstark machten die Apfelbachhexen, die von Großsachsen zum Rathaus in Leutershausen zogen, auf sich aufmerksam. Im Gepäck beziehungsweise im Bollerwagen hatten die Ulknudeln natürlich ihre Besen und ihre bisherige Beute. "Die ist aber bislang eher mau", seufzte eine der Frauen und deutete auf ein paar Flaschen Sekt und Wein.
Denn traditionell stürmen die Damen, die überwiegend dem MGV Sängerbund, aber auch der kfd Großsachsen angehören, am "Schmutzigen Donnerstag" nicht nur das Rathaus, sondern klappern auch die Geschäfte ab. Verspeist und getrunken wird das Ganze dann bei einem Fest im Sommer.
Doch auch am Donnerstag musste keiner Hunger leiden. Die Frauen selbst hatten leckere Windbeutel gebacken, die sie großzügig mit den neugierigen Zuschauern teilten. Deren Zahl hielt sich aber beim Rathaussturm in Grenzen, waren doch diesmal nicht wie in den Vorjahren die Kindergartenkinder dabei.
"Uns wurde aus den Kindergärten signalisiert, dass die Uhrzeit – 11.11 Uhr – wegen Mittagessen und Mittagsschlaf nicht ganz ideal sei", sagte Bürgermeister Ralf Gänshirt. Und der Hexenunfug sollte wieder wie früher mehr im Vordergrund stehen. Gleichwohl sei aber jedes Kind im Rathaus willkommen. Wer nächste Woche bei einem seiner Stellvertreter vorbeischauen wolle, könne dies auch gerne noch machen.
Oder die Apfelbachhexen übernehmen dann. Schließlich ließen sie ohne große Gegenwehr den riesigen roten Rathausschlüssel mitgehen. "Das passt ganz gut, denn ich bin nächste Woche im Urlaub", sagte Gänshirt schmunzelnd. In schönstem Großsaasemerisch, von den Hexen mit roten Herzen auf den Backen und rotem Punkt auf der Nase verziert, erteilte er dann aber jeder Hoffnung auf eine eigene Büttenrede gleich mal eine Absage: "Isch kann net dischde, isch kann net reime." Immerhin verpflegte die Verwaltung die Hexen fürsorglich mit Brötchen und Sekt, und Gänshirt überreichte ihnen noch einen Gutschein für die "Hirschberger Gastronomie".
Außerdem hatte er eine Krawatte zu bieten, an der sich gleich mehrere Hexen zu schaffen machten. Das gute Stück hatte ihm sein Schwiegervater, der mittlerweile im Ruhestand ist, überlassen, verriet Gänshirt der RNZ. "Schaut auch ruhig unter den Tischen nach", forderte der Bürgermeister die Hexen auf, die fröhlich zu Franz Herbs Akkordeonspiel mitsangen. Es soll schon vorgekommen sein, dass sich der eine oder andere Verwaltungsmitarbeiter dort versteckt hat.
Dabei ist es doch schade, wenn man die Ansprache von Hexenmeister Dieter Korsch verpasst. Der hatte auch gleich eine prima Idee. Da Kämmerin Anna Dorothea Richter die Hauptamtsleitung übernimmt, meinte der Oberhexerich: "Die gute Lösung kann hier sein, für dies Amt schreiten Hexen ein." Das begrüßte Gänshirt: "Hext uns doch gleich mal ein paar mehr Nullen am Ende herbei."
Mehreinnahmen könnte die Gemeinde gut gebrauchen, wie auch aus der Rede von Korsch hervorging. Schließlich stehen Schul- und Hallensanierungen ebenso wie Kindergartenneubau und Umwelt auf der Agenda. "Auch diese Forderung ist nicht frisch, die Umgehung ist noch nicht vom Tisch", reimte der Oberhexenmeister weiter. "Die Zukunftspläne sind ein Batzen; wir hoffen, dass sie nicht zerplatzen, wünschen Hexen und der Hexenmeister, dem Ralf, dem neuen Bürgermeister."