Heidelberger Zoo: Jetzt können die Elefanten loslegen
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Von Maria Stumpf
Heidelberg. Die Jungbullen-WG im Heidelberger Zoo hat eine neue Attraktion: Seit gestern haben die drei Elefanten Tarak, Ludwig und Yadanar in ihrer Außenanlage eine neue "Trainingswand" an der Stelle des ehemaligen Elefantenhauses. Am neuen Treffpunkt für Mensch und Tier werden die neugierigen Riesen so trainiert, dass sie sich für ein bestimmtes Tun gerne mal manipulieren lassen. Etwa für einen Termin bei der Fußpflege, beim Arzt oder Zahnarzt. Und das Beste: Jetzt gibt es viel sichtbare Aktivität auf der Elefantenanlage, was sicher auch Zoobesucher spannend finden.
Coronabedingt fand die Eröffnung der Trainingswand im kleineren Rahmen statt, obwohl viele Helferinnen und Helfer das Projekt erst ermöglicht hatten: Seit drei Jahren gibt es im Zoo zusammen mit der Natur- und Umweltschutzorganisation "World Wide Fund For Nature" (WWF) die Artenschutzkooperation "Team Elefant Heidelberg". Die monatlichen Beiträge der mehr als 300 Mitglieder kamen dem Ausbau der Elefantenanlage sowie dem WWF-Schutzprojekt im Kui-Buri-Nationalpark in Thailand zugute. Mit bei der Eröffnung dabei war neben Zoodirektor Klaus Wünnemann daher auch WWF-Vertreter Johannes Kirchgatter.
Der WWF unterstützt in Thailand Ranger, welche die Elefanten vor Wilderern schützen, und trägt durch bestimmte Maßnahmen und durch die Pflege von Landschaften zur Verringerung von Mensch-Tier-Konflikten bei. Das "Team Elefant Heidelberg" gilt mit der Trainingswand aber nun als erfolgreich beendet. Gleichzeitig fiel der Startschuss für ein neues gemeinsames Projekt, das "Team Giraffe Heidelberg".
Tarak ist 14 Jahre alt, drei Meter hoch und vier Tonnen schwer. Ein Pfeifton von Tierpfleger Stefan Geretschläger lockt ihn über das Gelände an die Trainingswand hinter das Gitter. Dass da viele Leute stehen, scheint das Tier nicht zu kümmern. Egal: "Ein Pfiff bedeutet immer was Gutes", erklärt Kollege Julian Oosterveen. Es gilt das Konzept der positiven Verstärkung. Bei diesem Trainingsverfahren werden die Tiere nicht von den Pflegern dominiert, sondern erhalten bei guten Leistungen kleine Leckereien.
Im "geschützten Kontakt", bei dem die Pfleger die Gehege nicht zeitgleich mit den Elefanten betreten, lernen die Dickhäuter, auf die Kommandos zu reagieren. "Aber es braucht viel Vertrauen zwischen Mensch und Tier", erklärt Oosterveen. Derweil gehört die Aufmerksamkeit von Kollege Geretschläger nur dem Elefanten. Ein Bambusstock dient ihm als Armverlängerung.
Mit Leichtigkeit hebt Tarak zur Fußpflege den massiven Vorderfuß, zeigt zur etwaigen Behandlung von Verletzungen den Hinterfuß, drückt ohne Kommentar sein Ohr an die Gitterstäbe für eventuelles Blutabzapfen und gewährt tiefe Einblicke in sein Maul. "Good Boy!", lobt der Tierpfleger – und es gibt viel Applaus. Tarak bläst sogar in eine Mundharmonika zwecks Atmungskontrolle, und zur Feier des Tages hat er gelernt, das rote Band mit großer Schleife zur Einweihung der Trainingswand sanft mit seinem 50.000-Muskel-Rüssel zu trennen.
Und nein, er frisst es nicht auf. "Tarak, okay!", dankt ihm Geretschläger. Es ist eine beeindruckende Show. Wer da mal zuschauen möchte, sollte zwischen 10 und 14 Uhr beim Elefantenhaus vorbeischauen. Bei den Trainingseinheiten informieren die Tierpfleger über ihre Arbeit, die Bedürfnisse der Tiere und die Gefährdung der Verwandten in Asien.