"Härtester Sheriff Amerikas": Trumps Lieblingssheriff Joe Arpaio verliert bei Comeback-Versuch
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Joe Arpaio bezeichnete sich als "härtesten Sheriff Amerikas", wurde verurteilt und von Donald Trump begnadigt. Nun ist der 88-Jährige beim Versuch, sein Amt zurückzugewinnen, gescheitert.
Der wohl berüchtigtste Sheriff der jüngeren US-Geschichte kehrt nicht in sein Amt zurück. Joe Arpaio, bekannt durch seine unerbittliche Linie gegen Strafgefangene und illegale Einwanderer, ist bei der Vorwahl um den Sheriffposten in Phoenix, Arizona, knapp gescheitert.
Lediglich 6200 Stimmen oder ein Prozentpunkt fehlten dem mittlerweile 88-Jährigen, um sich die republikanische Kandidatur für das Amt zu holen. Er verlor mit 36 Prozent der Stimmen gegen seinen ehemaligen Hilfssheriff Jerry Sheridan, der 37 Prozent erreichte. Sheridan tritt nun gegen den demokratischen Kandidaten und aktuellen Amtsinhaber Paul Penzone an.PAID STERN 2020_33 Sie sind zurück_14.20Uhr
Arpaio hatte das Sheriffsamt in Maricopa County, das auch die Zuständigkeit für die Metropole Phoenix einschließt, von 1992 bis 2016 innegehabt. In diesen 24 Jahren erlangte er durch zweifelhafte Methoden Bekanntheit, bezeichnete sich selbst als "härtesten Sheriff Amerikas".
So drangsalierte er inhaftierte Kleinkriminelle durch verschärfte Haftbedingungen, erlaubte etwa nur drei Fernsehprogramme (den Wetterkanal, Kochfernsehen und Parlamentsdebatten) und ließ möglichst eintöniges Essen servieren. Zudem gelangten in seiner Amtszeit Bilder von Webcams, die Häftlinge auf der Toilette oder in Umkleideräumen zeigten, ins Internet, was Klagen einer Bürgerrechtsbewegung nach sich zog.
Hardliner von Trumps Gnaden
Für heftige Kritik sorgte auch Arpaios gnadenloser Kampf gegen illegale Einwanderer. Er veranstaltete Razzien mit bewaffneten Einheiten, um Einwanderer ohne Papiere zu finden und sie zu verhaften. Da er richterliche Anweisungen zur Gleichbehandlung Verdächtiger ignorierte und weiter offensiv bei Kontrollen "racial profiling" anwenden ließ, wurde er 2017 von einem Bundesgericht zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt. Kurz darauf wurde er jedoch von Donald Trump begnadigt, den Arpaio zuvor im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt hatte.
Beim Versuch, seinen alten Job noch einmal zurückzugewinnen, war er nun mit einem Wahlkampfbus auf Tour gegangen, der ihn Seite an Seite mit Donald Trump zeigt. Doch das genügte ebenso wenig wie seine "Law and Order"-Rhetorik und Stimmungsmache gegen Immigranten – noch nicht einmal, um die Mehrheit der republikanischen Stimmen hinter sich zu bringen.
Es ist bereits der zweite gescheiterte Comeback-Versuch des Hardliners von Trumps Gnaden, der einst auch den Verschwörungsmythos befeuerte, Barack Obama sei kein Amerikaner. 2018 war Arpaio im Rennen um einen Senatssitz ebenfalls bereits in der parteinternen Vorwahl gescheitert. Nun ist Joe Arpaios Karriere wohl endgültig beendet. Ein weiteres Mal werde er sich nicht um ein öffentliches Amt bewerben, sagte der 88-Jährige am Freitag nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses. "Die Leute hatten mich und mein Amt satt."
Quellen: AP / New York Times