Plage in Leimen: Ratten werden aus dem Untergrund gelockt
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Von Nicolas Lewe
Leimen. Die andauernde Coronakrise hat viele Verlierer und wenige Gewinner. Ein Profiteur scheint hingegen aus einer Ecke des Tierreichs zu kommen, die bei den meisten Menschen Abscheu hervorruft: Ratten im öffentlichen Raum. Die Stadt Leimen richtet daher nun einen "Appell an die Vernunft" ihrer Bürger. "Wir gehen davon aus, dass Home-Office und Kurzarbeit zu erhöhtem Müllaufkommen beitragen", erklärt Swen Bauer auf RNZ-Nachfrage. Der Stadtsprecher kritisiert: "Es gibt Menschen, die ihre Essensreste über die Toilette entsorgen."
Und auch der Konsum von Fast Food habe während der Coronakrise zugenommen. Die unschöne Folge, so Bauer, bestehe darin, dass "in jüngster Zeit vermehrt Essensreste achtlos auf Wegen und Plätzen des öffentlichen Raums entsorgt werden, statt diese in Mülleimer zu werfen". Dadurch und durch die Entsorgung über die Toilette würden in der Kanalisation lebende Ratten angelockt. Besonders unappetitlich: "Vereinzelt gelangen die Tiere über die Kanalisation bis in die Wohnungen." Denn wo Essensreste herkommen, vermuten die Nager weitere Nahrung. "Dass Ratten in Wohnungen gelangen, wurde an uns zwar noch nicht herangetragen, ist aber in anderen Kommunen so geschehen", weiß Bauer.
Auch unverschlossene und überfüllte Mülleimer würden gerade bei den aktuell hochsommerlichen Temperaturen "einen für Ratten verführerischen Duft" aussenden. Auf die Frage, ob es hinsichtlich des Rattenproblems schon konkrete Beschwerden aus der Bevölkerung gab, antwortet Bauer schlicht mit "ja". Darauf, ob die Probleme mit der Essensentsorgung über die Kanalisation in bestimmten Ortsteilen oder in bestimmten Bevölkerungsschichten häufiger auftreten, möchte der Stadtsprecher hingegen nicht näher eingehen. Er meint: "Wir wissen nicht, welche Haushalte Lebensmittelreste über die Toilette entsorgen."
Bauer betont: "Auch wenn Ratten zumindest unmittelbar keine Gefahr für Leib und Leben darstellen, ist die Stadt doch in der Verkehrssicherungspflicht und zum Handeln gezwungen. Eine Maßnahme habe darin bestanden, dass die Stadt im Bereich Leimen-Mitte sowohl in der Kanalisation als auch überirdisch Giftköder ausgelegt habe. Letzteres in Form von Rattenköderboxen, die zum Beispiel in der Nähe von Mülleimern am Georgi-Marktplatz aufgestellt wurden.
Wie der Stadtsprecher erklärt, werden die Ratten in die Boxen hineingelockt, holen sich ihren Köder und verenden später mit einiger zeitlicher Verzögerung. Doch trotz der radikalen Maßnahmen wird auch die Bevölkerung um Mithilfe gebeten: Es sollen keine Abfälle über die Toilette entsorgt werden, zudem müssen Mülltonnen verschlossen im Freien stehen und dürfen nicht überquellen. "Sollten diese Maßnahmen wirkungslos sein, dann sichern Sie Abflusssystem und Mülltonnen gegen Ratten ab", richtet Bauer seinen Appell direkt an die Leimener Bürger.
Mit seinem Rattenproblem steht die Große Kreisstadt indes bei Weitem nicht alleine da. Wer hierzu recherchiert, stößt schnell auf andere Städte und Gemeinden, in denen die Begegnungen mit den ungeliebten Nagetieren durch die Coronakrise im Vergleich zu vorherigen Jahren ebenfalls zugenommen haben. Die RNZ berichtete anhand der Beispiele Heidelberg und Mannheim über Ratten, welche zunehmend die Innenstädte "erobern". In den beiden Großstädten wurde als Ursache ebenso die Menge der anfallenden Abfälle im privaten Bereich ausgemacht. Sie würden das vor Ort vorhandene Volumen der Abfallbehälter mitunter an seine Grenzen bringen. Und auch hier sollen Rattenköder das nagende Problem lösen. Ob das von Erfolg gekrönt ist, wird sich indes in Leimen erst im Laufe der kommenden Wochen zeigen. Bauer bekräftigt: "Die Bevölkerung ist zu erhöhter Sensibilität aufgerufen."