Löwen legen los: Zwischen Freude und Sparzwang
Von Rudolf Schiffmann
Mannheim. Martin Schwalb freut sich. Erstmals seit Monaten versammelt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen seine Spieler am Montag wieder zu einer gemeinsamen Einheit. Nach der Corona-Zwangspause startet der Handball-Bundesligist in die Saisonvorbereitung.
"Ich bin glücklich, dieses Gemeinschaftsgefühl wieder mit dem gesamten Kader erleben zu können", sagt Schwalb und ist davon überzeugt, dass all seine Profis recht schnell wieder "ein Gefühl für das Spiel" bekommen. Seine "größte Angst" sei vielmehr, "dass da die eine oder andere Schulter eingerostet ist", scherzt der gebürtige Stuttgarter und spricht von einer "außergewöhnlich langen" Vorbereitungszeit, die er nach der Pause aber für notwendig hält.
Die neue Runde soll am 1. Oktober starten. Nicht nur die Mannschaft und ihr Trainer, auch Geschäftsführerin Jennifer Kettemann fiebert diesem Datum entgegen, nachdem die vergangene Saison abgebrochen werden musste. "Uns als Club wurde die Geschäftsgrundlage genommen. So etwas ist über einen längeren Zeitraum wirtschaftlich nicht zu stemmen", sagt die Managerin, die auf Spiele vor einer beschränkten Anzahl an Zuschauern hofft. Aus gutem Grund: Die Löwen sind wie alle anderen Bundesligisten auf Ticketeinnahmen angewiesen.
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage und der Gefahr, dass auch die neue Saison wegen einer zweiten Corona-Welle unterbrochen werden muss oder doch nur Geisterspiele möglich sind, verhandelte die Geschäftsführerin zuletzt mit der Mannschaft über einen Gehaltsverzicht. "Wir haben von Beginn an klar und offen mit unseren Spielern die Situation besprochen", sagt sie. Wegen des Abbruchs fehlte den Löwen in der vergangenen Saison ein "mittlerer, sechsstelliger Betrag", verriet Kettemann dem "Mannheimer Morgen" und rechnete vor, dass der Club durch jede weitere Begegnung ohne einen einzigen Zuschauer erneut "einen sechsstelligen Betrag" verliere: "Es ist klar, dass man dieses Geld an anderer Stelle einsparen muss."
Auch deshalb sind die Personalplanungen vorerst abgeschlossen, obwohl eigentlich noch ein zusätzlicher Rückraumspieler eingeplant war. Doch dann kam Corona – und veränderte alles. Mads Mensah Larsen (SG Flensburg-Handewitt), Gedeón Guardiola (TBV Lemgo-Lippe), Steffen Fäth (HC Erlangen) und Tim Ganz (SG Pforzheim/Eutingen) haben den Club verlassen, neu sind Albin Lagergren (SC Magdeburg) und Mait Patrail (TSV Hannover-Burgdorf). "Spielerisch wird uns Albin auf seiner Position auf ein neues Level bringen", glaubt Sportchef Oliver Roggisch. Über Patrail sagt er: "Er wird uns auf Anhieb im Angriff und in der Abwehr weiterhelfen. Mait ist ein kompletter Handballer."