Altlußheim: Fische verendeten in trockengelegtem Bachlauf
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Von Anna Manceron
Altlußheim. Fast acht Stunden waren die Helfer der Tierrettung Rhein-Neckar am Freitagabend im Einsatz. Ihre Mission: zig Fische und Flusskrebse vor dem Verenden bewahren. Der Schauplatz des tragischen Szenarios: der Kriegbach in einem Waldstück bei Altlußheim. Spaziergänger hatten die Polizei am Freitagnachmittag alarmiert, weil der Bach teilweise kein Wasser mehr führte und die Tiere buchstäblich auf dem Trockenen lagen.
Die Polizei gab den Notruf sofort an die hauptamtlichen Tierretter weiter. "Wir haben dann gleich die Tierrettung Unterland hinzugerufen, weil das für uns zu viel war", berichtet Michael Sehr, Geschäftsführer der Tierrettung Rhein-Neckar. Die Einrichtung mit Sitz im pfälzischen Hochdorf-Assenheim arbeitet hauptamtlich mit zwei Helfern. Die Tierrettung Unterland hingegen verfügt über zahlreiche ehrenamtliche Helfer und deutlich mehr "Manpower". Sie war am Freitagabend mit sieben Helfern vor Ort. Im Einsatz waren auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Altlußheim und Neulußheim mit jeweils 16 beziehungsweise elf Brandschützern, sowie die Polizei.
Insgesamt waren die Rettungskräfte von 18.30 bis etwa 2.30 Uhr auf den Beinen. Im Licht der Scheinwerfer nahmen sie den ausgetrockneten Bachlauf unter die Lupe. "Wir mussten eine Strecke von ungefähr einem Kilometer absuchen", berichtet Michael Sehr. Alle 30 bis 50 Meter fanden die Rettungskräfte dann Pfützen, in die sich die Fische gerettet hatten. Für viele von ihnen kam allerdings jede Hilfe zu spät. "Es waren schon viele tote dabei", erzählt Sehr. Wie viele insgesamt verendet sind, kann er nicht genau sagen. "Aber es waren auf jeden Fall 50 bis 60 Tiere", meint Sehr. "Wenn nicht sogar mehr." Immerhin: Rund 50 Fische und Flusskrebse konnten die Helfer in dieser Nacht retten. Sie wurden in den Duttlacher Graben, einen Zufluss des Kriegbachs, der weiterhin Wasser führte, umgesiedelt.
Den Grund für das Fischsterben haben die Tierretter bereits ausfindig gemacht. Schuld an der Notlage seien Fehler bei Bauarbeiten zur Renaturierung des Kriegbachs gewesen, erklärt Michael Sehr. "Man hat das Wasser umgeleitet, dabei aber nicht darauf geachtet, dass der Bach bei diesen Temperaturen nicht leer läuft", so der Tierretter. Auftraggeber der Bauarbeiten ist das Land Baden-Württemberg mit dem zuständigen Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe.
Seit August führt das RP am Kriegbach zwischen Altlußheim und Bad Schönborn-Langenbrücken Bauarbeiten durch. Die Behörde will damit nach eigenen Angaben die Durchwanderbarkeit für Wassertiere erhöhen und so den Zustand des Gewässers verbessern.
Der Bürgermeister von Altlußheim, Uwe Grempels, sei am Freitagabend ebenfalls vor Ort gewesen, berichtet Michael Sehr. Der Rathauschef habe versucht, die zuständige Landesbehörde zu erreichen. Seine Bemühungen blieben jedoch – zumindest an diesem Abend – vergeblich.