Sommertour Mosbach: Einschneidende Erlebnisse bei den Rettern (plus Fotogalerie)
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Von Heiko Schattauer
Mosbach. Eingestürzte Häuser, umgestürzte Busse, verschüttete Straßenbahnen oder eingeklemmte Autos – schon der Gang über das Areal des Trainingscenters Retten und Helfen (TCRH) auf dem Hardberg in Mosbach-Neckarelz bietet Dramatisches. Unglücksszenarien, wie man sie sich realistischer kaum wünschen kann, warten hier in unzähligen Varianten auf Retter und Helfer, die den Ernstfall proben. Im Rahmen der RNZ-Sommertour erhielten am gestrigen Mittwoch rund 20 Leser der Rhein-Neckar-Zeitung ebenso außergewöhnliche wie intensive Einblicke in die aufregende Welt des Trainingscenters, wo im Vorjahr die weltweit größte Retter- und Helferschulung, die "Weber Rescue Days", absolviert worden war.
Ein bisschen was von der spektakulären Großübung, bei der sich an vier Tagen jeweils rund 800 Feuerwehrleute aus der ganzen Welt Herausforderungen stellen mussten, durften auch die Sommertourer noch miterleben. Auf dem ehemaligen Militärareal, bis 2011 von der Bundeswehr genutzt, dreht aktuell nämlich die Firma Weber Rescue (Spezialist für Einsatzgeräte) ihre Schulungsvideos. Die RNZ-Leser durften demnach am Filmset mitverfolgen, wie aus einem Peugeot-Kleinwagen, der unter einen Sattelzug gerutscht war, lehrbuchmäßig eine eingeklemmte Person gerettet wird. "So viele Gaffer haben wir normal dann doch nicht", scherzte ein Weber-Ausbilder in Anbetracht des großen Publikumsaufkommens bei der Live-Rettungsaktion. Im Gegensatz zu den nicht selten rettungsstörendend Gaffern verhielt sich die Sommertour-Truppe auch absolut vorbildlich, Dreharbeiten und Hilfsmaßnahmen konnten reibungslos erledigt werden.
Ein paar Meter weiter durften die Gäste, zumindest die jüngsten unter ihnen, dann sogar selbst Hand anlegen. Oder besser: Die große hydraulische Schere. "Das ging ganz leicht, nur die Schere selbst war ziemlich schwer", fassten Felix und Niklas aus Sattelbach zusammen, nachdem sie – unter fachkundiger Aufsicht und Anleitung, versteht sich – die Motorhaube eines alten VW Golf zerschnitten hatten. Die beiden Jungs waren mit Vater Ralf Weber zur Tour gekommen und schon aufgrund ihrer eigenen Aktivitäten in der Jugendfeuerwehr Lohrbach-Sattelbach höchst interessiert an den Rettungsabläufen. "Gekehrt wird bei uns aber immer erst am Schluss", bemerkten die beiden noch, nachdem ein Take für den Weber-Lehrfilm im Kasten war und die Glassplitter am Boden für die nächste Aufnahme sauber zusammengeschoben worden waren.
Mit der im zweiten Tour-Teil präsentierten "Action" waren denn auch David und Mattis aus Limbach zufrieden. Nach den ausführlichen Erläuterungen zur Einrichtung und zu einzelnen Szenarien und Lagen zu Beginn der Führung hatten die beiden Jungs dann schon mal bei ihren erwachsenen Begleitern nachgefragt, wann es jetzt dann auch mal richtig was zu sehen gibt. "Jetzt wird ein bisschen Kleinholz gemacht", konnte Jürgen Schart, Geschäftsführer des TCRH, die jungen Gäste nach ganz viel aufschlussreicher Theorie mit beeindruckender Praxis überzeugen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Raphael Niggl schaffte Schart den kurzweiligen Spagat zwischen Informationsvermittlung und Unterhaltung. Ohne sich dabei zu verrenken, wohlgemerkt, ganz authentisch, sympathisch und professionell.
Dabei konnten die seit 2015 auf dem vom Mosbacher Entsorgungsunternehmen Inast erworbene (und vom TCRH bzw. dem Bundesverband Rettungshunde angemieteten) Areal tätigen Spezialisten auch selbst noch was lernen. Über die Geschichte des Geländes etwa, in dem bis 2011 die Neckartalkaserne angesiedelt war. Unter den RNZ-Sommertourern waren nämlich auch ein paar ehemalige Soldaten. "Das da war mein Dienstgebäude", erklärte etwa Udo Hüther aus Reichenbuch, der sich zusammen mit seinem Sohn zur besonderen Führung angemeldet hatte. "Viel übrig ist ja nicht mehr davon", ergänzte er beim Blick auf die ehemalige Unterkunft, die heute Teil des großen Übungsareals "Trümmerfeld" ist. An längst vergangene Tage in der Kaserne erinnerte sich auch Werner Knüpper aus Limbach gerne zurück. Über viele Jahre und bis 1991 versah er hier seinen Dienst. Nicht ganz so lange, dafür als einer der ersten Wehrdienstleistenden überhaupt, war Werner Diemer in der ehemaligen Kaserne aktiv. "1971 war das", so der Mosbacher, der mit Tochter und den Enkeln Leo und Max auf Tour war. Auch die Tochter hatte ihre Verbindung zur Tour-Station. So arbeitete Nadine Krattinger einige Zeit für die Firma Weber, die Rettungsausrüstungsspezialisten.
"Das war wirklich interessant hier. Super Idee diese Sommertour", befand Juliane Eichler am Ende der zweistündigen Expedition durch die Welt der Retter und Helfer in Mosbach. Eine Einschätzung, die wir einfach mal so stehen lassen wollen. Zumal auch die zwischendurch kritischen Mattis und David am Ende den Daumen nach oben reckten. Der Dank des Mosbacher RNZ-Redaktionsleiters Heiko Schattauer galt Jürgen Schart und Raphael Niggl für die tolle Infotainment-Tour.