Bammental: Leere Stühle - hier ist Platz für Flüchtlinge
Bammental. (tri) Leere Stühle vor dem Rathaus: Sie standen am Samstagvormittag eine Stunde lang für die Aktion "Wir haben Platz für Menschlichkeit". Damit appellierten Vertreter beider Kirchengemeinden, der Mennonitengemeinde sowie von Grünen, SPD und Unabhängigen Wählern Bammental (UWB) an die Bundesregierung, mehr Flüchtlinge aus den griechischen Lagern von Moria aufzunehmen. Die humanitäre Katastrophe auf der griechischen Insel Lesbos mit insgesamt 20.000 Flüchtlingen hatte sich durch den verheerenden Brand noch verschärft: "Mehr Menschlichkeit – evakuiert Moria!", hieß es auf einem Banner.
Offizielle Ansprachen wurden nicht gehalten – und es waren auch keine 13.000 Stühle wie vor einigen Wochen vor dem Berliner Reichstagsgebäude. Immerhin sollten über 50 Klappstühle zeigen, dass genügend Platz für die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen in Deutschland vorhanden sei. Gerade einzelne Kinder- und Babystühlchen erregten wohl besondere Aufmerksamkeit bei den Passanten, die sich bei den Initiatoren sowie beim SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci und dem Grünen-Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein über die aktuelle Lage informierten. Bürgermeister Holger Karl oder Fraktionsvertreter anderer Parteien waren bei der angemeldeten Demonstration augenscheinlich nicht auszumachen.
"Die Idee haben wir eigentlich durch die Berliner Aktion für uns in Bammental übernommen, denn wir haben schon seit Monaten darauf aufmerksam gemacht, mehr Flüchtlinge im Land und bei uns im Ort aufzunehmen", bestätigte Anette Rehfuss vom Grünen-Ortsverband. Die Bammentaler Initiative der Flüchtlingshilfe kümmert sich mit derzeit rund 40 ehrenamtlich Aktiven um Flüchtlinge und Migranten im zwischenmenschlichen Bereich. Im Inter-Café im Familienzentrum gibt es Angebote zur Sprachförderung und Freizeitgestaltung, es wird bei Behördengängen geholfen und man will Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Christa Kleinbub-Dunkel, Mitgründerin der Flüchtlingshilfe, wies darauf hin, dass seit 2015 gute Strukturen im Ort aufgebaut worden seien. So sei hier weiterer Platz in den Unterkünften vorhanden, um mehr Personen willkommen zu heißen.
Familie Mathies erzählte vor Ort von ihren eigenen Erfahrungen: "Wir haben in unserem Haus in den letzten Jahren Zimmer an junge Männer aus Gambia vermietet, die immer freundlich und hilfsbereit sind und können daher nur Gutes berichten." Rainer Metzger, Integrationsmanager für Neckargemünd, Wiesenbach und Bammental berichtete von derzeit 80 Personen, für die teilweise ein Asylverfahren laufe oder die sich in der Duldung befänden.
Castellucci war überzeugt, dass diese Aktion Wirkung zeige: "Ich bin sehr dankbar über die große Unterstützung vor Ort, hier den Menschen in Not zu helfen, ohne sie könnten wir politisch wenig bewegen!" Castellucci werde daher diesem ehrenamtlichen Engagement im Bundestag eine Stimme geben.
Katzenstein empfand die Aktion als starkes Symbol dafür, dass sich Menschen in der Gemeinde kümmern: "Moria ist ein europäisches Schandflecklager; gerade wir in Deutschland müssen vorangehen, denn wir können nicht auf andere Staaten warten und müssen mehr Menschen in Not helfen."