Der Inbegriff des Drummers: Allen Blairman ist und bleibt auch mit 80 ein Botschafter des Jazz
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Von Peter Wiest
Heidelberg. Wer ihn auf der Bühne erlebt hat, irgendwann einmal in den zurückliegenden Jahrzehnten, dem ist sein Auftritt mit Sicherheit in bleibender Erinnerung geblieben. Schließlich ist das, was der Mann an und mit seiner "Schießbude" macht, auf seine Art einzigartig und letztlich sogar stilprägend. Denn Allen Blairman ist ein Schlagzeuger, der von Anfang an seinen eigenen Weg gegangen und diesem bis heute treu geblieben ist. Nicht nur bei Jazz-Fans aus der Region gilt er seit mittlerweile fünf Jahrzehnten als der Inbegriff des Drummers schlechthin. Und nicht wenige haben ihn dafür inoffiziell zu einem "Botschafter des Jazz" ernannt. Gerade konnte er sein unglaubliches 65-jähriges Bühnen-Jubiläum feiern. Jetzt folgt ein noch größeres Fest: Am Donnerstag wird Allen Blairman 80 Jahre alt.
Fast zwei Drittel seines Lebens hat der Musiker dabei in Deutschland verbracht. Die Wurzeln seines musikalischen Werdens allerdings liegen in den USA, wo er 1940 in Pittsburgh geboren wurde. Bereits als Heranwachsender spielte er dort Schlagzeug mit und für bekannte Musiker wie Jimmy Smith oder Stanley Turrentine und gewann beim College Festival den ersten Preis als bester Schlagzeuger – wobei unter den Juroren keine Geringeren waren als Dave Brubeck und Dizzy Gillespie.
Dass er danach ins Mekka des Jazz nach New York zog, war nur folgerichtig. Die Namen, mit denen er in den Jahren darauf dort auftrat, lesen sich heute wie ein "Who is Who" des Modern Jazz: George Benson, Chet Baker, Albert Ayler, John Coltrane, Charles Mingus, Ron Carter, Archie Shepp und viele andere mehr. In den 60-er Jahren war Blairman fester Bestandteil der amerikanischen Jazz-Szene. Als er in New York jedoch den aus Heidelberg stammenden und in den USA schon damals erfolgreichen Vibraphonisten Karl Berger kennenlernte, folgte er 1971 dessen Einladung nach Deutschland – und fand dort nicht nur musikalisch eine neue Heimat. Auch hier konnte Blairman schnell Fuß fassen in der wachsenden Jazz-Szene der damaligen Zeit. Er spielte und nahm Platten auf mit Musikern wie Albert Mangelsdorff und Mal Waldron; außerdem trommelte er bei Europa-Tourneen amerikanischer Stars wie Joe Henderson oder Dexter Gordon. Vorübergehend lebte er nach einem ersten Aufenthalt in Heidelberg in Berlin, München und Zürich, bevor es ihn 1980 wieder zurück an den Neckar zog und er seitdem hier wohnt.
Allen Blairman gilt von Haus als Swing-Schlagzeuger, hat jedoch immer wieder seine große stilistischen Vielfalt bewiesen, durch die und mit der er gleichermaßen zu Hause ist in unterschiedlichen anderen Genres wie Free Jazz, World Music, Soul oder Funk. Sein Schlagzeug betrachtet er bei Weitem nicht nur als Begleitinstrument, versteht es dabei jedoch, sich immer wieder an entscheidenden Stellen auch zurückzunehmen. Nicht zuletzt durch diese Vielfalt wurde er auch in Deutschland schnell zu einem wichtigen Teil der Jazz-Szene, was er bis heute geblieben ist.
Durch die Musik, aber auch durch seine offene und kontaktfreudige Art hat er dabei gerade auch in der hiesigen Region zahlreiche Freunde gefunden und ist in Heidelberg längst heimisch geworden. In den letzten Jahren hat er nicht zuletzt durch seine regelmäßigen Konzerte im hiesigen Jazzhaus immer wieder langjährige Fans begeistert und zusätzlich neue gefunden.
Mit seinem "Trio Variety", das er gemeinsam mit seinem "Soul Brother", wie er ihn nennt, Olaf Schönborn am Saxofon und dem Bassisten Mario Fadani vor über 20 Jahren gegründet hat, sowie dem Trio "Melody, Rhythm and Tap" mit Schönborn und dem Stepptänzer Kurt Albert ist er dort bis zum coronabedingten Lockdown regelmäßig einmal im Monat aufgetreten. Dass diese Konzertserie auch nach seinem 80. Geburtstag weiter gehen wird, sobald das Jazzhaus wieder öffnet, ist für einen wie Allen Blairman selbstverständlich.
Info: www.allenblairman.com.