Heidelberg: Sinfoniker mit Salieri-CD für Musikpreis Opus Klassik nominiert
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Von Matthias Roth
Heidelberg. Diesmal stehen die Chancen besonders gut: Die Heidelberger Sinfoniker sind erneut nominiert für eine international anerkannte Musik-Trophäe, diesmal ist es der deutsche Musikpreis Opus Klassik, die Nachfolge-Auszeichnung des "Echo", der 2019 in die Kritik geraten und ausgesetzt wurde. Jetzt entscheidet eine Fachjury im Auftrag des neu gegründeten "Vereins zur Förderung der Klassischen Musik" über die Vergabe, in dem Musiklabels, Veranstalter, Verlage und einflussreiche Persönlichkeiten der Musikbranche vertreten sind.
Die Heidelberger Sinfoniker sind nun mit ihrer neuen CD "Salieri - strictly private", die sie unter Timo Jouko Herrmann bereits im letzten Jahr einspielten, sogleich in drei Kategorien für die Auszeichnung nominiert worden: als Ensemble des Jahres, als Sinfonische Einspielung und als Weltersteinspielung. Außerdem ist die Mezzosopranistin Esther Valentin, ebenfalls aus Heidelberg stammend, die auf dieser Platte mitwirkt, mit einer eigenen Soloplatte in vier Kategorien nominiert worden, darunter als Nachwuchskünstlerin des Jahres.
Von acht Werken auf der Salieri-Platte sind sechs in Weltersteinspielung zu hören, was dem in Walldorf lebenden Dirigenten und Salieri-Forscher Timo Jouko Herrmann zu verdanken ist. Er hat vor Jahren bereits Aufmerksamkeit in der Fachwelt erregt, als er in einem Archiv den ersten Nachweis einer tatsächlichen Zusammenarbeit zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und seinem angeblichen Erzfeind Antonio Salieri entdeckt hat. Eben dieses Werk, das Freudenlied "Per la ricuperata salute di Ofelia", das vermutlich zur Genesung der damals berühmten Sängerin Nancy Storace von insgesamt drei Autoren - darunter Salieri und Mozart - geschaffen wurde, ist auch Teil dieser CD.
Inzwischen legte Herrmann auch eine Biografie über den stets im Schatten Mozarts und seines Schülers Beethoven stehenden Komponisten vor, von dem es nur ganz wenige private Mitteilungen gibt. Auf mehreren CDs spielte Herrmann mit den Sinfonikern bereits Salieri-Werke ein, darunter viele unbekannte.
Die neue Scheibe zeigt Salieri meist von privater Seite und entdeckt Musik, die zu Anlässen wie Hochzeiten oder Hochzeits-Jubiläen komponiert wurde. Bei anderen Stücken, etwa einer lieblichen Serenade oder einem "Cantabile"-Satz für Oboe und Streicher, liegt der Hintergrund der Entstehung weiterhin im Dunkeln. Auch bei einer Gratulationskantate von 1780 ist der Anlass nur wahrscheinlich, nicht sicher. Das Meiste hat der Musikforscher und Dirigent Timo Jouko Herrmann im Rahmen seiner Dissertation selbst wiederentdeckt, einiges galt lange als verschollen.
Dass es nun mit großer musikalischer Kompetenz auch hörbar gemacht wird, ist aber nicht nur ihm, sondern auch den Ausführenden zu danken. Die Sinfoniker haben sich neben umfangreichen Mozart-, Haydn- und Beethoven-Einspielungen inzwischen auch den Rang von Salieri-Spezialisten erarbeitet und können sich auf lang zurückreichende Erfahrung stützen. Ihr Klang ist schlank und in der Artikulation flexibel, die Solo-Oboe Andrius Puskunigis ist reich an Nuancen.
Die Vokalsolistinnen Diana Tomsche (Sopran) und Esther Valentin (Mezzosopran) treffen den eher leichten Charakter der Partien präzise. Sie glänzen mit elegantem Legato und federleichten Koloraturen. Der diesjährige Opus Klassik-Musikpreis wäre allen Beteiligten sehr zu wünschen: Die Auszeichnungen werden am 18. Oktober in Berlin vergeben.