Jérôme Lagarrique: Entdeckung aus Brooklyn
Von Matthias Roth
Heidelberg. Wandfüllend ist das Porträt von "Mister Gandy", ca. 2,50 Meter hoch, 1,80m breit. Es zeigt einen stolzen, schwarzen Großstädter mit wuchtiger Designerbrille, offenem Hemdkragen, orangefarbenem Jackett. Sein Blick geht leicht am Betrachter vorbei, so, als interessiere ihn das gar nicht, wer ihn da gerade fotografiert oder malt. Wahrscheinlich ist das große Gemälde in Öl auf Leinwand, das jeden Raum dominiert und derzeit in der Galerie FEA in Heidelberg zu sehen ist, nach einem Foto entstanden, aber es lässt dennoch keinen Zweifel, dass es sich hier um pure Malerei handelt: Deutlich kommen Farbreste des Untergrunds hervor, die das großflächig aufgetragene helle Grau-Weiß des Hintergrunds nur unzureichend abdeckt. Farb-, Spachtel- und Pinselspuren über das Bild verteilt.
Jérôme Lagarrique, Jahrgang 1973 und zwischen Paris und Brooklyn beheimatet, malt Menschen, aber sein Thema ist die Malerei selbst. Noch deutlicher wird dies an einem zweiten Gemälde, das die Kunsthändlerin Petra Kern hier zeigt, dem Porträt eines Albino-Models, das sich im extremen Ausschnitt auf ein Auge konzentriert und die anderen Gesichtspartien in abstrakten Farbflächen auslaufen lässt: Ein drittes Gemälde dieses Künstlers ist leider nur als Farbdruck und auf dem Boden stehend im kleineren Format zu sehen: Es zeigt den Jazz-Saxofonisten John Coltrane nach einer berühmten Fotografie.
Vielleicht hat Petra Kern, früher Inhaberin der "Galerie G" in Heidelberg, zu viel gewollt, als sie jetzt den Raum in der Friedrich-Ebert-Anlage bezog und die ganze Bandbreite ihres Angebots zeigen wollte: Gegenständliche Kunst der Gegenwart ist ihr Metier, aber Lagarrique wäre sicher eine Einzelausstellung wert.
Beim Rundgang staunt man dann aber doch über die eine oder andere Arbeit von insgesamt 19 Künstlern, die hier auf engem Raum Platz finden. Etwa zwei Bildern von Jonathan Huxley, der gern im Dunkeln malt und mit wenig Aufwand Flächen voller tanzender Menschen zaubert, die er aus der Vogelperspektive zeigt. Oder die Gemälde in Acryl der in Mainz beheimateten Susanna Storch, die Fenster in modernen Wohnblocks malt, wo häufig nur die Schatten der Bewohner zwischen den Vorhängen zu erahnen sind.
Auch hiesige Künstler sind in dieser Schau vertreten: die schwingenden und bisweilen tönenden Stahlskulpturen des Bensheimers Jürgen Heinz etwa oder die Drahtfiguren der Heidelbergerin Stefanie Welk. Die fotorealistischen Aquarelle mit Caput-mortuum-Pigmenten des Leimeners Markus Magenheim zeichnen detailgenaue Momentaufnahmen seiner Heimatstadt mit leicht ironischen Beifügungen: Da lohnt sich das genaue Hinsehen!
Info: FEA-Galerie in Heidelberg, Friedrich-Ebert-Anlage 11, geöffnet Mi-Sa 16-20 Uhr. Finissage am 26. Juli, zwischen 11-16 Uhr, mit Künstlergesprächen.